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Buch.
Viertes
Äbthei1ung.
Esther Abfchnitt.
ssiHL2h2s.DVende der Jahrhunderte geborenen Kölner Meisters, welcher in der Regel
unter Dürer7s Nachf0lgern genannt wird. Seine VVirksamkeit entsaltete er allers
dings ausserhalb feiner Vaterstadt. Da er als Kupferstecher iPassavant zählte
I40 NummernJ ganz zu den deutschen Kleinmeistern gehört, nimmt man an,
er habe sich in Nürnberg gebildet; und da feine Formengebung ein besseres
Verständniss der italienischen Renaissance zeigt, als diejenige feiner meisten
nordischen Zeitgenossen, meint man, er müsse in Italien gewesen fein. Als
Kupferstecher ist er übrigens nur in der ersten Hälfte feines Lebens thätig ges
KupF::ci1kiieche.wisesen; feine letzten datirten Kupserstiche Even I532J sind schon in K0penhagen
gemacht. Hier weilte er seit I53I als H0fmaler der dänischen Könige; von
diesen beurlaubt, hielt er sich jedoch zeitweise am preussischen Herz0gshose
in Königsberg auf, und dort lebte er seit I55I als Hofma1er Herzog Albrechts
und dort starb er I568 oder I569. Die nordischen Höfe beschäftigten ihn mit
allen möglichen, auch architektonischen und plastischen Aufgaben, haupts
sachlich aber als Bildnissmaler. Bildnifse sind denn auch die einzigen Gemälde
feiner Hand, die sich erhalten haben. Sie sollen in Kopenhagen und in König5s
GF;i;iläe berg zu finden fein. Besonders werden die Bildnisfe König Christians III. und
.seiner Gemahlin in Kopenhagen hervorgeh0ben.
NieSäJ112e2i. Indem wir uns den niederrheinischen Meistern zuwenden, welche sich uns
an die Niederländer anlehnen, sehen wir uns zunächst dem
FscizexF trefflichen Meister Jan ,722cJZ gegenüber, welcher zwischen I505 und 15081J die
J;H,nJY,Ffk, beiden mächtigen Hauptflügel des reichgefchnitzten Hauptaltares der Nikolais
ssi1:Feä.c1e:aks Psarrkirche zu Kalkar von aussen und innen, im Ganzen in 20 Feldern, mit Dars
is K21kak. stellungen aus der heiligen Geschichte bemalte. Die 0berflügel zeigen von aussen
links die Verkündigung LFig. 304J, rechts die Geburt Christi, von innen links das
Opfer Abrahams, rechts die Erhöhung der Schlange. Die beiden Hauptflügel
zeigen auf jeder Seite vier Darstellungen aus dem Leben Christi und Mariae,
nämlich I. CaussenJ 1J die Beschneidung, 2J die Anbetung der Könige, 3J die
Darstellung im Tempel, 4J Christus im Tempel, II die Taufe, 6J die Verklärung
Christi, 7J Christus und die Samariterin am Brunnen, 8J die Auferweckung des
Lazarus; II. CinnenJ 9J die Gesangennahme Christi, IOI die Dornenkrönung, I1J
Pilatus zeigt Christus dem Volke, 12J Pilatus wäscht sich die Hände, I3I die
Auferstehung, I4J die Himmelsahrt, I5J die Ausgiessung des heiligen Geistes,
16J der Tod Mariae. 2J Jan Joest tritt uns in diesen schönen Bildern als ein
Hauptmeister der Zeit entgegen, der von einer engen Anlehnung an die aus
Holland stammenden Zeitgenossen Memling7s ausgegangen, jedoch von der itas
lienischen Renaissance keineswegs unberührt geblieben ist. Echt altnieders
ländisch sind die innerlich lebendigen, äusserlich aber ruhigen Kompositionen,
die vielen sprechend wahren Porträtköpse aller Nebenf1guren, die warme,
leuchtende, in der Landschast von dem bräunlichen Baumschlag des Vorders
grundes zu klaren lichtblauen Bergsernen abgetönte Farbe und die ebenso
warme, liebevolle, bei aller Sorgfalt doch weiche und Hüsf1ge Behandlungss
Sein Leben.