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Viertes Buch.
Abtheilung.
ErPcer Abschnitt.
erreicht der Goldgrund, theilweise mit zarten Farben 1asirt, einen duftigen
Lichtschimmer, während die Gestalten der InnenHügel sich von einem ausges
spannten Prachtteppich abheben, über dem eine reiche Landschaft unter nas
türlichem Himmel liegt. In ergreifendster VVeise versteht der Meister, in feinen
Gesichtern die pathetischen Afsekte der momentanen Stimmung sich wieders
spiegeln zu lassen; aber indem er die ganzen Körper an der innern Bewegung
theilnehmen lässt, übertreibt er die äusseren Bewegungsmotive bis zur Vers
zerrung. Zu den bedeutendsten nordischen Meistern seiner Zeit gehört er, wenn
er auch von Manier keineswegs freizusprechen ist. Die Entstehungszeit seiner
Gemälde fällt in die letzten Decennien des II. und die ersten Jahre des I6.
Jahrhunderts. 1J
BaJ3jc;1o. Eins der früheren VVerke des Meisters ist der aus der Kölner Kirche Sancta
inmlH:s1klij:Tt;:; Columba stammende Bartholomäusaltar der Münchener Pinakothek. Das Mittels
.bild stellt den hl. Bartholomäus zwischen der hl. Agnes und der hl. Cäcilia
dar. Andere Heilige sieht man aufden Flügeln; alle stehen in halber I.ebensgrösse
in mehr oder weniger statuarischer Ruhe nebeneinander. Schon deshalb tritt
der Meister uns charakteristischer in seinen beiden grossen, aus der Karthause
stammenden Altären im Kölner Museum entgegen. Auf dem Mittelbilde des
Th0Z:isk;lW Thomasaltarcs sehen wir den Heiland, von Engeln und grossen, schwebenden
in Kein. Heiligengestalten umgeben, aus der Himmelsglorie hervortreten und die rechte
Hand des vor ihm knieenden Thomas mit der seinen in seine Speerwunde fühs
ren; die Innenseite des linken Flügels zeigt Maria mit dem Kinde und Johannes
mit dem Kelche, diejenige des rechten Flügels den hl. Hippolyt in Rüstung,
Mantel und Federhut und die hl. Biisserin Afra. CFig. 303.J An der Aussenseite
der Flügel sind die hl. Symphorosa und die hl. Fe1icitas, jede mit ihren sieben
Söhnen als weisse Steinbilder in Nischen gemalt. Dieses VVerk gilt mit Recht
als das Hauptwerk des Meisters. VVunderbar ist die sowohl durch den Auss
druck der Köpfe, als auch durch die seltsame und doch prächtige Farbens
skala bedingte visionäre Stimmung, die das ganze Bild durchzieht. Aus dem
Mittelbilde des Hei1igenkreuzaltares sehen wir Christus mit sterbend gesenktem
KkEI,HFHn3 Haupte am Kreuze hängen. Ein Schädel liegt am Fusse des Kreuzes, ein
in Köln. Gerippe hinter ihm auf dem Felsen; Maria und Johannes stehen, von tiefster
Qual bewegt, neben dem Kreuze, welches Magdalena umklam1nert hält. Abs
gewandt stehen der Apostel Thomas und der hl. Hieronymus. Die Chöre
nackter Engelknäb1ein, welche das Kreuz des Erlösers umAattern und aus dem
Himme1b1au der Flügelbilder herabHiegen, wie die reiche 0rnamentik, die von
Bilder des oben in die Bilder herabragt, zeigen den Uebergang in die Hochrenaissances
ii1eilsF;s zeit.2J Ein kleines Madonnenbild dieses Meisters besitzt Herr Dr. Dormagen
in Köln, Flügel mit Heiligen besitzen die Londoner Nationalgalerie und die
II, Nx1iTJZT; Mainzer Sammlung; auch in der grossen Abnahme vom Kreuze des Louvre, welche
II Man vergleiche die von JiJ:s7OZ0 mitgetheilten Urkunden mit der Beweisführung A. mir;
ja. a. O. S. 62s73J, dem wenigstens darin recht zu geben ist, dass die Bilder im a1lges
meinen zu spät angesetzt worden sind.
2J Nicht Zuzugeben isI Ä. ei. IXN2cJszäz:tJ2,.k Ansicht, nur die Enge1c:höre dieses Bi1des Cdie übrigens
gerade am wenigsten von schongauerIseher Formengebung zeigenI rührten von dem Meister selbst her
und der Rest sei DStiimperarbeitx ja. a. O. S. 8oJ. Nur in den AusSenseiten der Flügel dieses Bi1c1es
isI entschieden eine schwächere Hand wahrnehmbar.