Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

488 
Buch. 
Viertes 
Abtheilung. 
Erster Abschnitt. 
klar umrissene Künstlerpersön1ichkeiten entgegen, wie in anderen gleichzeitigen 
Schulen; aber die zahlreich vorhandenen niederrheinischen A1targemälde und 
Bildnisse dieser Epoche reden deutlich genug für sich selbst und beweisen, dass 
die Mehrzahl der Meister dieser Gegenden der Mehrzahl ihrer oberdeutschen 
Genossen ebenbürtig war. Am Anfang des fechzehnten Jahrhunderts sehen 
wir hier theils den altkölnifchen Idealismus, mit der moderneren Neigung für 
Wahrheit und Individualität gepaart, noch einmal grossartig ausklingen, theils 
0berdeutsche EinHüsse in selbständiger und geistv0ller Weise verwerthet werden, 
theils endlich Hund das am häuHgstenJ eine unmittelbare Anknüpfung an die 
gleichzeitigen Niederländer sich fortsetzen. 
          
.,ek1,1,s;ppe, U zmsF er zeiz;g.eJ2 zZJPe. einer atert ümic  rengen eammt atung 
wegen iPc fein Hauptwerk im Kölner Museum schon oben IS. 97J besprochen 
worden, obgleich es erst im zweiten Jahrzehnt des sechzehnten Jahrhunderts 
entstanden isi.1J Hier wäre hinzuzufügen, dass dem Meister ausser diesem 
herrlichen Werke noch eine Reihe anderer Gemä1de zugeschrieben werden 
müfsen, welche nicht nur im Kölner Museum, sondern auch in den Sammlungen 
von Berlin, München, Nürnberg u. f. w. ftudirt werden können. 
MI:F1I;1rEF;1tTr Unter den kölnischen Meistern, welche oberdeutsche Einflüsse verars 
obr:;3;its beitet haben, sei zuerst der JlJesJZe7s des I7zmJmFzzZm7EeF2J des Kölner Mufeums 
KP;ZF;2rrrä.e5 genannt. Er tritt uns in einer Reihe erha1tener Gemälde als ausgeprägter, 
     
sein ski1. u a ung un 0rmenge ung in urc 1e 1c e c ongauer7s  104  
bedingt, aber plumper in den breit und eckig gestirnten Idealköpfen und uns 
ruhiger in den Bewegungen. Seine eigenartige, selbftbewusste und sorgfä1tige 
Pinfelführung erinnert eher an diejenige der gleichzeitigen Niederländer. Die 
Modellirung der F1eischpartien erreicht mit ihren grauen Schatten, hellen Lichs 
tern und zarten Lasuren eine ungemein plastische Wirkung, und die Farbens 
gebung schlägt mit ihrer aus Gold, r0sa, grün, blau und grau zusammengesetzs 
ten frischen, aber kühlen Harmonie, einen höchst eigenthüm1ichen, aber keiness 
Wegs unsympathischen Acc0rd an. Auf den Mitteltafeln seiner Hauptwerke 
Ma1erfchule, Köln 1852J und G. F. Wangen sHandbucl1 der deutschen und niederländifchen Maler. 
fchulen, Stuttgart l862, S. 28l ff.J hat auf diesem Gebiete griind1icher vorgearbeitet, als vielfach aners 
lcannt worden. L. .FxJ2eizZZzJsJs Forschungen CverösTentlicht nur bis Zum Ende der vorigen Epoche in 
seiner Inauguraldiffertation, Bonn I880J haben die Ansichten dieser Männer, besonders diejenigen 
KuglerYs, in vielen Fällen bestätigt, in anderen berichtigt und erweitert. Gerade für das vorliegende 
Kapitel hatte der Verfasser sich der eingehenclsten brieflichen Mittheil11ngen ScheiblerlS zu erfreuen, 
und er konnte auf einer eigens zu diesem Zwecke unternommenen Reife in fast allen Fällen seine 
Uebereinstimrnung mit dessen Ansichten 1constatiren. 
1J JlJe7Zo, Die Familie Hackeney, Köln 1863, S. 70s75. 
2J Oft wird er auch nach feinem XVerlce in der Münchener Pinakothel; d:Meister des Bartl1ol0miiuss4 
oder des oBarth0lomäussAltaresc genannt. Früher identiticirte man ihn mit Lukas van Leiden, dann 
mit einem urkundlich beg1aubigten, aber älteren Kölner Meister christ0pl1. Neuerdings hat XI. 7J. ZNzzws 
5izcJzcs 1dentisicirung des Meisters mit M. schongauer in feiner in anderen Beziehungen ergebnissreicl1en 
Monographie des letzteren, Wien 1880, S. 61s82, allgemeinen Widerfpn1ch hervorgerufen. Dass der 
Vergleich mit den Kupferstiehen des Ko1marer Meisters Obgleich eine BeeinAuffung durch dieselben 
evident ists keineswegs zum lc1entitäitsbeweife führt, hat schon LizZ2Xäe sLLitzow7s ZeitschriftXVl, S.83s86I 
trefFend a.usgefi.ihrt. Die Malweise der lcölnifchen Bilder macht die IdentiAcirung vollends unmöglich.
	        
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