Hälfte
der erPcen
des
16. Jahrhunderts.
485
ter Zwingli7s. sicher von feiner eigenen Hand sind ferner drei von I538 datirte
Bildnisse in der Züricher Künstlergesellschaft und drei mit 1549 bezeichnete im
Privatbesitze in Solotliurn. Der Meister tritt uns in allen diesen VVerken ernst
und achtenswerth, aber auch trocken und langweilig entgegen.
Den wichtigsten einheimischsschweizerischen Künstler besass Bern in JVz.kos
Krisis JsJcm2zsZ DZ2zzJrJz,1J dessen Bedeutung für seine Vaterstadt, ja für die ganze Deutsch.
Reformationszeit freilich weit über die Grenzen feiner malerischen Leistungen
hinausgeht. Er war der Reformator Berns; er war Rathsherr und Gesandter; Sein Leim.
und als Künstler errrang er mit feinen Fastnachtsspielen und Satiren auf
dem Felde der Dichtkunst nicht mindere Erfolge, als auf demjenigen der
Malerei. Nikolaus Manuel, wie er sich später zu nennen pflegte, 2I soll, nach
der freilich nicht verbürgten Familientradition I484 geboren fein. Dass er die
Kunst zu feinem Berufe wählte, ist gewiss; aber wo und von wem er sie ges
lernt, ist nicht bekannt; dass er I5I1 bei Tizian in Venedig gearbeitet habe,
ist unbegründet. Die Urkunden Cvon 1517J nennen ihn überhaupt früher als
Uünfterbaumeister, dann als Maler; aber es haben sich auch Gemälde von I517
und es hat sich eine Handzeichnung des Meisters von I51I erhalten. Er
starb im April I530.
Auch Nikolaus Manuel hat eine Reihe grosser VVandgemälde geschaffen. seinekvkmd.
Mehr äusserlichsdekorativer Natur, aber freilich undekorativ und unmonumental gema1dei
genug in der Komposition war die Darstellung des alten Sa1omon, den die
fremden VVeiber zum Götzendienste verführen, am Eckhaus beim Mofesbrunnen di2i2erTJ
in Berti swelches aber nicht, wie man früher annahm, des Meisters eigenes
Haus warJ. Das Bild wurde 1758 x1abgethanc:, war aber früher kopirt worden.
Die beste Kopie beHndet sich im Privatbesitze, eine schwache im kantonalen
Kunstverein zu Bern.4J Manuel7s berühmteste VVandgemälde waren die Todess Dis;Fä:Hess
bilder, welche er vor I522 an der 1nnenseite der Umfassungsmauer des Berner
Dominikanerklofters gemalt hatte. Auch sie existiren nicht mehr; sie sind schon
1660 abgebrochen, aber elf Jahre vorher von dem Maler Kauw kopirt worden.5J
Diese 0riginalkopien befinden sich noch heute im Besitze der Familie Manuel;
aber Nachbildungen von ihnen besitzt der Berner Kunstverein. Es waren
46 Darstellungen mit über hundert lebensgrossen Figuren. Der Meister hielt
sich in der Hauptsache an die Motive der Baseler Todtentänze; auch bei ihm
nöthigt der Tod die Vertreter der Stände noch geradezu zum Tanze. Aber
im Einzelnen erfand Manuel die Gestalten und ihre Bewegungsmotive selbs
ständig; und als geistiges Leitmotiv macht sich eine besonders bittere Satire
1J Gkundlegende ältere Monograpl1ie: C. G7s22m3iJM, DNicolaus Manue1etc.cc stuttg;1kt U, TijhjHgen
I837. Die neueren Forschungen: F. .Fz2Z:7y2zem Einleitung zu Baechtoldls und Vetter7s xBis
bliothelc älterer scl1riftwerlce der deutfc11en Schweiz: II, Frauenfelcl I878, P. LIX.CXX und X. Felix:
im Repertorium III. C1879I S. ls32.
2I sein Familienname war urfpriinglicl1 Alleman, Deutfcl1 die Ueberfetzuug desselben. Nikolaus
Manuel aber waren feine Taufnamen. FtIZtJM7ZCZ Si. El. Co P. XXI U. XXII.
3J Abgebildet bei lc. Ji7rzJm im Repertorium III C1879J bei S. 6.
4J X. Fazit a. a. O. S. 9.
5l Vgl. F. S. IZFjgeZf72C5 Ausfi.ihru11gen a. a. O. P. LXXVIgXCV. Die Landfchaften find, wie
Vögeln: hervorl1ebt, 0iTenbar von dem Kopilien hinzugefügt. Damit fällt alles. was 67n22seije2z und
ÄJzgZz7 CGefcl1ichte der Malerei. Z. Aufl. II, S. ss9J aus ihnen über Manuel,s Beziehungen zu Tizian
fchl0ffeu.