Drittes Buch.
Abt11ei1ung.
ErPcer
Ab fchnitt.
fein, das Pafsionfcenen und christliche Martyrien gewohnt war, und Rogier
war der Mann, sie ergreifend und anfchaulicl1 darzuftcllen. WVir befitzen von
diefen Schöpfungen nur noch spätere Nachbildungen, die aber nicht einmal
den Anfpruch erheben können, eigentliche C0pien zu fein, in den flandrifchen
Teppichen der Stadtbibliothek zu Bern II.
11ckk21:i2. Als Hauptwerk Rogier7s schildert Carel van Mander die Kreuzab nah me
n1Ci1;.adkYiie.7 in der Frauenkirche vor der Stadt zu Löwen, die dann in königlichen
Bef1tz nach Spanien gekommen war CFig. 147J. Unter den drei Exemplaren, die
jetzt in Spanien vorhanden find, l1ielten,Crowe und Cavalcafelle das in1 Mufe0
del Prado, Waagen das in der Antefacristei der Escurialkirche für das 0rigj.
nal. Es ist eine C0mps0f1ti0n von zehn fast lebensgr0fsen Figuren, die in dem
lcnappen, in der Mitte iiberhöhten Rahmen schwer Platz finden, und zwar auf
Goldgrund, der bei gröfseren Altarbildern noch immer vielfach Anwendung
fand. Die harten, fcharfen Bewegungen der mageren Gestalten sind hier bei
fonders auffallend, aber die Compof1tion wird von dem l1erabgelaffenen Leichs
nam trefflich beherrfcht, und in den um ihn Befcl1äftigten, in der Magdalena,
die in heftigem Weinen fich über feine durchbohrten Füfse neigt, in der Gruppe
um die Ohnmächtige Maria, ergreift der Ausdruck des Scl1merzcs, bald milder
und gefafster wie in den männlichen Charakteren voll individueller Eigenart,
bald leidenfchaftlicher wie in einigen der Frauen, deren Züge etwas Typifches
haben 2J. Eine kleinere Replik mit Veränderungen bildet die Mitteltafel des
1.iiw2n. I443 datirten Altars in St. Peter zu Löwen, auf dessen Flügeln der Stifter
Willen1 Edelheer und feine Gattin Alyt mit ihren Kindern und mit Heilis
gen zu sehen f1nd3j.
Aikii.sci1sii Ein durch ältere Nachrichten beg1aubigtes Werk, das für die neuere Kritik
Mii0iv;1sr,a, den Ausgangspunkt gebildet hat, um zahlreiche andere Arbeiten des Meisters
Berlin. festzustellen, ist das im Berliner Museum befindliche Marienaltärchen aus der
Karthaufe Miraflores bei Burgos, 1445 durch König Johann II. dorthin
gestiftet und in alten Aufzeichnungen des Klosters als Werk des ygrofsen und
berühmten fiandrifchen Meisters Rogel:c erwähnt O. Das Triptych0n, aus drei
gleichen Tafeln bestehend, enthält links die Geburt Christi, bei welcher das
nachdenkliche Gesicht J0fephs fast in das Komifche geht, in der Mitte die Bei
weinung ,Christi, defsen Leichnam in Maria7s schofs liegt, und rechts den
Auferstandenen, der feiner Mutter erscheint. Hier sind ihre Betr0ffenheit und
und fchmerzliche Freude von einem Adel in Zügen und Geberde, den Rogier