Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Hälfte 
deutfche Malerei der erlken 
Jahrhunderts. 
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Eindruck packender Individualität hervorgerufen wird, zeigt den Vater bereits 
in den Bahnen feines grossen Sohnes CFig. 288J. 
Im Jahre 15i7 zwangen traurige Vermögensverhältnisse den Meister, feiner Die F;zmj;je 
Vaterstadt den Rücken zu kehren. Wir wissen, dass er sich nach Isenheim im  
Elsass wandte und I524 in der Fremde starb. Ein Jahr später als er verliess 
auch fein Bruder Sigmund Augsburg und zog nach Bern, wo er es zu Ans 
sehen und Vermögen brachte; doch find keine Werke Fz;;s77s2zi7mZ fJoZFEi;27.5 
bekannt. Hans Holbein7s des älteren Söhne aber, Hans und Ambrosius, hatten 
Augsburg schon vor ihrem Vater verlassen. Sie waren nach Basel gegangen, 
wo Hans feit I5I5, Ambr0sius feit l5I6 nachgewiesen werden kann. 
 der ältere der beiden Brüder Csein Geburtss und Todesjahr find Ami;koHus 
unbekanntJ, war nicht eben ein Genie; aber talentvoll genug arbeitete er einige Holbein. 
wenige Jahre neben feinem Bruder in Basel. Er scheint früh gestorben zu fein. 
schon im Jahre 15I9 verlieren sich feine Spuren. Von der vortheilhastesten Seite 
erscheint er in feinen silberstifts und Federzeichnungen, von denen das Baseler sein; 
Museum die meisten besitzt. Am Heissigsten zeichnete er im Auftrage der Vers HiFZkI;Tiic.h. 
leger Proben, Petri und Gengenbach Buchtitel, Initialen und Buchillustrationen 
für den H01zschnitt. Gefalligkeit, Humor und eine leichte Erfindungsgabe seine. 
zeichnen diese Darstellungen aus. Von den wenigen Oelgemälden Tauf  
die ais feine Werke anerkannt find, ist die einzige religiöse Darstellung s:Chris oe1gSmlde 
stus als Fürbitter auf W0lkenck, im Baseler Museum, nur eine etwas unlogische is i32re1. 
Verwerthung von Dürer7s Schmerzensmann vor der grossen HolZschnittsPafsion; 
die übrigen sind Bi1dnisse, und von diesen find die beiden liebenswürdig aufges 
fassten ge1bgekleideten Knaben derselben Sammlung Izu denen als Rückfeite 
des einen die Darstellung von zwei Todtenköpsen gehört zu haben scheintJ 
durch das alte Amerbach7sche Inventar, der junge Mann der Petersburger Eres iI1ZFrt;rss 
mitage durch einen bezeichneten Entwurf des Meisters beglaubigt. Die fünf  
grossen, auf Leinwand gemalten Pasfionsbilder des Bafeler Mufeums endlich Dieb1;FTtriInss 
werden als Schöpfung einer gemeinsamen Werkstatt der beiden Brüder haupts d13lsug:F:1sec 
sachlich deshalb erkannt, weil ihre Komposition nicht einfach, ihre Färbung  
nicht klar genug für den jüngeren Hans Holbein erfcheint. 
Dieser j27Z7zzre722 Erim JsJoZFezJ2 ist ein Stolz Deutschlands, ein Ruhm Europa7s, H; 
neben Dürer der grösste deutsche Meister aller Zeiten. Es wäre thöricht zu  
fragen, wer grösser sei, Dürer oder Holbein. Die beiden Meister sind bei aller  
durch die gleiche Nationalität und dasselbe Zeitalter bedingten Verwandtschaft  
grundverschieden. Ihre Verschiedenheit lässt sich zum Theil auf den Unters 
schied zwischen der fränkifchen und der schwäbischen Schule, zwischen Nürns 
berg und Augsburg überhaupt zurückführen; zuin anderen Theil erklärt sie sich 
dadurch, dass Hans Holbein d.  immerhin ein starkes Vierteljahrhundert 
jünger war als Dürer. Die Hauptsache aber bleibt, dass die beiden Meister 
verschieden angelegte Naturen waren. Dürer ist im Ganzen in sich ges. 
kehrter, fubjektiver und religiöser; Holbein ist freier, objektiver und we1tlicher. 
Dürer hat sein Leben1ang ringend nach Formen gesucht; Holbein fand die 
neue, weichere, heitere Formenwelt bereits als ererbten Besitz vor und konnte 
ohne Schwanken und Zaudern auf gewiesenem VVege zur höchsten Freiheit und 
Vollendung emporsteigen. Dürer steht noch halb im 15. Jahrhundert; Holbein 
ist der Hauptvertreter deutscher Kunst in der reinsten Blüthezeit der Hochs 
	        
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