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Viertes Buch.
Abthei1ung.
Erster Abfc11nitt.
Blatt berühmt. Die Jungfrau stirbt hier nicht, wie auf fränkischen und niederrheis
nischen Bildern, im Bett, sondern sie sinkt nach einer auch bei Zeitblom und andes
ren schwäbischen Meistern wiederkehrenden Auffassung, zwischen den Aposteln
stehend, in sich zusammen. Die körperliche Bewegung kommt wahr und schön
zum Ausdruck, ergreifend abgestuft aber spiegelt die geistige Bewegung in
den Köpfen der Apostel sich wieder. Nicht datirt, aber bezeichnet ist die Ans
isNiimberg.betung der Könige in der M0ritzkapelle zu Nürnberg; dagegen zeigen vier
its Stuttgart. grosse Tafeln des Stuttgarter Alterthumsvereins, welche die Grablegung, die
us T. Ws Höllenfahrt, die Auferstehung und die Ausgiessung des hl. Geistes darstellen,
die Jahreszahlen 15I0, 15I6 und I5I9. sehr gerühmt werden endlich zwei Flügel
eines Schnitzaltares zu Wasseralsingen bei Ahlen2J. Auch Schaffner ist in feinen
reifen Werken zu der architektonischen und 0rnamentalen F0rmenwelt der italies
nischen Renaissance hindurchgedrungen; in der Durchbildung feiner Gestalten
erscheint er als echter Vertreter der deutschen Renaissance; und selbst seine
in den dunkleren Stellen tiefe und gedämpfte, in den helleren Theilen perls
grau angehauchte, harmonische Färbung zeigt den subjektiv empHndenden Res
naissancemeister, welcher die Farbe bestimmter Absicht dienstbar macht.
r:Tkn1giegiitek Viel geringer ist ein gleichzeitiger schwäbischer Meister, für den nach
m3kix:ge:x. seinem Altarwerk mit Scenen aus dem Leben Mariä3J in der Sammlung des
Fürsten von H0henz0llern zu ZSigmaringen der Name des MZ2Ze7EF wie s2;gss
74szxmJ2gxsyz CEisenmannJ v0rgeschlagen wird. Andere seiner Bilder befinden sich
in D0naueschingen, Stuttgart und Karlsruhe.
B;;3x:id Parallel mit Schaffner aber geht ein, wie es scheint, etwas älterer Meister
von Memmingen, den erst die allerneueste Forschung entdeckt hat. A. Wolts
mann, dem das Verdienst gebührt, seine Hand in einer grösseren Anzahl von
Gemälden erkannt zu haben, nannte ihn nach der Sammlung, aus welcher seine
bedeutendsten Gemälde stammten, den vMeister der Sammlung Hirscherec;4J
W. Bode hat durch einen glücklichen Zufall die Entdeckung gemacht, dass er
Memminger Bürger war und Be772Jm7zZ Fz7sz;;sZZ hiess;5J L. Scheibler hat ein
reichhaltiges Verzeichnifs seiner Werke zusammengestellt.SJ
Geboten I46o Cocler I46IJ, scheint er in der früheren Zeit seiner Meisters
schaft in Memmingen, später eine Zeitlang in Augsburg gearbeitet zu haben
und schliesslich Cetwa I5I7J nach Wien übergesiedelt zu sein. Er war Liebling
Maximilian,s und besass angeblich, wie Apelles am Hofe Alexander7s, allein
das Recht, den Kaiser zu malen. IF
seiy2 In der That ist Strigel Zunächst als Porträtist ein tüchtiger Meister seiner
B11dMe Zeit, freilich etwas mangelhaft in der Anordnung und Modellirung, aber prächtig
in der malerischen Behandlung und individuell im Ausdruck. Das beweist das
II Vergl. II. J1Iiz:ctJz in den Verhandlungen des Vereins für Klinke etc. in Ulm etc. I846. S. 22 ff.
2I E. Zlfe7c2 in den Verhandlungen des Vereins für Kunfi: etc. in Uln1. I846. S. 25.
3J Im Kataloge ssSchühleina genannt. ,
4J Verzeichnifs der Fi.irA:lich Fürfienbergifchen sammlungen Cl870J S. 9.Io. Vgl. O. EfJms
2;m7m im VIll. Band von schnaafe7s .vGefchic11te der bildende Ki.infiecc CI879I S. 4s7 if.
5I Jahrbucl1 der 1c. preufsifchen Kunüfammlungen I1, I881. S. 54s39,
6J Ebendafelbfi. S. 59ss61. Ein Zweifel an der Identität des vMeilkers der Sammlung Hirfcheru,
als des MeilIers der in Betracht kommenden HiPc0rien, und Bernhard strigels, als des Meisters der
Bi1dniffe, fpricht lich in den Benenns.1ngen des neueiken Kata1oges der Münchener Pinakothelc von
M Fxlzi2iikii C188l, S. 14, S. 45J aus.