Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abthei1ung. 
Erkier Abfchnitt. 
H Es; toniterpräceptorei Isenheim im Oberelsass gestiftete Altarwerk, dessen Tafeln 
eIiz1iHiM gegenwärtig der schönste Schmuck des Museums zu Kolmar sind. Dieser yIsens 
i2JI1IT:IY1iF2IiJi heimer A1tarcc ist ein eigentlicher Schrein, der ein aus Holz geschnitztes und 
farbig bemaltes Bildwerk einschliesst. Scl10n die schmalen SeitenHächen deSsels 
ben aber sind mit Gemälden geschmückt, die zu den besterhaltenen VVerken 
Grünewald,s gehören. Aus gothischen, lose mit naturalistifchem Blattwerk ums 
zogenen Sockeln stehen die Gestalten des hl. Antonius und des hl. Sebastian, 
beide charakteristischer Weise in einem geschlossenen Raume, welcher durch 
ein oben angebrachtes Fenster mit jäh einfallendem und schimmernd an den Ges 
stalten und ihren Gewandungen spielenden Lichte erfüllt wird CFig. 274 u. 275J. 
Die Vorderseite des Altars war mit zwei auf beiden Seiten bemalten Flügels 
paaren sv0r oder über einanderJ geschlossen. Die Bilder der Innenseiten der 
inneren Flügel beziehen sich auf die Legende des hl. Antonius. Rechts sieht 
man die Einsiedler Antonius und Paulus in der phantastisch wilden, farbens 
prächtigen Einsamkeit vom Raben Gottes gespeist; links ist die Versuchung 
des hl. Antonius mit barocker Phantastik dargestellt. schloss man dieses innere 
Flügelpaar, so sah man auf dessen Aussenseiten eine grössere, gemeinsame Dars 
stellung: dieJungfrau mit dem Kinde in herrlicher, malerisch behandelter undkol0s 
ristisch ausgefasster I.andschaft sFig. 276J; dazu Schaaren mus1zirender, jubelnder, 
s1ngender Engel, welche sich aus dem gegenüber sichtbaren Himmclsthorc herabs 
schwingen, um der heiligen Mutter und dem heiligen Kinde zu huldigen. Helle 
Festfreude durchrauscht die ganze Darstellung; und die schillernde Farbenpracht 
ist leuchtend dazu gestimmt. Die Darstcllungen auf den Innenseiten der Aussens 
Hügel rahmten dieses Hauptbild natürlich ein: auf der einen Seite eine Vers 
kündigung, auf der anderen eine Auferstehung Christi. schloss man aber auch 
diese Aussenslügel, so sah man ganz aussen die Kreuzigung dargestellt, unsch6n 
schrecklich in ihrem wilden Schmerzensnaturalismus, wie in der I.eichenfarbe und 
den Verwesensformen des Gekreuzigten, während die Beweinung des Heilandes 
im Sockel eine schönere und würdevollere Haltung bewahrt. schwerlich sind 
diese Ausscnbilder ganz eigenhändig von dem Meister ausgeführt worden. 
Dis Ecken Als zweites erhaltenes Hauptwerk Grünewald7s müssen wir das Mittelbilcl 
niii,EuilliuYL jenes aus Halle über Aschaffenburg in die Münchener Pinalc0thek gekommenen 
1v1;kiii2iiTi22k Altares anerkennen, dessen Kranach angehörende Flügel den ersten Anlass zur 
PMiMhek. gänzlichen Verkennung Grünewald7s gaben. O Es stellt in lebensgrossen,3Fbreits 
Hüss1g gemalten, mit eigenartigstem Kolorismus ausgestatteten Gestalten die Bei 
kehrung des hl. Mauritius dar, dessen silbern blinkende Rüstung trefflich zu 
seinem charaktervollen dunklen Negerkopfe steht, während der hl. Erasmus, 
welcher ihn bekehrt, in ein echtgoldenes Bischofsgewand gehüllt ist. 
öxH2iFlkF Die übrigen Gemälde, welche dem Meister simmer abgesehen von den 
ckuTiLZ21Fss.Kranach7schen, in denen man etliche Jahrzehnte lang seine Hand zu erkennen 
glaubteJ neuerdings von verschiedenen Forschern abwechselnd zugeschrieben 
 und bestritten wurden, bedürfen sehr einer nochmaligen Revis1on.2J 
1J So auch M scJzym227Z in scheStag7s Repert0rinm I, S. 4I1 und Kunfkchr0nik XV, S. 633. Vgl. 
oben S. 419.  
2J Dafs eine kleine Auferstehung des Bafeler Mufeu1ns von Grü11ewa1d7s Hand sei, ist, obgleich ein 
altes Inventar die Taufe be1iätigt, neuerdings wieder zweifelhaft geworden.  Dorfs die F1iigelbi1der 
hinter dem Hochaltar der Münchener Frauenkirche, welche die Bekehrung Pau1i und den Bischof Mars
	        
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