Die
Malerei des
11ieder1ä11cIifche
Ja11rhu11derts.
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Brunnen cles Lebens und dem Triumphe des Christentl1ums über das
thum. Unter einem reichen gothischen Pyramidalbau thront Gott Vater, ein F1s1J1sELss
Nachklang der Hauptfigur auf dem Genter Altar, ihm zu Füssen liegt das
Lamm, seitwärts sitzen Maria und Johannes der Evangelist; etwas tiefer, in
dem Eckthürmchen und auf der Terrasse, stimmen s1ngende und muslcircnde
Engel ihren Hymnus an. Zu Füssen des Lammes entspringt der Quell lebens
digen Wassers, und an dem Brunnenbecken, in das er rieselt, erscheinen unten
die Vertreter des überwundenen Alten und ihnen gegenüber die des siegreichen
Neuen Bundes. Mag schon durch diesen Gegensatz das Motiv von1 Brunnen
des Lebens hier ganz anders ausgefasst fein als im Genter Altar, so ist doch
die Kenntniss dieses VVerkes vorauszusetzen. Aber während früher auffJ2zäs7sZ
tm: LJIrJc als Meister gerathen wurde, während man neuerdings an XII: TM;
JiJiJrXc dachte, beweist doch die Ausführung dass dieses Bild von keinem beider
Bruder herrührt, ja dass es überhaupt keinem der bekannten flandrischen Maler
zugefchrieben werden kann. Die Charaktere sind stellenweise leer im Vergleich
mit den Köpfen bei Jan van Eyck, die Behandlung ist ungleichartig. Aber
feine unmittelbare Schule ist zu erkennen, und die Entstehung scheint noch
vor die Mitte des I5. Jahrhunderts zu fallen O.
Um dieselbe Zeit tritt uns auch ein mit Namen bekannter Meister ents Heisa;
gegen: JtsZ27zx O77Z2zF, bei dem, in Ermangelung von Nachrichten, der künsti Maus.
lerische Charakter es wenigstens höchst wahrscheinlich macht, dass er in der
VVerkstatt von Jan van Eyck gebildet worden. Auch die bi0graphischen Daten
widersprechen dem nicht. Petrus Cristus, Sohn eines Peter, stammte aus dem
Flecken Baerle bei Deynze, erlangte am 6. Juli 1444 das Bürgerrec11t zu
Brügge und kommt in der Folge daselbst wiederholt urkundlich vor; I463
verfertigt er im Auftrage der Stadt eine grosse Darstellung der Wurzel Jesse
für Processionen, zuletzt erscheint er am 19. März 1472 als Bevollmächtigter
der Malergildc bei einer Differenz derselben mit dem herzoglichen Maler Pierre
C0ustain 2J. Peter nähert sich Jan van Eyck in der Technik, der Kraft der
Farbe, der sorgfältigen Ausführung, aber ohne ihn jemals zu erreichen. Seine
Empfindung hat etwas Nüchternes, sein Schonheitsgefühl ist gering und die
Zeichnung oft schwächlich, die Bewegung steif. Dass er, wie Jan van Eyck,
seine Bilder häufig bezeichnete und datirteT3J, ist der Kunstgeschichte zustatten
gekommen.
Am besten ist er vielleicht im Bildniss, wie in dem schlichten, im Colorite
trefflichen, 1446 datirten Brustbilde des Edwardi Grimston, damals englis
II Stich bei E. J7sJJFJZZ2; Dcnlimale, VI, J7cIJr12JmzZ wollte hier fJ2zäi.7Z Um; E;i;7k fehen, Cm7cIc
U11d Cr27mZmjZZZe haben das Bild 7mz zngefcl1riebcn und wollten hier, auf unf1cl1erer Grundlage f0rl.s
b2iuend, sogar die Bildniffc der beiden Brüder gefunden haben. 1XIX2mge72, in ZMJ2.x Jahrbijchern für
Knnflwiffenfcl1aft, 1, 39, wollte die Erfindung zwar auf HulJert zurLicls:führen, nicht aber die Ausfi.il1rung,
in deren Kritik er mit JlliZmz7ZzsJs iibereiniIin1mte.
2J 7m2ms Mer7Z4s in feiner Zeitfchrift vLe Beffroiic, I, S. 235, vgl. auch S. 15I, 204s L XI
J.c2ZwsrZe, Les clucs de Bourgogne: Petrus Cristus hat i1n Jahre 1454 drei Copien eines wunderthätigen
MUrienbildeS in der Kathcdrale Zu Cambrai zu machen. I, P. CXXVI.
3J Petrus Criftus oder CriPci, mit abgekiirztem ChriAnsm0nogramme. Nur das Mifsverfländni.f5
einer folchen Abkürzung ist wohl die Urfacl1e zu l2IX7ZrygmUs Angabe, dafS das weibliche Bildnis in
Berlin am Rahmen die Bezeichnung oPetruS Chrifkopl10rici enthalten habe, und Hut ikkkI1HkUHCh hat
man den Maler früher Peizx CJz2siJZx;Fl2Jwz genannt.