396
Vierles Buch.
Abthei1ung.
Erster Abfc11nitt.
bildet Kaiser Maximilian7s geben; ausserdem das grosse Porträt des kaiferlichen
Rathes Ulrich Varnbülcr von I522 und clas kleine zierliche Bildnifs des Poeten
E0ban Hesfe von I523.
Zum Schlusfe haben wir Dürer7s Kupferstiche zu betrachten. .:sI.ast, not
leastrc können wir sagen. Denn die Kupferstiche, vom Meister eigenhändig
ausgeführt, mehr denn I00 Blätter geben uns eine noch unmittelbarere
Anschauung von feiner eigenen Hand und eigensten EmpHndung, als die
Holzfchnitte. In der Fülle verfehiedenster Stoffe, die in ihnen verarbeitet ift,
tritt uns die Vielfeitigkeit des Meisters, feine Gedankentiefe, wie feine frifche
Ili11;Yrc11FFhs Auffassung des Lebens erst vollständig entgegen. Zugleich begreift Dürer7s
1TH;1v;Hks Thätigkeit als Kupferstecher eines der wichtigsten Stücke der tecl1nischen IEnts
wicklungsgefchichtc diefes Kunstzweiges in f1ch. Dürer wird schon früh, fchon
in feines Vaters WVerkstatt, Stiche Schongauer7s kennen gelernt haben. Dann
machte er auf feiner VVanderfchaft Bekanntschaft mit Mantegna7s Blättern. Jene
zeichnen f1ch durch ihre feine, mit verfchiedenen Strichlagen modellirende Techs
nik, diese durch ihre reincre und kräftigere Auffassung der Formen aus. Beide
aber erstreben noch keine eigentlich malerifche WVirkung; hier wie dort heben
die Gegenstände ftch ganz oder im wefentlichen von dem weifsen Grunde ab.
As1k2ke Akt. In diefer Art beginnt auch Dürer f1ch des Grabstichels zu bedienen. So ist
z. B. trotz des reichen landfchastlicl1en Hintergrundes die Familie mit der Heus
fchrecke LBartfch 44J, so ist der I.iebesantrag CB. 93J, fo der verlorene Sohn
CB. 28J, fo der hl. Sebastian CB. 56J, fo der stehende Scl1merzensmann CB. 20J
behandelt. Ferner giebt es einige interessante Blätter Dürer9s, zu denen der
anmuthige vSpazierganga CB. 94J, der allegorifchsm0raliGrende vTraumii CB. 76J,
die unerklärten vnackten VVeibera, in der Regelisdie vier Hexen:c genannt LB. 75J,
die Madonna mit der Meerkatze CB. 42J, der Postreiter CB. 80J u. f. w. gehören,
welche fast ganz genau mit den Stichen eines anderen Meisters übereinstimmen;
nur dass die K0mp0f1tionen bei diesem meist von der Gegcnfeite aufgefafst
und nah am unteren Rande nach der Mitte zu, statt mit Dürer7s Mon0gramm,
1usinck W. mit einem VV bezeichnet find. Es ist eine brennencle Streitfrage, wer diefer Meis
sterW ist und wie Dürer7s Stiche lich zu den feinen verhalten. WVir halten es
zwar nicht für ausgemacht, jedoch beim gegenwärtigen Stande der Unters
fuchung für annehmbar, die mit Dürer7s Monogramm bezeichneten Blätter
feien die späteren, die mit VV bezeichneten die früheren; und Zwar bedeute
dafs W Wolgemut, Dürer7s Lehrer; indeffen feien die Kompositionen doch
Dürer7s Eigenthum gewefen, welches er der Werkstatt feines Meisters, als er
von seinen ersten VVanderjahren heimgekehrt war, für Stechverfuche anvers
traut habe, um es f1ch dann fpäter durch eigenhändige, bessere Nachstiche aufs
neue anzueignen. II Uebrigens bilden einige diefer Blätter bereits den Uebers
II seit Fx:2slJrlz nahm man an, der stecher W habe Wenze1 von 0l1niitz geheisscn und feine
Blätter seien Kopien der DLirer7schen. ZU. 772cz7;F7z3,s wies nach, dass die DiikekIfc;11eH s1ic11e die fpäkc.
ren seien CoDürerki S. 153ssI68J, für die mit W bezeichneten nahm er Wo1gemut in Anspruch; aber dass
WVo1gemut der Vater dieses geistigen lnha1tes und dieser Forn1ensprache sei, war schwer znzugeben.i
A FjiJ77;7gey suchte daher einen Ausweg, indem er das W aus Jacob Waic11CJac0po de, Barbari, oben
S, 347J bezog CLiitzow7s Zeitschrift I877, S. Is8, S. 38s42J. Allein diese Ansicht hielt keinen Vers
gleich der authentischen Stiche Jacop0Is mit denen des Meisters W aus. Wir sehen den einzigen, bis
jetzt gezeigten Ausweg in der im Texte angedeuteten lIyp0these, welche von Fia7mJs cc7ZzifJz CPortso1io