Malerei der erlXen Hälfte des
Die deutsche
16. Jahrhunderts.
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;,lVlarienlebena ist der grösste dieser Cyklen. Auch von diesem waren die z, Das
meisten Blätter Csechzehn bis zu der grossempsundenen einfach dargestellten MMen1cbeni
erschiitternden Abschiedsscene zwischen Christus und feiner MutterI, schon in
den Jahren 15o4 und I505, also vor der venezianischen Reife vollendet; und
nur die letzten drei Blätter, Maria,s Tod, ihre Himmelfahrt, ihre Verehrung,
und das schöne Titelblatt, welches die Jungfrau mit dem Kinde darstellt, sind erst
später zum Zwecke der Publikation deSJahres I; I I hinzugefügt worden. Diesen
drei grossen Büchern schliesst sich zunächst als viertes, aber kleineres vBuchcc
die s:kleine Passions an. Sie besteht aus 37 Blättern, deren Bilder sicli dem
Texte mehr unter0rdnen. Aber diese Bilder gehören ganz der Bliithezeit des
Meisters, den Jahren I5o9 und I5I0 an. Es ist bewunclernswerth, wie Diirer
die schon oft dargestellten Scenen zu variiren verstanden hat. Man sehe nur
die eigenartige Anhestung Christi an7s Kreuzl i1t herrlich, wie diese les
bendigen Motive in den engen Raum komponirt sind. Man sehe nur das Abends
mahl, die Fiisswaschung und die Verspottung Christil Man vergleiche nur die
Grablegung dieser kleinen mit derjenigen der grossen Passions Endlich ist
als der letzten grossen Holzschnittfolgen, die freilich nicht buchartig, sondern
wandkartenartig und friesartig vereinigt werden sollten, der Arbeiten zu ges
denken, welche Dürer seit I5I2 für Kaiser Maximilian, zur Verlierrlicliung dieses
ss1etzten Rittersci schuf. Hier sei zunächst die I515 vollendete Zeichnung zur
vEhrenpsortec: des Kaisers genannt. Es sind 92 Holzstöcke, deren Abdriicke, Dis
zusammengesetzt, ein wandkartenartiges Blatt von über drei Meter Höhe und
gegen drei Meter Breite ergeben. Das Ganze will die Nachbildung eines WhM.sO
römischen Triumphbogens sein; doch ist die klassiscl1e Architektur hier in7s
nordisch steile übersetzt. Alle Flächen sind mit sinniger 0rnamentik, bedeuts
samen Bildwerk, erklärenden Wappen und preisenden Inschriften überladen.
Alles vereinigt sich, den Kaiser Maximilian zu verherrlichen. An dem kaisers
lichen vTriumphwagencc oder pTriumphzugxk, einer langen Reihe von friesartig .Dek
an einander gereiht zu denkenden Blättern, deren Mittelpunkt der kaiserliche
Prunkwagen bildet, während zahlreiche dem Leben, der Geschichte und der W1W.5i
alleg0rischen Vorstellung entlehnte Gestalten zu Fuss und zu Pferde ihm v0rans
ziehen und folgen, hat Dtirer nicht allein gearbeitet. Die Mehrzahl der Blätter
sind von dein Augsburger Meister Hans Burckmair, den wir später kennen lernen
werden, entworfen. Doch sind, wie Thausing nachgewiesen hat, 24 der Blätter
in das HolZschnittwerk Dürerls auszunehmeii: darunter das Hauptstiick, der
Wagen, auf dem der Kaiser mit seiner Familie einherrollt.1J Eine Fülle von
Phantasiesund Reilexion ist über diese Blätter ausgegossen; aber auch eine Fülle
reinster Formenschönheit. Auf die Ho1zschnitte in Einzelblättern näher einzus EJqi:eis
gehen, ist hier unmöglich. Biblische Gegenstände und Madonnen herrschen unter blauer.
den Blättern vor. Am grossartigsten ist das grosse, die heilige Dreifaltigkeit dars
itellende Blatt voni Jahre I51I. Die frühe interessante Genredarstellung des
vMännerbades:c CBartscl1 I28J steht vereinzelt da, nicht minder der mytho1ogische
Holzschnitt, welcher Herkules in einer nicht erklärten Kampfesscene CBartsch I27J
darstellt. Von Holzschnittbildnissen sind zwei Blätter zu nennen, welche Brusts
die
er1ke
skizze
V0l1
1514s
.1sls I
sowie
die
ausgeiIil1rte
Zeichnung
V011
1518
der