3.90
Wertes Bach.
Abtheilun g.
ErAer Abschnitt.
Farben auf Pergament ausgeführten Malereien geben sich jedoch nur als
Studienb1ätter, die freilich oft bei lebendigster Auffassung von einer Gediegens
heit der Technik und einer minutiösen Detaillirung der Durchführung lind, dass
1l;1;liH;1siiiid man es ihnen ansieht, der Meister habe sie um ihrer selblt willen gemalt. Hier
s:IidiFii. sind der Löwe der Hamburger Kunsthalle, die Dohlens und NusshäherHügel
des Berliner Museums und der berühmte Hase der Albertina zu nennen, f0s
wie die Mandelkrähe, der linke Flügel einer folchen, ein Rasenstück, ein
Veilchenstrauss und einzelne Pflanzen und Blumen in derselben Sammlung.
Aqusre11s. Unter den eigentlichen Aquarellen auf Papier find vor allen Dingen die
rcIE:FHI;1 Landsehaftsfrudicn hervorzuheben. Besonders interessant sind die Blätter,
.welche Dürer7s Alpenübergang illusiriren, wie die Ansicht von Innsbruck in
der Albertina und das grosse Pan0rama der Stadt Trient in der Kunsthalle zu
Bremen. In diesen Blättern sehen wir urplötzlich eine Wahrheit der Auffassung
und eine technische Natürlichkeit in der Wiedergabe der Landfchaft, die uns
ins neunzehnte Jahrhundert versetzt. Dürer entpuppt sich als einer der Bes
gründer der modernen Landfchaftsmalerei. Auch in der Heimath setzte er
diese Studien fort. Wirkliche LandschastssAquarelle sind die Drahtziehmiihle
CFig. 249J und ein ganz breit und malerifcli aufgefasstes fränkisches Thal in der
Berliner Sammlung, vor allen Dingen aber die Ansicht Nürnbergs in Bre1nen,
sowie ähnliche Blätter in London und Paris.
Zwischen den wirklichen Aquarellen und den nur leichtkolorirten Fcdcrs
ZsIc1muDgc:1. Zeichnungen letztere nannte Dürer, wie es scheint, ssmit halben Färblein
gerissenic giebt es bei Dürer verschiedene Uebergänge. Unter den nur leicht
mit der Feder vorgezeichneten Aquarellen sind die interessantesten figiirlichen
Dis: Blätter die Trachtenbilder in der Albertina, welche uns veranschaulichen wie
lrachtens
man um I500 in Nürnberg im Haufe, in die Kirche und zum Tanze ging.
Unter den eigentlichen kol0rirten Federzeichnungen sind hervorzuheben: das
in Frauenbad in der Bremer Kunsthalle,1J ein eigentliches Genrebild aus der frühes
Zeit, sodann einige antike Scenen, wie der geigende Apollo des British
.Museum und die myth0logischen Blätter der Ambrafer Sammlung in VVien;
ferner ein Christus am Kreuze, in der Albertina, und des Meisters interessantes
Selbstbildniss mit ganz nacktem 0berkörper und dem gelben Fleck, welcher
den Sitz seiner letzten Krankheit andeutet, in der Bremer KunPchalle; aber
auch Landschaften, wie die Ansicht von Nürnberg in der Albertina und die
Ansicht von Ka1kreuth in Bremen.
,Feders Auch unter Dürer7s unkolorirten Federzeichnungen kommen Landschaften
Zeichnungen vor, wie die vortreffliche Gebirgslandfchaft der Albertina. Im Uebrigen sind
die in dieser Technik ausgeführten Zeichnungen so zahlreich, dass nur noch
ein ganz frühes und ein ganz fpätes Blatt dieser Art namhaft gemacht werden
können. Das frühe Blatt ist die Madonna unter dem, Thronhimmel mit dem
in13ek1in,1autenfchlagenden und dem geigenden Engel in der Berliner Sammlung,
vom Jahre I485, das älteste bezeichnete und datirte VVerk des Meisters
CFig. 25oJ, voll jugendlich zarter Empfindung; natürlich noch unvollkommen
in der F0rmengebung, zeugt es bereits von einer bedeutenden Sicherheit der
Hand; in den nackten Theilen ist es leicht angetönt. Das späte Blatt aber
Man vergleiche:
E.MMJF : Les
c7z.
bains
Nürnberg,
1881.