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Viertes Buch.
Abt11ei1ung.
Er0;er Abfc11nitt.
feins und überirdifchen Strebens; ein Charakterkopf, in dem trotz des idealen
AnHugs jede Fiber voll individuellen Lebens pulf1rt.
Von Nürnberger Bürgern, die Dürer in wirklicl1en Gemäldcn porträtirt hat,
Nu1Ziiilis;Zerf1nd zu nennen: Michel VVolgcmut, des Meisters Meister, in einem guten Bilds
in 1x1kz,,c1,e,,, nifs C1516J der Münchener Pinakothek, wenngleich die Zeichnung dazu in der
Albertina den intelligenten Kopf des vortrefflichen Alten noch klarer und
freier veranfchaulicht; 0swald Krell, ebenfalls in einem Münchener Gemälde
C1499J, welches die herben Züge des Dargeftellten auf der F0lie eines rothen
Teppichs Zeigt; der kaiferliche Rath 0elhafen, von deffen Bildnifs leider nur
Kopien erhalten find; ferner vielleicht Hans 1mhoff in dem Porträt vom Jahre
I523, welches, ein VVunder an Wahrheit der Auffaffung und Feinheit der Durchs
zu den Perlen der Madrider Galerie gehört; endlich, aus dem Jahre
I526, noch die folgenden drei: Joh. Kleberger, der fpätere Lyoner Bürger,
deffen als farbige Büfte in Medaillenf0rm, grau cingefafst auf grünen Grund
in wies. gemaltes Porträt in der VViener Galerie ein etwas feltfames Experiment in der
Anordnung zeigt; Jak. Muffe1 in einem Bilde, welches Herrn Narifchkine in
in Paris. Paris gehört; und H. Ho1zfchuher, deffen prächtiger alter Charakterkopf, etwas
grau im Farbenton, aber wundervoll in der liebevollen Durchführung befonders
der Haare und der Augen, noch Eigenthum der Familie ist, aber im Germanis
ii1Nsimbe1sg. fchen Mufeum Zu Nürnberg aufbewahrt wird.
FIi11s;1ri:J Auch auswärtS malte Diirer zahlreiche Porträts, Zumeift auch im Auslande,
2i2uirc1:ck. freilich folche deutfcher Herren. So hat er den reichen Jakob Fugger von
Herren Augsburg gemalt; das Bild ist aber nur in Kopien erhalten Cz. B. im
Berliner Mufeum; und ein ähnliches Bild in der Münchener PinalcothekJ. So
hat er in Venedig I506 das Bildnifs eines deutfch ausfel1enden jungen Mannes
gemalt, welches leider in ganz verdorbenem Zustande im Palazzo Brignoles
in Genus, Sale in Genua aufbewahrt wird; aber auch das fchon erwähnte Bildnifs eines
is wiss deutfchen, noch jungen Mannes in der Wiener Galerie vom Jahre I5o7 fcheint
CBelvedereJ,
er noch 1n Venedig gefchaffen Zu haben. spater hat er In Antwerpen I521 nach
feinem eigenen Berichte einige Bildniffe gemalt, von denen nur dasjenige des
Bernhard von Reffen, ein keineswegs fonderlicl1 anZiehendes Gemälde von reizs
in Dk.s:s:1eii, lofer Farbe, in der Dresdener Galerie erhalten ist. Endlich fei hier des grofsen
ik3 wik:u Bjldniffes eines bartlofen, glatthaarigen blonden Mannes in der Galerie Czernin
cUemmJ. in Wien gedacht, welches Dürer I5I5 in feiner damaligen fast metallifch kalt
mode1lirenden Weife gemalt hat.
Es fällt auf, dafs sich unter allen diefen Bildniffen kaum folche von weltbes
rühmten oder fürstlichen Perfönlichlceiten befinden. Eine Reihe berühmter Zeits
genoffen hat der Meister, wie wir fehen werden, in Kupfer geftochen oder für
Das ni1d.2ifs den HolZfcl1nitt gezeichnet. .Das Oberhaupt des deutfchen Reiches aber, den
KJ,iiii;i21sT,WICaifer Maximilian, hat er auch einmal in Oel gemalt. Das Bruftbi1d, welches
Wien. den Kaifer fchon ergraut in rother Pelzfchaube mit dem Granatapfel in der lins
ken Hand darstellt, ift j5I9 gemalt und befindet sich in der VViener Galerie.
Es ist ein fchones, grofs empfundenes Gemälde; fchöner aber und unmittelbarer
wirkt die grofse Kohlenzeichnung in der Albertina, nach welcher Dürer das
0elbild erst nach dem Tode des Kaifers ausgeführt hat. Nur zu diefer Zeichs
nung hat Maximilian ihm I5I8 in Augsburg gefeffen. Dürer hat aber, aufser
Maximilian, noch Zwei andere deutfche Kaifer gemalt; und diefe konnte er