Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abt11ei1ung. 
Erster Abfchnitt. 
der anstatt unmittelbarer VVäsrme der Empfindung aus diesen Bildern spricht, 
ist zugleich ein deutscher Zug. 
i3iikik1irse. Neben seinen religiösen Gernälden hat Dürer nun sein Leben lang auch 
zahlreiche Bildnisse gemalt. Er war ein Bildnissmaler ersten RangeS, wie sich 
das bei feiner scharfen Beobachtungsgabe und feiner treuen Darstellungsweise 
von selbst versteht. Doch sind auch feine Bildnisse ungleich in der technischen 
Durchführung, manchmal vielleicht gar etwas zu reflektirt in der Auffassung; 
und sie stehen im Durclischnitt noch nicht ganz auf der Höhe der schlichten 
 Grösse, der unbefangenen Freiheit und der naiven ,Wahrheit, welche der jüngere 
Hans Holbein erreichte. 
 Zu feinen frühsten Porträts haben naturgemäss diejenigen feiner Eltern ges 
Angehörigen hört; doch ist Verfchiedenes der Art verloren gegangen. Erhalten hat sich in 
III F10sMs der UfHziengalerie zu Florenz ein Bildniss feines Vaters, welches er wahrscheins 
licl1 noch vor feiner ersten Wanderschast ausgeführt hat: ein klarer kluger 
Charakterkopf, der sich mit feiner schwarzen Kappe und feiner hellen Karnas 
tion wirksam vom dunkelgrünen Grunde abhebt; erhalten hat sich aber auch 
das von Wenzel Hollar gestochene Bildniss feines siebzigjährigen Vaters, I497 
is Evglsod. gemalt, im Besitze des Herzogs von Northumberland: ein edler Greifenkops 
von wohlwollendem und nachdenklichem Ausdrücke, welcher durch die Kos 
ioFran1ckurt. pien im Städelischen Institute zu Frankfurt und in der Münchener Pinakothek 
in Müiichen. bekannt ist. Ein anderes, offenbar von Dürer selbst gemaltes Bildniss der letzs 
teren Sammlung stellt wahrscheinlich das hagere, hohläugige Antlitz feines 
Bruders Hans Ldes mittleren dieses Namens, der Schneider warJ dar. Am 
.seiiztI. öftesten aber hat Albrecht Dürer sich selbst gemalt. Die echt renaifsances 
WdMe mäfsige selbstbewusste Freude an der eigenen Persönlichkeit war bei Dürer 
stark ausgebildet. Er war ein ebenso treuer Selbstbeobacliter seines Aeufseren, 
wie seines Inneren. VVie oft er sich selbst, weit unmotivirter, als seine italienis 
schen Zeitgenossen dies gewagt haben würden, ganz isolirt in seinen grossen 
religiösen Kompositionen dargestellt hat, haben wir gesehen. Oefter hat er sich 
ganz für sich allein auf Papier gezeichnet, auf Pergament in VVassersarben dars 
gestellt oder aus Holz oder Leinwand in Oel gemalt. Bei Herrn Eug. Felix in 
is: Leipzig. Leipzig befindet sich das aus der Beireisischen Sammlung in Helmstedt stams 
mende, durch Goethe7s Beschreibung bekannte, auf Holz gemalte selbstbildniss 
des Meisters von I493. II Ein Juwel an würdiger Auffassung und klarer, saus 
berer und doch breiter Durchführung ist sodann sein Selbstporträt vom Jahre 
in ixi2dkid, I498 in der Madridcr Galerie, von dem die Ussizien in Florenz eine Kopie 
besitzen. In der schönsten Blüthe jugenclliclsier Männlichkeit sitzt der fiebens 
undzwanzigjährige, langs und blondgelockte Meister in gewählter M0detracht 
an der Balustrade, die den Vordergrund des Bilder; abschliefst, während man 
durch ein Fenster der Zimmerwand in eine reiche landschaftliche Ferne hins 
 ausblickt. Verloren gegangen ist leider das selbstbildnisS, welches der Meister 
als Geschenk an Rafael geschickt hatte. Nicht s0nderlich gut erhalten, wenns 
gleich seiner hohen Bedeutung nach zu würdigen, aber ist das berühmteste Bilds 
in iwiiikicheo. niss Dürer7s, das grosse Brustbild der Münchener Pinakothek, welches die Jahress 
auf Pergament gemalte Wiederholung dieses Bi1deS 
urfprüng1ich 
II Ueber eine 
pDüreru s. I00. 
berichtet 77:.emAsg
	        
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