Hälfte des
Die deutsche Malerei der erlten
Jahrhunderts.
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Trommler und der Pfeifer im Kölner Museum, gut genug für des Meisters
eigene Hand sind1J.
In den ersten Jahren des I6. Jahrhunderts malte Dürer einige eigenhändige
VVerke, welche den EinHufs Jac. de, Barbari7s ahnen lassen. Hierher rechnen
wir den unvollendet gebliebenen, sentimental aufgefassten Heiland mit der gläs ioJLeipäig.
fernen VVeltkugel 2J; hierher die beiden ebenfalls nicht fertig gewordenen kleinen
Flügelbilder mit Heiligengestalten vor landscliaftlicliem Hintergrunde in der
Bremer Kunsthalle; hierher die kleine, breit und sorgfältig durchgeführte, ihr Es 13ssM8I1i
Kind stillende Madoiina von i503 in der kaiferlichen Galerie zu Wien. EI1WSEs1s
Das Jahr I504 brachte dann ein prachtvoll vollendeteS religiöses Gemälcle
des Meisters von einer Schönheit und bewufst deutfclien Eigenart, die jede
Kritik verstummen machen sollte. Dies ist die herrliche Anbetuiig der Könige, Anl1JeElsung
welche Diirer für feinen Gönner, den Kurfürsten Friedrich den Weisen, gemalt hatte, dssinK;3e1Hge
eiii späterer Kurfürst dem Kaiser Rudolf 1I. scl1enkte, die kaiserliche Galerie aber
in Folge eines Tauschgescliäftes den UffiZien in Florenz überliefs CFig.242J. Links,
in malerifch ange0rdiietem Ruinengemäuer, sitzt, in Blau gekleidet, die b1onde
deutsche Muttergottes, eine edle liebenswürdige Gestalt, und reicht das allers
liebste nackte Knäblein dem vor ihr knieenden ältesten der drei Könige zur
Verehrung dar, während die andern beiden, der reichgekleidete weisse, mit dem
langl0ckigen Dürerkopfe und der prächtige krausköpfige schwarze, ihre Gaben
in der Hand, in geduldiger Erwartung hinter ihrem anbetenden Gefährten
stehen. Rechts aber schweift der Blick durch den Ruinenbogen eines alten
Gebäudes in eine klar durchgefuhrte, reichbebaute Berglandfchaft. Die Pers
spektive ist, weiin auch noch nicht mit vollstem Verständniss, so doch mit vies
ler Empfindung durchgeführt. Die grosse Figurenkompofition steht vortreffs
lich abgewogen vor dem Hintergrunde. Jede Gestalt ist tief durchdacht und
mit bewundernswerther Liebe und Sorgfalt gemalt. Auf die kleinsten Einzels
heiten ist der Meister eingegangen; und doch hat er die Gesammtlialtung nicht
vernachlässigt. Die reiche, blühende Farbengebung ist von innerer Harmonie
zufammengehalten. Die geistige EmpHndung, die das Bild durchdringt, ist zart
und sinnig, ernst und heiter zugleicli.
In Venedig schuf Durer dann im Jahre 1505 das Hauptwerk, wegen dessen DE; Rofrens
er wahrscheinlich die Reise unternahm, die Darstellung des Rosenkranzfestes i:;aEiifklT
für die Kapelle im Kaufhaus der Deutschen. Das berühmte Gemälde befindet 7iJniF1fZY:
sich nach mannigfachen Schicksalen jetzt im Prämonstratenserstifte Strahow
zu Prag: leider im schlimmsten Zustande, fast ganz übermalt3J. Können wir
also die ausserordentliche Gediegenheit von Dijreris Pinselführung und die ves
nezianische Sonnenglut der ursprünglichen Färbung auch nur noch ahnen, so
können wir uns doch unmittelbar an dem Reichthum und zugleich an der in
freier Symetrie klaren und strengen Linienführung der Komposition, wie an
der .seierlichen Gedankenstimmung des Bildes erfreuen. Mitten in einer reichen,
Upp1gen Landfchaft thront die Muttergottes vor einem Teppich, den Zwei Engleiii
II.W2s ZZFJM22mm2 CLi.itzow7s Zeitschrift XX, S. 200J für den Fisaiilcsukter, nimmt der Verfasser erst
recht für den Kölner Theil in Anspruch.
2I BkUmIHT1: jetzt bei HCkM Eugen Felix in Leipzig; Abbildung bei is2J;sJm7DZ, Gescli. der bild. Kii11sllS
in Bayern S. 627.
3Y Man VEk81ClChE Ä. ssssoZZmz7m7, nAus vier Jal1rhundertei1cs CBerlin t878J, S. 39ss44.