Die deutfche Malerei
Hälfte
ersten
16. Jahrhunderts.
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buch1J fo genau unterrichtetif1nd. seine Frau, über deren angebliche Xans
thippennatur früher viel gefabelt worden 2J, begleitete ihn. Wohin der Meister
kam, wurde er als der weltberühmte grofse Meister empfangen und gefeiert,
am glänzendsten in Antwerpen, welches ihn ebenfo vergeblich, wie Venedig
es fch0n früher gethan, durch das Anerbieten eines Jahrgehaltes ganz an f1ch
zu feffeln fuchte. Reiche neue Eindrücke, aber auch den Keim feiner letzten,
feine Lebenskräfte aufzehrenden Krankheit brachte Dürer von diefer Reife mit
nach Nürnberg heim. Hier fchuf er noch feine freisten und grofsartigsten Ges
mälde und befchäftigte sich fchliefslich mit der Zufammenfaffung und Herauss
gabe feiner the0retifchen und fchriftstellerifchen Arbeiten II. Ueber ihnen aber
überrafchte ihn der Tod. Dürer starb am 6. April I528. Seh TM
Indem wir zur Betrachtung von Dürer7S Gemälden übergehen, fällt uns
f0f0rt auf, dafS er auch infofern ein charakteristifcher Vertreter der den mos
numentalen Aufgaben entfremdeten deutfchen Kunst ist, als er niemals ein
Wandgemälde gemalt hat. Nur Entwürfe für die Malereien der Hauptwand g:Y1J,;11Zse.
des grossen Rathhausfaales in Nürnberg hat er nach der Heimkehr von den
Niederlanden gefchaffen. Links sieht der Befchauer eine Darstellung der nVers DTsiZUdO7
läumdunga nach der Befchreibung, die Lucian von dem Gemälde des Apelles
Cvgl. Bd. I. S. 58J entwirft; eine Komposition, zu welcher die Federzeichnung
vom Jahre I522 sich in der Albertina zu XVien befindet. Sie wirkt lebendig
und gedankenreich, obgleich sie die antike Allegorie stark inls deutfche übers
fetzt. Die Wahrheit ist reich im Fürstinnenkosiüm der Zeit Dürer7s gekleidet.
Sie trägt ein langes Schleppengewand, einen breitgeränderten Federhut und
hält in der Linken ein scepter, in der Rechten aber, auf einer Schale, das
strahlenhaupt der Sonne. Der fchmalere mittlere VVandtheil zwifchen den
beiden Thüren wird von der lebensgrofsen und lebenswahren, aus den lieben
Stadtpfeifern und f1eben anderen volksthümlichen Gestalten bestehenden Gruppe
eingenommen, die unter dem Namen, vder Pfeiferstuhlci bekannt ist. Die lange
VVandHäche rechts vom Befchauer füllt der Triumphwagen Kaifer Maximilian7s
nach einer Variante zu dem berühmten Holzfchnitte. Die ganze Wand ift
I6I8 roh mit 0elfarben übermalt worden. VVer sie urfprünglich in Farben auss
geführt hat, ist nicht erwiefen. Doch denkt man an Georg Penz.4J.
Selbst hat der Meister nur staffeleibilder, theils auf Holz, theils auf I.eins sF;sF;:is
wand, theils auf Pergament, bald in Temperafarben, bald in Oel, bald in allen
II Ueber die Handschrift dieses TagebucheS vergleiche man C. Ä7JzlcgZ9F Auffatz in der LützowL
fc:11en Zeitschrift XIV, S. 382.
2J 77za2iJysF hat ihre pRettungu fc110n 1869 in der Liitz0w7fc:hen Zeitschrift ClV, s. 33J erso1greic11
unternommen.
Z, Zu Di.irer7s Lebzeiten erschien im Drucke: l525, s7Die Unterweisung der Meffung mit dem
Zir1iei und Richtfcheitcc, ein durch zahlreiche Zeichnungen illufirirter Verfuch, die Dinge nach n1:1thei
matifchen Regeln zu konftruiren; I527 erfchien Diirerss :;Unterricht zur Befestigung der Städte,
sch1öffer und Flecken Lvg1. C. 7J. Jy2zJzoj: A. Diirer in feiner Bedeutung für die m0derne Befeii:iguk1gSs
kUnlk, Nördlingen I871I; 1528, in feinem Todesjahr und eril nach feinem Tode, erfchien fein Haupt.
Werk, die vier Bücher von der menfch1ichen Proportion. Bruehikücke noch umfaffenderer VVer1ce find
im Ma.nufkript erhalten: vier Bände im British Museum Zu London, ein Band auf der Dresdener Bis
b1iothek, einer auf der Bamberger stadtbib1iothek.
4j Vgl. 77imcfJzg. Dürer S. 4o6.