Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Portugal. H 
Ai1g2m2i:2es. Die Kirchen und Klöster Portugals, wie die Sammlung der Akademie zu 
Lifsabon, find reich an p0rtugief1fchen Gemälden, welche unter der Regierung 
Johann9s II.  Emanuels des Grofsen  und Johannes III. 
 entstanden sind, aber bis tief in die Regierungszeit des letzteren 
hinein den ;;gothifchena Stil, wie man in Portugal fagt, d. h. den Stil der 
Eycklfchen Schule zeigen, der jedoch hie und da modiHcirt erfcheint und 
gegen Ende der Epoche naturgemäfs Anläufe zu einer breiteren Formens 
gebung nimmt. Die den Archiven entnommenen Malernamen, welche mögs 
1icherweife mit dem einen oder dem anderen dieser Werke in Verbindung ges 
bracht werden dürften, können uns hier nicht befchäftigen; doch mufs fofort 
daran erinnert werden, dafs die Portugiefen bis vor kurzem alle diefe Bilder 
oder doch die Mehrzahl derfelben einem angeblich den gröfsten Malern der 
Gss11Vssc0. Welt ebenbürtigen Meister zufchrieben, den sie Greise Vasco nannten: vielleicht 
das gr0fsartigste Beifpiel der Zufammenfaffung des Heterogensten unter einem 
halbmythifchen Sammelnamen, welches die Kunltgefchichte kennt. Vasco ist 
ein sehr gebräuchlicher portugief1fcher Taufname. Es sind auch am Anfang 
und am Ende diefer Epoche Maler namens Vasco nachgewiefen worden; fo 
fchon I455, als Hofilluminator Alphons, V. ein Miniaturenma1er Vasco, der viels 
VssHs;kcsosessleicht mit dem 1450 erwähnten Maler Vasco Ewig identifch ist; fo, erst 1552 
 in Vizeu geboren, Varro Fxs;7m72cZeI, der Sohn des Malers Fm72czLcm J7ws7m7sza7es,5. 
Femavde2. Jenen ersteren hielten portugief1fche Kenner noch I843 für den echten ssgr0fsen 
Vascoa, in diefem letzteren glaubte der Graf Raczynski denfelben entdeckt 
zu haben. Robinfon hat jedoch nachgewiesen, dafs der I552 geborene Vasco 
gar nicht nothwendigetweife Maler gewefen fein müffe und der Zeit nach, in 
welcher er gelebt, unmöglich die Gemälde in Vizeu, die der Graf Raczynski 
ihm zufchrieb, gemalt haben könne. Dagegen fand Robinfon den Namen Zum 
Fx:;;Ye2 FemczmZ2.8s Cvielleicht eines Vorfahren des Raczynski7fchenJ auf einem T riptychon 
di  im Bef1tze des Herrn Antonio Jofe Pereira in Vizeu, welches im Mittelbi1de 
eine Kreuzabnahme, auf den Flügeln den heiligen Franz in Verzückung und 
den heiligen Antonius den Fifchen predigend, zeigte, nicht später als I52o ges 
malt fein konnte, vortrefflich in feiner vlämifchen Art, leider aber stark be: 
fchädigt war. Aus diefen und vielleicht noch anderen Vasco7s machte die Phans 
tasie einer Zeit, die kein Auge für Stilwandlungen befafs, einen einzigen Gran 
Vasco, dem nun auch die Bilder zugefchrieben wurden, deren Meister niemals 
Vasco geheifsen; und den Gran Vasco als folchen müffen wir daher Cim Gegens 
 fatze Zu Raczynski und RobinfonJ doch wieder mindestens als halbmythifche 
Figur bezeichnen. 
II Le comZe XI. Ä7c1t2ymsJki.I Les arts en Portugal. Paris t846.  Derselbe: DictiOnnaire historic0s 
:nstistique du Portugal 1847.  J. C. JPc2r3i27Jw2: The ear1y p0rtugnese schoo1 of painting, Fine Akts 
quakter1y Review t866 p. 375s4o0.  Der cata1ogo provisorio da Ga1eria naciona1 de Pintura etc. 
CLiffabon 1872J, Einleitung p. 18, empfiehlt die portugiesische Ueberfetzung des zuletzt genannten Aufs 
fatzes und erkennt deffen Resultate an.
	        
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