Die Malerei in
0berita1ien.
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im Graduale, No. 9 sechzehn Miniaturen von Liberale7s Hand. Die Graduale
No. 2 und No. I2 III; sind theils von Liberale, theils von dem später zu nens
nenden Girolamo da Cremona gemalt. Liberale erscheint hier als geschmacks
voller und correcter Miniator. Die Ränder sind etwas n1onot0n, aber durch
Putten, Vögel, Schmetterlinge u. s. w. im B1attwcrke anmuthig belebt. Die
Figuren der Bilder sind mit Verftändniss gezeichnet; der Ausdruck ihrer Köpfe
ist lebendig; die Falten ihrer Gewänder lind etwas unruhig; vor allen Dingen
aber zeigt Liberale sich schon hier als kühnen Colorilten, welcher der Gouache
die lebhaftesten Farben zu entlockeii verste1it.
Nur dem Namen nach ist der veronesische Miniator Fm ein chFrrFbM
Bruder des Malers Buonsign0ri, bekannt. Interessante Miniaturen der Zeit CI459J
und der Schule aber sind diejenigen der sechs Triumphe des Petrarca auf der
XViener IsI0sbibliothek O. Hier nennt sieh wenigstens als Schreiber ein gewisser
7rm2z TM; Is7z7swztz. Die Ränder der mittelmässigen Bilder sind mit dein von
farbigen Füllungen mit Thieren unterbrochei1en weissen Geriemsel geschmückt,
welches charakteristisch für die italienischen Miniaturen ist.
Glänzende Miniaturen wurden auch in Mailand, wie früher unter den
Visc0nti, so später unter den Sforza angefertigt. Hier wäre der Triumphe des
Petrarca bei Herrn IIolford in London CTreasures of art II, S. 2i7I, hier wäre MF0ä3Fi;,rd
verschiedener Urkunden des Mailänder Stadtarchivs und des prachtigen Heirathss
c0ntracts Lud0vic0 il Moro7s im British MuSeum2J zu gedenken. Künstlerisch
am wichtigsten aber ist wohl das FoliosManuscript der Pariser Nationa1bibliothek,
welches das Leben Fr. Ss0rZa,s erzählt Ci490J. Die Randarabesken sind hier
voll renaissanccniässig; die Miniaturen aber sind ohne besondere Feinheit,
wenngleich ganz lionardesk; interessant ist die grosse Reiterstatue Fr. Sforza,s,
welche dem T extanfang gegenüber gemalt, schwerlich aber, wie Waagen3J
für möglich hielt, eine Abbildung von Li0nardo7s plastischem Werke ist.
Von den Crem0nesischen Büchermalern kann hier nur jener GjwZm2szc2
und I475 gleichzeitig mit Liberale von Verona über siebzig Miniaturen in elf ck2m022.2.4
Antiphonarien des Domes von Siena malte. Etwas einförmig in den Köpfen,
zeichnet er geschickt und trägt seine Farben lebhaft bunt, wenngleich nicht
eigentlich unharmonisch auf. Auch die Miniatur einer Krönung Maria7s, I472
für M0nte 0liveto gemalt, jetzt in Chiusi, ist von seiner Hand. Zweifelhaft Chiusi
dagegen ist es, ob ihm die Miniaturen des Manuscriptes vRaimundi Lu1li Opera
chemicacc in der fl0rentiner Nationalbibliothek Cfrüher MagliabechianaJ n1itB1It1,Ys;;2;.
Recht zugeschrieben werden.
Eine reiche Miniatorenthätigkeit entfaltete sich auch am lIofe von FersI11 Fsrsssss
tara unter dem Herzog Borso von Este und seinem Nachfolger Erco1e. sehr
schöne Chorbücher dieser Schule sollen sich in der Bibliothek von Ferrara
befinden. Ihre Hauptwerke aber besitzt die Biblioteca Estense zu Modena O; 1TI;;HHsJEs
und zwar sind es ihrer drei: II Die berühmte Prachtbibel, welche Herzog Borso Ests1Isss
II G. F. IXIX7mgm, Die vorne11mlie11 Kunfide111cmäler in WVie11 Il, 1867, S. lO2.
2J Arc11ivio storico 10mbardo l CI874J, p, 2s ff., F, 28.
3J Kunstwerke und Kii11PcIer in Paris, Berlin t839. S. 367.
4J yezJzzyi, Lem0nnier: :2C0dici miniati della bib1ioteca Estense di Modenacc VI,
322 Pf.