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DrjtteS Buch.
Abthei1ung.
Äbfchnitt.
Dritter
der Natur und der Antike, fowie der perfpelctivifchcn Tüchtigkeit feiner Bilder
gegenüber gern, dafs er ein Mitfchüler Andrea Mantegna7s gewefen. Er zeigt
ein ähnlich ausgebildetes, energifches Formengefühl bei einer kühlen und tons
los wirkenden Temperas oder Frescotechnik. Nach 1.omazzo hätte er auch
ein Buch über die Perfpektive gefchrieben.
Unless Leider find die grofsen hift0rifchen Fresken, welche er in verfchiedenen
gFFZ;iF2iii.e oberitalienifchen Städten malte, wie feine religiöfen Wandbilder in Pavia, wo
er f1ch verheirathete, zu Grunde gegangen. Von feinen Fresken in der Kirche
S. Maria di Brera in Mailand hat lich dagegen wenigPcens das berühmte, durch
Lomazzo beglaubigte Martyrium des heil. SebaPcian erhalten, welches lich,
jetzt in der Brera befindet CFig. 237I. Der Heilige ift an die
Säule eines Bogenganges gebunden. Zwei Schützen in knapper Tracht fchiefsen
Cdoch aus allzu grosser NäheJ auf ihn. Ein Of1icier c0mmandirt. Die Formen
lind verltändnifsvoll durchgeführt. Die Perfpektive ist packend. Von feinen
Fresken in der Kirche del Carmine zu Brescia haben lich die Evangelifien und
Kirchenväter an der Decke einer Kapelle erhalten. Hier mufs aber auch der
Capelle san Pietro martire in der Kirche S. EuPi:0rgio in Mailand gedacht werden.
Ihre Fresken, die bis vor einigen Jahren, mit Ausnahme der Bildniffe von
Kirchenvätern, überweifst waren, aber jetzt wieder aufgedeckt lind und zu den
bedeutenderen Wandbildern der Zeit gehören, fiellen scenen aus dem Leben
des Märtyrers Petrus.dar. Von den einen Cfchon von LomazzoJ dem oft mit;
Foppa verwechfelten Vincenzo Civerchio, von den anderen LLübke, Vafaris
MilaneliJ dem Vincenzo Foppa zugefchrieben, werden f1e ihrer Mehrzahl nach
von der tüchtigPcen jüngeren italienifchen Kunftkritik für Werke eines unbes
kannten Toscaners erklärtlJ. Nur die vier Kirchenväter werden auch von ihr
als Werke des Vinc. F 0ppa anerkannt. Es find ernPce, kühn verkürzte Gcs
ftalten in Rundfeldern.
Bezeichnete Werke des Meifiers kommen in einigen Sammlungen und Kirs
chen Oberitaliens vor. Eine Notiz des an0nymen Reifenden des fechzehntcn
:xsb3i12Hd. Jahrhunderts 2J beweist, dafs auch die unter dem Namen Zenale in der Brera
Mai CNo. 73ss78J befindlichen Altartafe1n treffliche Werke F oppa7s lind. Endlich
1.2xzk10k2, darf die in der Lond0ner Nati0nalgalerie dem Bramantino zugefchriebene Ans
N;;iiTIiTiY betung der Könige als charakteriftifches Werk unferes MeiPcers in Anfpruch
genommen werden 3J.
Hier müffen wir zunächst den zweiten, jüngeren Vincenzo von Brescia
anreihen, der freilich in Crema geboren ilk, aber fchon von Vafari als Bres
scianer bezeichnet wird. Er hiefs lZziJ2cwzZn C7kWscJzio, taucht I493, ein Jahr
nach Vincenzo F0ppa7s Tode in Brescia auf, das ihn mit dem Bürgerrechte
befchenkte, und darf als Schüler Foppa7s angefehen werden 4J. Dem entfpricht
II Gefällige brieflicl1e Mittheilung von GIVE. FJsizSwzi. Zu vergleichen deffen Auffatz im uI3110s
narr0tin LSer. II. Vol. III. 1873 Sonderabdruck P. 3oJ; aber auch ZU. TIERE in ;;1lAktc i111ta1iap 1873 No. 8.
2J JlJwseZZi, Notizia etc. p. 52.
3J G. J7J7T25mf im ArcI1ivio storico ita1ian0 set. IV. Tom. V. pag. 45; doch auch fc11011 C7sp7w
und Ccz7mJm.sZZZcs, dtfche. Ausgabe VI. S. 8.
4l Die mei1Ien Schriftsteller nehmen einen älteren und jüngeren Vincenzo Civerchio, wie einen
älteren nnd jüngeren Vincenzo Foppa an. In der Regel ist aber froher lToppa gemeint, wenn von
dem älteren, civerc11io, wenn von dem jüngeren Vincenzo von Brescia die Rede Hi. Einen älteren