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Drittes Buch.
Abthei1ung.
Dritter Abfchnitt.
steht schon mit einem Füsse im fechzehnten Jahrhundert, obgleich
er keineswegs zu jenen Veroneser Proteusnaturen gehört. Vielmehr wird ihm
nachgerühmt, dass er feinen Stil während feines ganzen Lebens nicht verändert
habe. 1J.. Vafari zählt eine grosse Anzahl feiner Bilder auf und preist ihn, indem
er sagt: cikurz er gab feinen Gemälden Anmuth,.Zeichnung, Einheit und ein so
herrliches und seuriges Colorit Ccolorito vago e accesoJ, wie nur irgend ein
anderen. Als sein Meisterwerk auf dem Gebiete der monumentalen Kunst ist
feine Ausfchmückung der vier Wände und der Decke der Sacristei der Kirche
S. Maria in 0rgano zu Verona anzusehen. Dieser zu Anfang des sech2ehnten
F9rgas1o. Jahrhunderts vollendete Gemäldefchmuck gehört zu den Hauptwerken der Zeit.
1e5lscen.
In der Mitte ist, wie in Mantegna7s Camera degli spos1, von einer Balustrade
umgeben, der offene Himmel gemalt, in welchem hier der Erlöfer schwebt. In
den Lunetten find 0rdensbrüder dargestellt, im Fries darunter schöne, edle und
charaktervolle Heiligengestalten. Francesco bewährt sich hier als ein Meister,
welcher bei tüchtiger Beherrschung der wissenschaftlichen Grundlagen der
Malerei mit klarer, voller Empfindung zu zeichnen und zu malen versteht.
Aikaki,1st:. Dieselbe Kirche enthält auch eins der schönsten Altarblätter des Meisters, eine
thronende Madonna mit Heiligen von 1503; ein ähnliches, doch reichlich buntes
D1J;j1;:d. Werk besitzt die Brera in Mailand, ein fchlichteres Madonnenbild die Berliner
Galerie; eine Madonna vor einem leuchendsr0then Vorhang, neben dem man
eine Stadtferne blickt, gehört der Lo1idoner Nationalgalerie.
Ein Altersgenosfe und jntimer Freund Fr. Morone7s war sodann GiwZzmzk2
dsiLihki. Mai J,ZZZJszi Cgeb. I474, gest. 1556J. Vom Büchermalen hatte die Familie schon
vor Generationen ihren Namen erhalten. Girolamo aber, von deffen zahlreichen
Miniaturen kaum etwas erhalten ist, ist der erste des Namens, der als Maler von
Stafseleis und Oelbildern in die Kunstgefchichte eintritt. Wandbilder hat er
überhaupt nicht gemalt. Sein Herkommen von der Miniaturmalcrei aber
zeigt Z. B. das sog. aKaninchenbilds: des Mufeums von Verona, die Darstellung
einer Anbetung des Kindes, welche hinten mit einer reich detaillirten Landschaft,
vorn mit Kaninchen und vielem anderen Beiwerk ausgestattet ist. Fortges
fchritten in dem grösseren Sinne Fr. Morone7s fehen wir ihn dann in den
Orgelthüren für die Kirche S. Maria in 0rgano, welche er I515 mit feinem
Freunde gemeinsam malte. Die Tafeln werden jetzt in der Kirche zu Mars
Miisssl1iscsce1lise aufbewahrt. Der von Gir0lamo gemalte Flügel ist von aussen mit
zwei Heiligengestalten, von innen mit dem ccpresepiov, der Anbetung des
neugeborenen Kindes, geschmückt. Diesen Bildern nahe verwandt ist das ans
muthige, nur leider arg beschädigte Madonnenbild der Berliner Galerie. In den
izwanziger Jahren des fechzehnten Jahrhunderts entwickelte Girolamo sich zu
immer grösserer Milde des Ausdrucks, zu immer reiferer Freiheit der Formen,
zu immer leuchtenderem Schmelze der Farben. Das beweist das auch in der
Landfchaft harmonische A1targemälde von 1529 in der Kirche san Giorgio zu
Verona;2J das beweist sein Cirriger Weise dem Caroto zugeschriebenesJ Heiligens
s.T0mkkssro.bild der Kirche S. Tommaso; das beweisen vor allen Dingen die beiden
ivIur2:ik:i. Bilder vom Jahre 153o im Museum von Ver0na. Das eine dieser Bilder stellt
die Madonna zwischen Joseph und dem Engel mit dem jungen Tobias, das
Le;J7WZiezf a.
436s
s437s
Farbcndruck:
xlM7xcieZ sey.
1874s