Die Malerei in
0berita1ien.
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wie Burckhardt7s Wort lautet; die Madonnen und Heiligen blicken uns mit
einer satt unverständlichen, vorwurfsvollen Milde an. Noch geht Francia
dramatisch bewegter Compos1tion ebenso aus dem WVege wie lebhaft aufges
regten Charakteren. In ruhigen situationsbildern, in welchen die Stimmung
stiller Andacht und holden Seelenfriedens herrscht, entfaltet er feine freie edle
Gruppirung und eine seltene Harmonie der malerischen Behandlung. Auf
solcher Höhe lernen wir ihn gleich kennen in dem Altarbilde einer thronc;Jns
den Madonna, umgeben von Heiligen, mit einem wunderschönen lautenfpielens
den Engel zu deren Füssen, das Francia im Auftrage des Bartolommeo
Felicini für die Kirche della Misericordja Zu Bologna malte, und das sich jetzt
in der dortigen Pinakothek befindet. Alles ist vorzüglich an diesem Bilde: die Pinakothek.
treffliche Perspective, der sorgsam behandelte Faltenwurf, die sichere Zeichs
nung, der glühende Ton der Farbe. Andere Werke dieser Periode sind die
Verkündigung in der Brera; eine heilige Familie in Dud1ey House CI493 für Biseka.
Jacopo Gambaro gemaltJ, eine Verkündigung in der früheren Sammlung DxsiTiiiiT.y
Reiset in Paris Cjetzt Sammlung des Herzogs von Auma1eJ, ein Crucifixus mit P2kis.
dem am Füsse des Kreuzes hingestreckten Hiob im Louvre, endlich eine von dTis:YiiY.g
Engeln und Heiligen umgebene thronende Madonna, welche Francia im Aufs L0We.
trage des Giovanni Bentivoglio für S. Giacom0 Maggiore zu Bologna malte. NH019g212,
Dem Jahre I499 gehört die für Antonio Galeazzo Bentivog1io gemalte, Sj1TTiZTiT.0
jetzt in der Pinakothek zu Bologna befindliche Anbetung des neugeborenen Pi2x:k1;0:hek.
Christus an mit der Figur des Stifters und mehreren Heiligen. Die Männer
sind von ziemlich energischer Bildung, das göttliche Kind, Maria, die Engel
von bedeutender Schönheit. Die Landschaft ist sehr detailirt behandelt; die.
Farbe ist zwar nicht so glutvoll wie im FelicinisBilde, aber doch klar und von
heiterem Glanz. In diese Zeit fällt wohl auch noch der todte Christus, von
vier Heiligen umgeben, in der Pinakothek zu Bologna, woran sich dann eine
thronende Madonna mit vier Heiligen aus dem Jahre I5oo und eine Verküns
digung gleichfalls mit vier Heiligen schliessen; beide Bilder befinden sich
gleichfalls in der Pinakothek zu Bologna.. Von Bildern in deutschen Galerien
gehört dieser Zeit an eine Madonna in der Glorie mit sechs Heiligen in der
Galerie zu Berlin, welche Francia I502 für die OsservantensKirche in Modena cx3e1r1iki.
malte; ein wahres künstlerisches Juwel durch seine edle Empfindung, durch den M me.
duftigen Silberton der Farbe ist die Madonna in der Rosenhecke, die in die
Kniee sinkt, ihr Kind anzubeten, in der Münchner Pinakothek sFig. 228;. Eine Z1iix2ch2p.
Madonna mit spielenden Engeln und den Heiligen Laurentius und Hieronymus Pmakmheki
in der Eremitage in Petersburg ist dem Münchner Bilde in der coloristischen Pekek;hukg.
Durchführung ziemlich ebenbürtig, steht ihm aber an Formennoblesse nach. EmWagei
Eine thronende Madonna mit Engeln und vier Heiligen in S. Martino zu Bos Bp1ogixa,
logna, eine Madonna mit dem heiligen Franciscus aus dem Jahre 15o3, die sich Si Maximal
früher in der Galerie Zambeccari befand, schliessen diefen Zeitraum ab.
Die nächste Phase in Francia,s Stilentwicklung charakterisirt sich durch emwJctLI,sung.
das Vorhandensein eines Zugs von dramatischer Bewegtheit, der ihm bisher
fremd war, etwa wie er uns bei Perugino begegnet, nachdem dieser mit der Horens
tinischen Malerei in Contact getreten war. Francials compos1tion wird bewegter,
die Gestalten offenbaren ein kräftig puls1rendes Leben, sie erscheinen von
starker innerer Erregung ergriffen. Die Kreuzabnahme in der Galerie zu