Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abtl1ei1ung. 
Dritter Abfchnitt; 
S. P2010s S. Paolo zu Ferrara und ein mit dem M0nogramm des Künstlers verfehener 
Cal.RLs;s;sr1hni. heiliger Georg in der Galerie Corf1ni in Rom. Die fchlanken Formen, der 
milde Ausdruck des Gef1chtes, daneben die kraftvolle Charakterzeichnung im 
sci1.Porträt der Stifterkiguren des ersteren Bildes, alles das weist aus Costa hin, 
zeigt aber auch, mit wie viel Talent und Gefchick der jüngere Grandi dem 
Costa nachstrebte. Manches wird aufserdem dem jüngeren Grandi zugeeignet, 
was ihm nicht zugehört, und manche Werke feiner Hand gehen unter frems 
den Namen, fo dürften z. B. die fch6nen Fresken an der Decke eines Saales 
PZFkE:iii;ä. im Haufe CalcagninisEftenfe zu Ferrara, die dem Garofolo zugefchrieben wers 
den, fein Werk fein und desgleichen eine Maria Aegyptiaca in der Pinak0thek 
zu Ferrara, dort Timoteo Viti genannt O. 
 Bologna hatte bisher an der Kunstbewegung in 1talien einen nur fehr 
geringen Antheil genommen; JPfmTo ZopZJo, welchem die Localfchriftsteller 
gerne hervorragenden Antheil an dem Zustandekommen der älteren Bo1ognes 
f1fchen Ma1erfchule zueignen möchten, ist ein ganz untergeordnetes Talent, 
das in geiftlofer Nachahmung feines Lehrers Squarcione befangen bleibt. 
CVg1. S. 26I.J Die Gründung diefer Schule führt vielmehr auf die Ferrarefen 
zurück, welche im letzten Drittel wahrfcheinlich auf directe Berufung der 
Baglioni hin in Bologna thätig waren, und ganz befonders auf Lorenzo Costa 
als denjenigen, welcher der Lehrer Francia7s, des Mitte1punktes und Hauptes 
der Schule, im wahren Sinne des Wortes gewefen ist. 
1sk2k.ci2. Fm72cZFm ;Zz. JLImsco ExzzZoZi7czi, kurzweg J7m7zxZ.cZ genannt, wurde um I450 
zu Bologna geboren, feine künstlerifche Erziehung begann in der Werkftätte 
des Goldfchmieds. Bald that er sich als Stempelfchneider hervor und wurde 
von den Bentivogli zum Münzmeifter ernannt. Nach Vertreibung der Bentis 
v0gli wurde er von Julius II. in diefem Amte bestätigt. Zu welcher Zeit Francia 
sich der Malerei zugewendet hat, kann nicht genau bestimmt werden; keiness 
wegs aber dürfte dazu, wie Vafari meint, Mantegna den Impuls gegeben haben; 
diefer mufs vielmehr von Lorenzo Costa ausgegangen fein, da gleich ein 
lxVerk Francia7s aus feiner frühesten Periode, eine Madonna mit dem Kinde 
 und dem heiligen Jofeph Lin der Berliner GalerieJ, die Francia für feinen 
Ga1EI,fj Freund, den Dichter und Senator von Bologna, Bartolommeo Bianchini malte, 
auf die ältere Stilphafe Cofta7s zurückweist. Das zeigen die etwas harten reas 
listifchen Formen, der röthliche Ton des Fleifches; die fcharfen Umriffe, die 
metallene Glätte der Oberfläche sind für den Künstler, welcher die Golds 
fchmiedetechnik mit Auszeichnung übte, charakteristifch. In der gleichen Zeit 
Rom, Gar entstand auch der knieende Stephanus in der Galerie Borghefe in Rom. Die 
B0rghere. Schärfe der Umriffe, das Emailartige der FarbenHäche verlor f1ch aber mehr 
und mehr, je vertrauter Francia mit der Kunst der Malerei wurde; und ebenfo 
wirkte der Fortfchritt feines Vorbildes und Werkstattgenoffen Costa in geläuterter 
F0rmenanfchauung, in innigerer Befeelung der Gestalten auf ihn zurück. Ja 
 Francia übertrifft nicht felten an Milde und Innigkeit des Ausdrucks fein Vors 
bild Cofta; mitunter entsteht dann freilich ein C0nflict zwischen der realistifch 
strengen Formenauffaffung des Goldfchmieds und der neuen Neigung zur Sens 
timentalität, und es entsteht ein ,,wunderlicher Ausdruck des GekränktfeinsU 
I35s
	        
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