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Buch.
Drittes
Abtheilung.
Dritter Abschnitt.
Herkunft nicht, aber man erkennt klar, wie eine feiner organisirte Natur forts
während zur Läuterung der überkommenen Formensprache und zu einer innis
geren Beseelung der Gestalten treibt. Das Werk, in welchem dieser Entwickes
lungsprocess einen Abschlufs sindet, ist das Altarbild im 0ratorium der
Bacciocchi in S. Petronio, das laut Infchrift I492 entstand. Auf reichges
schmücktem Throne f1tzt Maria mit dem Kinde, umgeben von den Heiligen
Sebastian, Georg, Jacobus und Hieronymus. Hier führt nur noch der Reichthum
des ornamentalen Beiwerks direct auf die Ferrarefen zurück, während die schlans
ken feinen Formen, die Anmuth der Bewegung, die Holdfeligkeit des Gesichtss
ausdruckes Costa7s selbständiger Entwickelung angehören. In der Lunette ist
ein Engelsconcert gemalt, dem eine Eurythmie der Linien, eine Anmuth und
Heiterkeit der Empfindung eigen sind, wie sie Francia kaum erreicht und nie
übertroffen hat. Auch das Colorit hat den trüben Ton verloren, es ist warm
und kräftig, in den Schatten von entschiedener Wirkung geworden. Umbrifche
StEIsiI1AWss und florentinische Eins1üsse mögen zu folcher Läuterung der Schultraditionen
beigetragen haben, aber es ist wohl ein Irrthum, Francia als den Vermittler
derselben hinzustellen; leichter zu erweisen ist das Gegentheil, dass Francia,
der Maler, in seiner Entwickelung von der Costa7s abhängig ist. Von der Ges
schäftsgemeinschaft Costa7s mit Francia sind mehrere Zeugnisse erhalten. Die
beiden Gemä1de in S. Giovanni in Monte bei Bologna eine Madonna mit
vier Heiligen und eine Madonna in der Glorie Cletztere nach Vasari I497 ges
maltJ find allem Anscheine nach das gemeinschaftliche WVerk Francia7s und
Costa7s, wobei freilich die vorzügliche Behandlung der Landfchaft im ersteren
Bilde Costa7s alleiniges Eigenthum ist. Für Francia7s Geburt Christi aus dem
Jahre I499 malte Costa das Prede1lenbild der heil. Familie, welches sich jetzt
in der Brera beHndet. Neben Francia arbeitete dann Costa in dem von Gios
ok2kc2kium vanni Bentivoglio 148I gegründeten 0ratorium der heiligen Cäcilia. Die
121. dFZi1i2. Fresken entstanden kurz vor Vertreibung der Bentivogli I505 und 1506, da
letztere Jahreszahl auf einem der Gemälde des Lorenzo Costa sich befindet U.
Von Costa rühren zwei Darstellungen her, der Unterricht Va1erian7s durch
Papst Urban, und Valerian als Almofenspender. Francia und Costa stehen
hier einander f0 nahe wie in keinem anderen Werke, und beide geben das
Beste und Höchste,. was in ihrer Talentfphäre lag. An geläutertem F0rmens
s1nn sind hier die beiden Künstler einander gleich. Vibrirt in Francia7s Ckes
stalten ein noch weicherer Ton der Empfindung, so spricht uns wieder bei
Costa die mehr männlich kräftige Charakteristik an. Mit besonderer Liebe
wurde wieder von Costa die Landschaft des Hintergrundes behandelt.
Nach Vertreibung der Bentivogli C15o6; dürfte Costa nach Ferrara ges
ZU FMMs gangen sein, da feine Ueberf1edlung nach Mantua erst I509 erfolgt. sicher ist,
dass Costa auch während seines Aufentha1tes in Bologna lebhafte Beziehungen
zu seiner Heimat unterhielt. lm Palazzo Schifanoja arbeitete er wahrscl1eins
lich noch als Gehilfe des Cof1mo Tura. Laut Vafari malte er später im Chor
von S. Domenico in Ferrara, und für die Kirche S. Cristof0r0 degli ESposti
F2kk2k;.., lieferte er ein Altarbild, das sich jetzt in der Cafa Strozzi in Ferrara befindet.
CAN SICH DasiBild stellt eine thronende Madonna mit dem Kinde zwischen dem heiligen
kam
Die Jahreszahl
bei ei
1875
Tage.
vorgenommenen Reinigung der FreSlce11 zu