Die Malerei in
0beritalie11.
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treffliche M0dellirung, durch kräftige wirksame Färbung und durch Feinheit
der Durchführung fesseln.
An Beschäftigung mangelte es den ferraresischen Künstlern nicht. Der H0kdsk
Familie der Este fehlte zwar der ideale Schwung, der dämonische Zug nach MS.
dem Gr0ssen, im Guten und Bösen, die Este waren ein durchaus dem Praktis
schen zugewandtes Geschlecht; aber man psslegte,Kunst und Wissenschaft als
Mittel den Glanz des Hauses zu erhöhen, die Autorität desselben zu vermehren;
einzelnen Vertretern der Familie war selbst ausgebildeter künstlerischer Feins1nn
eigen. So hatte man stets Künstler und Humanisten aus der Fremde an den
Hof gezogen, und als einheimische Talente sich zeigten, gebrach es diesen
nicht an Aufträgen.
Der Mittelpunkt der älteren Generation der ferraresischen Malerschule1J war
CM77zn Ihm, genannt Cosme. Er lebte in behaglichen Verhältnissen und bei c0r1m0
fasste sich, wie Tizian nachher, neben der Malerei auch mit dem Holzhandel. Tun.
Seit I451 mangelten ihm nicht Aufträge von Seite des Herzogs Borso; von
I458 an trat er in ein ständiges Dienstverhältnis zu den Este. Er starb
zwischen I494 und I498. Manches Werk Tura,s, von dem wir urkundliche
Nachricht besitzen, ist zu Grunde gegangen oder in Verlust gerathen, so seine
Malereien, womit er die Bibli0thek des Pico von Mirando1a schmückte, feine
in der neuen Capelle von Be1riguardo I471 ausgeführten Fresken, desgleichen
die Bildnisse des Herzogs Alfonso und der Beatrice von Este, die er im Aufs
trage des Ersteren malte. Erhalten dagegen sind uns die Gemälde, die er I469
für die Thüren der DomsOrgel ausführte. Sie stellen die Verkündigung und 1s2kksks.
den Kampf des hl. Georg mit dem Drachen dar. Sie zeigen trefflich, was Dom.
in der Machtsphäre der Schule lag. Von einem freien Aufbau der Compos
s1tion im Geiste der Florentiner ist hier keine Rede; die Formen sind hart und
knollig, aber mit grösster Genauigkeit, ja Peinlichkeit gezeichnet, die Gewans
dung ist stark knitterig gebrochen, die helle scharfe Farbe emailartig durchges
arbeitet. Die gleiche sti1istische Herkunft zeigen eine Reihe von Gemälden,
in Privats und öffentlichen Galerien zerstreut, von welchen nur die wichtigsten
genannt sein sollen. Zunächst ist als Hauptwerk Tura7S das grosse Altarbild in
der Berliner Galerie zu erwähnen Cehemals in S. Giov. Battista in FerraraJ, Maria Bek1ip.
mit dem Kinde von Engeln und vier Heiligen verehrt CApollonia, Katharina, Galerie.
Hieronymus und AugustinJ, mit allzu üppiger Architektur und 0rnamentik;
dann feine Madonna mit dem Kinde in der Galerie Tos1 in Bergamo, endlich Bekg2m0.
feine Trauer um Christus im Museo Correr in Venedig. Der Fresken im Palazzo F1axikeZ0üi
Schifanoja wird später gedacht werden. CAN.
Ein Zeitgenosse Tura7s ist Fm7zwFw CoJJzz; im Jahre I456 erscheint er als
Gehilfe seines Vaters Cristofor0 Cossa mit der Bernalung der Statuen des Costa.
Hochaltars der bischöslicl1en Capelle in Ferrara beschäftigt; dann aber verlegte
er seine Werkstätte nach Bologna, und dort sinden sich zwei Werke von ihm
aus den Jahren 14y2 und 1474, die uns mit dem Umfang seines Könnens und
der Art seines Stils bekannt machen. Das Werk aus dem Jahre I472 ist ein
Frescobild, die sog. Mad0nna del Baracano. Maria mit dem Kinde thront K;1F31F;
innerhalb eines Porticus; kandelaberhaltende Engel sind ihr zur Seite, weiter Bar;i::mo.
M
CfiZzm7eZZcz, Ric:ordi
Tura.
Cofm10
Ferrara,
1866.
20sk