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Dritte5 Buch.
Abthei1ung.
Dritter Abfchnitt.
bei kräftigem Gegensatze von Licht und Schatten meisterhaft, und die Ges
stalten in ihrer klaren Bestimmtheit heben sich von einer anmuthig durchges
bildeten Landschaft ab, in der die malerischen Gebirgsabhänge des Friaul
und oft Motive aus des Malers Vaterstadt selbst wiederkehren. Bewegte
Handlungsbilder, grosse schildernde Compositionen haben wir von ihm nicht.
Am stattlichsten erscheint er in repräsentirenden Andachtsbildern, thronenden
Madonnen oder ähnlichen Comp0sitionen, in welchen die schöne Symmetrie
der Anordnung, das glückliche Verhältniss der Figuren zur Renaifsancearchis
tektur, die sich frei und lustig über ihnen wölbt, der schöne landschaftliche
Fernblick dem Giambellini nicht viel nachstehen. Noch besonders streng und
scharf in der Zeichnung und wohl noch ziemlich frühen Ursprungs ist das Als
SVFFk;lj;E; tarbild in S. Maria dell7 0rto zu Venedig: II Johannes der Täufer, begeistert
EIN. OTTO emporblickend auf einem Piedestal, von Petrus und Marcus, Hieronymus und
Paulus umgeben, unter einer zerfallenen marmornen Bogenhalle. Die Farbe
ist hier besonders kräftig und glühend. Höchste Feier1ichkeit der Anordnung
zeigt der thronende Petrus mit der Tiara zwischen Johannes dem Täufer und
EVEN Paulus, einen lautespielenden Engel zu seinen Füssen, in der Brera.2J Unter
,H;F;1FHjFse. den thronenden Madonneii ist die in der Akademie zu Venedig s582J mit sechs
Heiligen und zwei musicirenden Engeln besonders stattlich, aber es fehlt doch
das Seelenvolle Bellini7s, und so grossartig namentlich die älteren Heiligen
sind, so hat doch gerade die Madonna etwas Stumpfes. Dasselbe kann man
von einem schönen Bilde, der Madonna mit Petrus und Romualdus, Bruno
,s1jfFLJ;z. und Paulus, im Berliner Museum, sagen, wo sich auch noch ein grösseres legens
darisches Bild des Künstlers befindet: St. Marcus heilt die durch die Ahle
verwundete Hand des Schusters Anianus, mit orjentalischen C0stümen in Cars
paccio,s Art. Eine Madonna mit sechs Heiligen, angeblich von 1492,3J bes
CO1EFIIjJU0s findet sich im Dorne zu Conegliano, der Vaterstadt des Meisters. Zwei Bilder
von besonderer Schönheit bewahrt die Galerie zu Parma: eine thronende Mag
donna mit sechs Heiligen unter einer Halle mit alterthümlichern Mosaik und
ein frei angeordnetes Gemälde: Maria sitzt mit dem Kinde an den Trümmern
eines antiken Gebäudes; mit ihrem Mantel hat sie dem Knaben, der segnend
das Händchen erhebt und nach vorn blickt, auf einem Pilastersockel einen Sitz
bereitet. Der Ausdruck beider ist ernst und melancho1ifch. seitwärts Andreas
und der Erzengel Michael. Am freiesten in der Auffassung ist das Bild im
L0WOsLouvre, das wohl schon einer vorgeriickteren Zeit des I6. Jahrhunderts ans
gehört: Maria in den Anblick des nackten Kindes in ihrem Schosse vers
sunken, das Johannes der Täufer, ein gefälliger Jüngling, und die sanft hinges
gossene Magdalena inbrünstig verehren CFig. 225J. Hist sind 3.116Chakakkere edel,
das Stimmungsleben in Compos1tion und Farbe ist bezaubernd, die Landschaft
gehört Zu den schönsten, die bei dem Maler vorkommen. Unter den einfachen
1k;Its;s:Y1s. Halbfiguren der Madonna ist eins der beiden Bilder in der Nationalgalerie zu
G8Ississ London besonders anmuthig: die zarte Madonna, mit glücklich vekkükztem
1J In den letzten Jahren in der Alca.demie. Die daselbst im
pHegen Kirchen, die in RePcauration begriffen find, anZ1.1gehören.
2Z Fii2JJ2e7s, Denlcma1e IV, l3.
3J Die 111fchrift Hi nicht mehr ganz leSbar.
dritten
Saale
ausgefke11ten
Bilder