0berita1ien.
Die Ma1erei
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Unter den Bildern aus der Legende der Kreuzreliquie, bei der fein Meister
betheiligt war, hat auch carpaccio ein Bild, die Heilung eines Befeffenen, jetzt
in schlechtem Zustande in der Akademie, gemalt. Der untere Saal der Scuola
di san Giorgio degli Schiavoni ist mit neun Bildern, namentlich aus den Legens v2spxii.;,
den des heiligen Ge0rg und des heiligen Hieronymus, einzelne mit den Jahress Si EJÄ;iiY.O
zahlen I502 und 1508, geschmückt. Eine etwas fpätere für die Scuo1a di S. Schwein.
Stefano ausgeführte Bilderfolge aus der Legende dieses ersten Märtyrers ist
zerstreut; von fünf Bildern sind vier in verfchiedenen Galerien zu Enden: in
Berlin die Weihung des Stephanus zum Diaconen CI511J, im Louvre feine Frei 13eL1iv.1D1us.
digt, in der Brera feine Disputati0n mit den Schriftgelehrten C15I4I, in Stutts ,1FislY;T.
gart feine Steinigung Cl515J; die landschaftlichen Ansichten mit der Stadt Jerus dct;u2tiZiZii
falem, die Sonnenlichtwirkungen, namentlich auf dem Bilde in Paris, find hier
fo meisterhaft wie je, die orientalifchen Trachten von befonderem Reichthum.
Unter Carpaccio,s übrigen Werken ist ein bezeichnetes, doch nicht datirs
tes, offenbar aber ziemlich früh anzufetzendes Bild im Museo C0rrer zu Venes Innres
dig befonders merkwürdig: zwei junge Damen im reichsten Costüm des I5. Jahr. harken
hunderts mit seltsamen Haart0uren auf einer Terraffe; die eine fpielt mit einem
Hunde, die andere lehnt den rechten Arm mit dem Tafchentuch auf die Balus
strade, ein Knabe fpielt mit einem Psau. Dabei allerlei Beiwerk, hohe Pans
t0ffeln, ein Blumengefäfs, ein V6gelchen, ein Taubenpaar. So haben wir hier
alfo ein reines Genrebild, das vielleicht als Bildnifsgruppe gemalt wurde.
Eigentliche Andachtsbilder find in weit geringerem Grade Sache unferes
Meisters. Der Schmerzensmann mit zwei Engeln in der kaiferlichen Galerie
zu Wien, von I496, ist bei der Härte der Formen und dem Mangel tieferen
Ausdrucks abftossend. I507 ist St. Thomas von Aquino in der Glorie in der
Galerie zu Stuttgart, I 5o8 die Bestattung Maria,s in der Galerie zu Ferrara säs:E;si;k.
bezeichnet. Sie hat ein viel alterthümlicheres Gepräge als erzählende Bilder Fekk;2k3,kI
aus früheren Jahren; die Apostel, die den Sarkophag umgeben, sind treffliche Wehe.
Charaktere, aber die Art, wie der in der Höhe erfcheinende Christus einen
Wolkenstreifen, auf dem eine kleine Figur, die Seele Maria7s, wie einen festen
Körper in den Händen hat, ist allzu naiv.
Ein ganz anderer Geist erfüllt die Darstellung im Tempel aus S. Giobbe, AHTF;1r;g,
jetzt in der Akademie zu Venedig, von 1510, bei welcher das Streben, mit le.
Giovanni Bellini zu wetteifern, unverkennbar ist, auch die drei anmuthigen muf1s
cirenden Engel unten an diesen erinnern, und der Künstler verstanden hat, den
Ausdruck zu vertiefen und die Charaktere, namentlich auch die weiblichen zu
veredeln II.
Zu den fpäteren Arbeiten des Malers, der sich in Bilderinfchriften bis I5I9 v9s9dig.
vekk01gek2 Erst, gehört d2s.Bi1d von 15I4 in S. Vik21e: der hei1ige vita1is zu Es VW
Pferde, von vier anderen Heiligen umgeben, hinten ein B0genbau, auf dem
wieder vier Heilige, und oben in einer Glorie die Madonna. Die Marter der
Zehntaufend in der Akademie zu Venedig, von I5I5, zeigt gediegene Studien AksdEMTss
des Nackten und treffliche Einzelheiten, ist aber haltungslos und wirr in der
Compofition. Ein anderes Bild aus dem gleichen Jahre ebenda giebt in den
Hauptsiguren, Joachim und Anna, die sich umfchlungen halten, eine.blofse
J7ä77Zey7.r Denkma1e,