Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abtl1ei1ung. 
Dritter Abfc1mitt. 
Aufenthalt in Flandern zu früh an, wenn er ihn noch unter van Eyck felbft 
ftudiren läfst. Eher darf man annehmen, dafs R0gier van der Weyden dort 
fein Meister war. Sein erltes datirtes Bild rührt aus dem Jahre I465 her 1I: 
L0:xd0:1. das kleine Brufibild des fegnenden Heilandes in der Nationalgalerie zu London. 
d:zFT,FiFk1iT.L Typus und Behandlung der Formen zeigen eine Mifchung italienischen und 
f1andrifchen Charakters, das Bild ist in warmsbräun1ichem Tone in Oel gemalt, 
aber an vielen Stellen abgerieben, wodurch auch ein Pentirnento  die fegnende 
Hand war anfänglich höher erhoben  sehr merklich wird. Dass Ant0nello 
nach der Rückkehr aus Plaudern eine Zeit lang wieder in Sicilien war, wird 
durch ein bezeichnetes und 1473 datirtes, aus mehreren Tafeln bestehendes 
Pj1;Jg1;1hs;k. AltarfiUck aus S. Gregorio zu Meflina Jetzt in der Pinakothek der StadtJ bei 
wiefen: die thronende Madonna mit dem Kinde, über deren Haupt zwei 
Engel mit der Krone schweben, auf den Flügeln Gregorius und Benedict, in 
oberen Abtheilungen die Verkündigung in Ha1bHguren. 
Unmittelbar nachher muss fein Aufenthalt in Venedig begonnen haben; 
unter einer Reihe von Bildniffen, die offenbar hier entstanden lind, iPc eines 
fch0n von I474 datirt. Ein fpäteres Datum als I478 kommt auf keiner feiner 
Arbeiten vor, und wie lange er gelebt und in Venedig gewirkt hat, ilI nicht 
festzustellen. 
Den Zusammenhang mit der flandrifcl1en Schule zeigt wohl kein Gemälde 
Antone1lo7s so deutlich wie das kleine Bild in der Galerie zu Antwerpen: 
Christus zwischen den schachern am Kreuze, aber die Uebereinstimmung liegt 
nur in der malerischen Behandlung, der vollendeten Ausführung bei ganz 
kleinem Massftabe, der Klarheit der Farbe, der sauberen Ausführung des 
Vordergrundes mit Gräsern, Schäde1n, Häschen und Erde, der bis in alle 
Einzelheiten scharfen und zart behandelten Landschaft. Aber wie die Lands 
fchaft selbst eine italienische Gegend ist, so tragen auch die Figuren und M0s 
tive das Gepräge italienischer Kunst, die res1gnirt das1tzende Maria, der knies 
ende Johannes wie die drei nackten Gestalten. Während der gekreuzigte 
Christus ruhig und edel in den Linien ist, gefiel es dem Künstler, die Schächer 
an Baumstämmen so zu befestigen, dass die Körper auf das seltfamite ges 
spannt und in die gewagtesten Stellungen und Verkürzungen gebracht sind. 
Venedig, 
Akademie. 
Berlin, 
Museum. 
Eine Mad0nna mit dem Erzengel Michael in S. Cassian0, die gleich nach 
ihrer Entstehung in Venedig Aufsehen machte, 2J ist verfch0llen. Die übrigen 
Bilder religiösen Gegenstandes, die von Antone1l0 erhalten sind, lassen ihn 
nicht gerade als einen mit 0rigine1ler Phantasie begabten Maler, sondern eher 
als einen etwas nüchternen Realisten erscheinen. Der von zwei Engeln ges 
haltene Christusleichnam in der kaiserlichen Galerie zu Wien ist sehr hart und 
streng, in den Formen trocken. Das Brustbild des Christus an der Säule 
in der Akadetnie zu Venedig ist im Ausdruck keineswegs edel, das des ges 
marterten Sebastian im Berliner Museum 3J ansprechender, aber die treffliche 
Behandlung mit kräftigem Schatten und feiner Modellirung ist bei diesen 
1J Ueber das fcheinbar frühere Datum eines Bildes in Berlin Gehe unten. 
2I lIJ:m5ZZi, Notizie etc. t89. citat aus Co1accio. 
3J Von mel1reren Wiederholungen die beste im 8täcie1fchen InPcitut Zu Frankfurt.
	        
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