0berita1ien.
Die Malerei in
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eigentlichen Anfänge Giovanni7s zu sehen glaubt, die aber sämmtlich früher
dem Mantegna beigemessen wurden. Während Gentile in feinen Erstlingss
werken den EinHuss der Schule von Padua überhaupt verräth, lässt Giovanni
den feines hochbegabten, wohl eher gleichartigen aber früher entwickelten
schwagers Andrea Mantegna erkennen und sucht mit ihm in der sorgsamen
Durchbildung der Form, den studirten Verkürzungen, der ergreifenden Energie
und Lebenswahrheit des Ausdrucks zu wetteifern. Hierher gehören die Vers
klärung Christi im Museo Correr, leider trüb und fchmutzig, das Gebet Christi Flusse
am 0elberg in der Nationalgalerie zu London, beide paduanisch streng in den i.Tr;FZZ.
Formen, in der Gewandung von plastischen Vorbildern abhängig. Weit bes b;Ti1FkriT.i.
deutender, durch ein Distichon mit Giovanni7s Namen beglaubigt, ist die Pietas
in der Brera zu Mailand 1J: Christus mit halbem Leibe aufrecht im Grabe, ges Brera
halten von Johannes und der ältlichen Maria, die ihre Wange an die des
Leichnams schmiegt. Der herbe Ausdruck von Qual und Leid, die trefH.iche
Durchbi1dung der Formen, die gute Zeichnung der Verkürzungen, die metals
lene Schärfe der Haarbehandlung bei Johannes zeigen die Einwirkung Mans
tegna7s, aber die Gewandung ist breiter, der Ausdruck mehr vertieft. Wahrs
scheinlich ist Giovanni auch in der schönen Pietas zu Berlin zu sehen, 2J die Bek1ik2,
früher Mantegna benannt war: Die Halbf1gur des todten Heilandes, von zwei Museum.
weinenden Engeln gehalten. Das Pathos Mantegna7s ist hier durch feinsten
Adel gemildert. Die Durchbildung des Nackten ist vortrefflich, auf dem schön
verkürzten Kopfe liegt der Frieden des Todes, der Schmerz in den Köpfen
der Engel, von denen einer so reizend von den Locken beschattet wird, ist
von seelenvoller Schönheit. Mag das Bildsmit feiner bleichen Temperafarbe
den späteren Bildern Giovanni7s auch noch so unähnlich sehen, so athmet es
doch jene Wärme und Schönheit der Empsindung, die in den reifsten Werken
entzückt. Dieser Gruppe reiht sich auch die viel strengere und im Ausdruck
gewaltsamere Pietas in der Pinakothek des Vaticans Tals MantegnaJ an, aber v2:ic22.
diese scheint schon in Oel gemalt zu sein; ehe wir jedoch von den Werken der
Bellini in dieser Technik reden, müssen wir sehen, wie sie zu derselben ges
kommen sind.
Derjenige Meister, welcher die 0elmalerei in Italien eingeführt hat, ist d.:sKY;2Fl112
ÄJ2ZwzzsZZo cis; JUxjM7zrz, dessen Biographie bei Vasari leider besonders unzuvers M
lässig ist, und über den auch nichts an urkundlichen Nachrichten durch
spätere Forschung beigebracht wurde. Nach Vasari7S Bericht hätte Antonello
lange in Rom studirt, und wäre dann nach seiner Heimath Sicilien zurücks
gekehrt. Bei einer Reise nach Neapel hätte er im Bes1tze des Königs Alphons
ein Bild des Jan von Eyck gesehen, und wäre so von Bewunderung ergriffen
worden, dass er selbst nach Flandern gegangen und Schüler van Eyck7s ges
worden. Nach dem Tode des Jan van Eyck wäre er zurückgekehrt, hätte.
sich kurze Zeit in Mess1na aufgehalten und dann in Venedig niedergelassen.
Von diesem Bericht ist der eine Punkt anzunehmen, dass Antonello pers
sönlich in Flandern war, denn das bestätigen die Maltechnik und auch der
künstlerische Charakter seiner VVerke. Jedenfalls setzt aber Vasari seinen
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