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Driftes Buch.
Abthei1ung.
Erster Abschnitt.
die ganz kleine Madonna mit dem Kinde in romantischer Felsenlandschaft,
F1ok2x22, die er bei Francesco de7 Medici gesehen und die sich jetzt in den Ufs1zien
Adieu. befindet, eine von Mantegna7s zartesten Arbeiten.
In Mantua vollendete er bald nach der Rückkehr ein Werk, das schon
vor der Reife nach Rom weit vorgerückt war, den Triumph des Cäsar in
neun grossen Bildern in Leimfarbe auf Papier, das auf Leinwand gezogen ist,
einst als Ersatz gewirkter Teppiche, zur Decoration eines Saales in dem
H3mp:022 Palaste S. Sebastiano bestimmt, jetzt im Schlosse Hampton court bei London
W. und leider durch Uebermalungen entstellt. Dies ist das Hauptwerk seines
Lebens, in welchem seine Begeisterung für das Alterthum am vollsten zur
Geltung kommt. Vorn kriegerische Musik, dann Soldaten mit Trophäen, ents
führten Götterbildern und Beutestücken, 0pferstiere, von Priestern und Knaben
geleitet; nach einem zweiten Musikkorps gewaltige Elephanten, noch reichere
Kostbarkeiten aus der Beute, deren Last den Trägern oft zu schwer wird;
dann die Schaar der Gefangenen, Weiber, Kinder, Männer, eine an ergreifens
den Zügen reiche Episode; höhnende Possenreisser hinter den Unglücklichen,
zuletzt, vom jubelnden Volke umringt, der auf seinem Triumphwagen thros
s:i1.nende Cäsar. O Die ganze Composition ist im Reliefstil gehalten, und bei
strenger Wahrung desselben, bei nur mässigem in die Tiefe Gehen, gewinnt
die auch hier festgehaltene Untens1cht, der zufolge der Fussboden nicht zu
sehen ist und die Füsse der vorderen Figuren auf der Kante stehen, Berechs
tigung. Kein Werk des Jahrhunderts ist so von Stil und Geist der antiken
Kunst gesättigt wie dieses. Mantegna7s Verhältniss zu antiken Stoffen ist denn
doch ein ganz anderes als z. B. das des sandro Botticelli. Während dieser
doch immer halb dilettantisch mit ihnen spielt und sie modernisirt, lebt Man.
tegna in der Welt des Alterthums. Doch mit der Hingabe an das Alterthum
ist auch die Hingabe an die Natur bei ihm verknüpft. Hat er hier durch den
strengen Anschluss an classische Vorbilder eine Formenreinheit, einen Adel der
Verhältnisse und eine Idealität, wie bisher noch niemals erreicht, so entfaltet
er doch Zugleich volle Lebendigkeit und Unmittelbarkeit, so dass Goethe mit
Recht von dieser festlichen Schöpfung sagen konnte: s1Das Studium der Ans
tike giebt die Gestalt, sodann aber die Natur Gewandtheit und letztes Lebena.
Einige Episoden aus dem Triumphe des Cäsar hat Mantegna selbst ges
stochen, auch eine nicht zur Ausführung gelangte Schlussgruppe mit Gestalten
aus dem Volke, die dem Triumphwagen folgen sollten und dem Anfang des
aufmarschirenden Heeres. Auch sonst werden jetzt antike Gegenstände unter
den Kupferstichen häusiger; namentlich zwei Bacchanale und zwei Blatt Tris
tonenkämpfe sind durch die .meisterhafte Compos1tion und das realistische
Feuer merkwürdig, das sich hier mit der Inspiration durch antike Vorbilder
verbindet.
Dieser späteren Periode Mantegna7s gehören auch einige seiner schönsten
1;jJI,Z,ZZJ Madonnenbilder an; zunächst die vMadonna della Vittoriacc im Louvre, am
6. Juli 1496 in einer Capelle in Mantua ausgestellt, die Francesco II. zur
Erinnerung an die Schlacht am Taro hatte errichten lassen. 2J Den Namen
des
ein Jude zur
wie
Geschichte,
II Man vergleiche die genaue Befchreibung von Goethe.
2J Gi0rn. di erud. art. I S. 206. Ferner II S. 145 die
Bi1de5 gezwungen wird.
Bezahlung