268
Drittes Buch.
Abthei1ung.
Dritter Abschnitt.
ÄY:2F;iti1gj; demie zu Venedig. Derselben Epoche gehört wohl auch die Madonna mit
dem Kinde, am Rahmen anmuthige Engelssigurchen mit den Marterwerkzeugen,
N11Es:Fe1Lx;:;. durch Cherubimköpse getrennt, im Berliner Museum an.
Sache. Gleichzeitig war Mantegna noch in einer andern Technik thätig, deren
wichtigster Vertreter in 0beritalien er ist, im Kupferstich. Ueberwogen unter
den florentiner Stechern die Golc1schmiede, welche die Compositionen anderer
Meister vervielfältigten, so stach Mantegna dafür feine eigenen Erfindungen.
So klein die Zahl feiner Blätter ist, so gross war ihr künstlerischer Einfluss,
nicht nur in ganz Italien, sondern auch im germanischen Norden. Durch
Mantegna7s Kupserstiche wurden viele nordische Meister zuerst mit der italies
nischen Renaissance bekannt. schon in Paduanischer Zeit hat er sich in dieser
Technik versucht, wie das unvollendete Blatt Christi GeisSelung CBartsch II
und Christus in der Vorhöl1e sB. 5J zeigen, die in der Zeichnung mit den
Fresken der Eremitani übereinstimmen und in der Behandlung durch die
i1spiessigecc Manier mit einfachen schrägen Strichlagen noch etwas primitiv
erscheinen. Später wird diese spröde, trockene Behandlung durch Kenntniss
besserer deutscher Kupserstiche wohl etwas gemildert, aber immerhin liegt die
Bedeutung von Mantegna7s Blättern nicht sowohl im Technischen als vielmehr
in der Erfindung. Unter religiösen Darste1lungen sei die Figur des Auferstans
denen zwischen den Schutzpatronen von Mantua, Andreas und Longinus
sB. 6J, hervorgehoben, ferner die höchst durchstudirte Compos1tion der Kreuzs
abnahme CB. 4J, dann namentlich die grosse Grablegung CB. 3J, die an. heftigsten
Afsect und herber Energie des Schmerzes das Aeusserste leistet. selten hat
ein Blatt so starken Einfluss auf andere grosse Meister geübt wie dieses.
Das hier neu festgestellte Motiv: das Tragen des Leichnams durch zwei
Männer, die sich Antlitz gegen Antlitz gegenijberschreiten, sowie das Rucks
wärtsschreiten der vordersten Träger entnahm Raphael diesem Vorbilde sur
seine I507 gemalte vBorghes1scheu Grablegung, ebenso Ho1bein für die letzte
Scene seiner Baseler Pass1onstafel, und den aufschreienden Johannes mit den
erhobenen, zusammengepressten Händen hat DILirer auf seinem Kupserstiohs
crucisixe von I508 verwendet.
CZ1lM:aäi Das Hauptwerk, das Mantegna unter der Regierung Lodovico7s in Maus
com. tua fchuf, ist die Ausma1ung eines Raumes im Cafiel10 di Corte zu Mantua
nach der Infchrift im Jahre I474 vollendet. Das Gemach, in welchem an
zwei Wänden die Bilder ganz zu Grunde gegangen, an einer dritten halb zers
Hört, nur an der vierten und am Gewölbe erhalten find führt nach feinen
Gegenständen den Namen via camera de7 sposici, das Zimmer der Ehegatten.
Die dritte, nur theilweife kenntliche Wand zeigt den Marchefe Lodovico mit
feiner Gemahlin Barbara von Brandenburg, die, umringt von ihren Kindern,
dem Gefolge, der Hofzwergjn, in einer offenen Halle sitzen. Die anft0fsende
XiVand enthält ebenfalls ein Familienbild, wenngleich man dabei kaum an eine
bestimmte Scene wird denken dürfen. Der Marchefe Lodovico ift leicht zu
erkennen; in dem Jüngling, der an der Hand des Geistlichen erfcheint, wird
Francesco dargeftellt fein, doch noch vor feiner Cardinalsernennung s146IJ,
da er eine weif5e Mütze trägt sFig. 213J. Die beiden Knaben find wohl die
jüngsten Söhne Ludovicois, Rudolfo sgeb. I4s1J und Ludovicosca.1453J, in dem