Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abthei1ung. 
Dritter Abschnitt. 
ÄY:2F;iti1gj; demie zu Venedig. Derselben Epoche gehört wohl auch die Madonna mit 
 dem Kinde, am Rahmen anmuthige Engelssigurchen mit den Marterwerkzeugen, 
N11Es:Fe1Lx;:;. durch Cherubimköpse getrennt, im Berliner Museum an. 
Sache. Gleichzeitig war Mantegna noch in einer andern Technik thätig, deren 
wichtigster Vertreter in 0beritalien er ist, im Kupferstich. Ueberwogen unter 
den florentiner Stechern die Golc1schmiede, welche die Compositionen anderer 
Meister vervielfältigten, so stach Mantegna dafür feine eigenen Erfindungen. 
So klein die Zahl feiner Blätter ist, so gross war ihr künstlerischer Einfluss, 
nicht nur in ganz Italien, sondern auch im germanischen Norden. Durch 
Mantegna7s Kupserstiche wurden viele nordische Meister zuerst mit der italies 
nischen Renaissance bekannt. schon in Paduanischer Zeit hat er sich in dieser 
Technik versucht, wie das unvollendete Blatt Christi GeisSelung CBartsch II 
und Christus in der Vorhöl1e sB. 5J zeigen, die in der Zeichnung mit den 
Fresken der Eremitani übereinstimmen und in der Behandlung durch die 
i1spiessigecc Manier mit einfachen schrägen Strichlagen noch etwas primitiv 
erscheinen. Später wird diese spröde, trockene Behandlung durch Kenntniss 
besserer deutscher Kupserstiche wohl etwas gemildert, aber immerhin liegt die 
Bedeutung von Mantegna7s Blättern nicht sowohl im Technischen als vielmehr 
in der Erfindung. Unter religiösen Darste1lungen sei die Figur des Auferstans 
denen zwischen den Schutzpatronen von Mantua, Andreas und Longinus 
sB. 6J, hervorgehoben, ferner die höchst durchstudirte Compos1tion der Kreuzs 
abnahme CB. 4J, dann namentlich die grosse Grablegung CB. 3J, die an. heftigsten 
Afsect und herber Energie des Schmerzes das Aeusserste leistet. selten hat 
ein Blatt so starken Einfluss auf andere grosse Meister geübt wie dieses. 
Das hier neu festgestellte Motiv: das Tragen des Leichnams durch zwei 
Männer, die sich Antlitz gegen Antlitz gegenijberschreiten, sowie das Rucks 
wärtsschreiten der vordersten Träger entnahm Raphael diesem Vorbilde sur 
seine I507 gemalte vBorghes1scheu Grablegung, ebenso Ho1bein für die letzte 
Scene seiner Baseler Pass1onstafel, und den aufschreienden Johannes mit den 
erhobenen, zusammengepressten Händen hat DILirer auf seinem Kupserstiohs 
crucisixe von I508 verwendet. 
CZ1lM:aäi Das Hauptwerk, das Mantegna unter der Regierung Lodovico7s in Maus 
com. tua fchuf, ist die Ausma1ung eines Raumes im Cafiel10 di Corte zu Mantua 
nach der Infchrift im Jahre I474 vollendet. Das Gemach, in welchem an 
zwei Wänden die Bilder ganz zu Grunde gegangen, an einer dritten halb zers 
Hört, nur an der vierten und am Gewölbe erhalten find führt nach feinen 
Gegenständen den Namen via camera de7 sposici, das Zimmer der Ehegatten. 
Die dritte, nur theilweife kenntliche Wand zeigt den Marchefe Lodovico mit 
feiner Gemahlin Barbara von Brandenburg, die, umringt von ihren Kindern, 
dem Gefolge, der Hofzwergjn, in einer offenen Halle sitzen. Die anft0fsende 
XiVand enthält ebenfalls ein Familienbild, wenngleich man dabei kaum an eine 
bestimmte Scene wird denken dürfen. Der Marchefe Lodovico ift leicht zu 
erkennen; in dem Jüngling, der an der Hand des Geistlichen erfcheint, wird 
Francesco dargeftellt fein, doch noch vor feiner Cardinalsernennung s146IJ, 
da er eine weif5e Mütze trägt sFig. 213J. Die beiden Knaben find wohl die 
jüngsten Söhne Ludovicois, Rudolfo sgeb. I4s1J und Ludovicosca.1453J, in dem
	        
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