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Dritte5 Buch.
Abt11ei1ung.
Dritter Abfch11itt.
Zügen, in den schlanken, von classischer Kunst beeinHussten Gestalten noch
den Paduaner Fresken ähnlich, aber weit edler und freier.
So wirkte Andrea neben feinem ehemaligen Lehrer in Padua noch lange
als selbständiger Meister, und sein Name war bereits so wohlbegründet, dass
er ihm Bestellungen von anderen Seiten eintrug. Durch Heirath mit Nicolofa,
Tochter des JscxmPo BZZZjJ2i, hatte er sich einen Hausstand begründet und neue
künstlerische Beziehungen angeknüpft; der venetianische Meister war mit feinen
beiden Söhnen Gw2ZiZes und 6Tz2;7Jzz;27zi, die ihrem Schwager viel verdanken, öfter
in Padua beschäftigt. Alle Bildungselemente der gelehrten Stadt benutzte Mans
tegna. Seine Beziehungen zu dem Epigraphiker FeZ2kxI J7eZzlxzZz72o und zu ans
dem Gelehren werden durch Widmungen von Büchern wie durch Lobgedichte
bewiesen. Neben dem wissenschaftlichen Studium der Perspective betrieb er
zunächst das der Proportionen des menschlichen Körpers, wobei er sich gleichs
zeitig an Natur und Antike hielt. Seine Bildung war für seinen Stand eine
ganz ungewöhnliche, deutlich tritt feine Bekanntschaft mit class1scher Mythos
logie, mit den Werken antiker Schriftsteller, mit Epigraphik hervor. Den
Lebensformen der class1schen WVelt in Bauwerken, Tracht und Geräth spürte
er eifrig nach. Wie bei seinem Lehrer, erwachte auch bei ihm die Sammels
lust, und er wurde bald ein geschätzter Kenner von Antiquitäten. Die Bei
geisterung für das Alterthum, mit gründlichstem Studium verbunden, tritt bei
keinem Künstlerider italienischen Renaifsance so energifch hervor, wie bei ihm.
1xiI2x1ku2. Schon einige Jahre lang hatte der Marchese von Mantua, Lx2xZc17Jzw C7o2zZczgzz,
einer der edelsten kleinen Fürsten 1taliens, Kriegsmann und Kunstfreund, mit
Mantegna über dessen Berufung nach Mantua unterhandelt. Der Marchese
konnte unter allen oberitalienifchen Künstlern keine bessere Wahl treffen, der
Maler liess sich durch die vortheilhaften Bedingungen gewinnen, und wenn
auch die Uebers1edelung f1ch noch eine Zeit lang verzögerte, so fcheint er
doch Ende I459 in Mantua eingetroffen zu sein. Die Schule von Padua vers
lor nunmehr ihre selbständige Bedeutung. Für Mantegna aber war die Loss
lösung von der alten Heimath vortheilhaft, da ihm hiermit auch die Milderung
mancher schroffen Seiten erleichtert wurde.
Mantegna hatte nun vorzugsweise für den Hof von Mantua zu arbeiten.
Vasari erwähnt zunächst ein Altärchen mit kleinen Figuren für die Capelle
des Palastes in Mantua, und dies ist wahrscheinlich identisch mit dem aus
dem Bef1tze des Hauses Gonzaga nach Florenz gelangten kleinen Triptychon
F10k2k22, in der Tribuna der Uff1zien. Es enthält die Anbetung der Könige, auf den
UfH3iM Flügeln die Beschneidung und die Auferstehung bei zartester Ausführung und
vollendetem Adel der schlanken Gestalten; die Farben sind fein abgewogen, die
Lichter zum Theil in Gold schrafs1rt. Zu den besten Gemälden derselben Zeit
wies, kais. gehört der Sebastian in der kaiserlichen Galerie zu Wien, mit der Namensbes
Galerie. Zeichnung des Meisters in griechischer Sprache CFig. 212J. Der Gegenstand war
für ihn nicht wie für so viele Italiener der Renaissance bloss eine Gelegenheit
zur Darstellung einer nackten JünglingsHgur, sondern er löste das Problem, den
ganzen Körper des nackten Gefesselten von der körperlichen Pein durchs
drungen zu zeigen; auch das Beiwerk, Trümmer antiker Plastik und farbige
Marmorarchitektur, ist vortrefflich. Verwandt ist die Heldenf1gur des heiligen
Georg unter einer mit Guirlanden geschmückten Steinumrahmung in der Akas