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Dkittes Buch.
1I. Abthei1u11g.
Dritter Abfchnitt.
nach feinem Tode zu verwenden. 1J Immerhin mag die Ausführung dieses
Werkes und namentlich die Thätigkeit Mantegna7s an dieser Stelle erst mehrere
Jahre später fallen.
Die Capelle besteht aus einem rechteckigen Hauptraum und einem ans
stossenden, fiinfseitig geschlossenen Chor. Die vier Evangelisten am Kreuzges
wölbe hat Vasari dem Mantegna zugeschrieben, aber irrthümlich; es sind rohe
Producte aus squarcione7s Werkstatt, nicht ohne Geschick in der Perspective.
sorgsam doch geschmack1os in dem 0rnamentalen, trocken in Formen und
Gewandung, ausdruckslos in den Köpfen. Hier ist neuerdings an Jll217sw ZopJJo
gedacht worden, und noch deutlicher erkennt man diesen in den beiden 0bers
sten Bildern der Wand rechts, die der ChristophorussLegende gewidmet ist
wieder. Der Heilige, hier nicht als Riese, sondern als stattlicher junger Mann
in welt1icher Tracht,ibegegnet in einer Landschaft dem Könige zu Pferde mit
seinem Gefolge; er disputirt im Gemache des Königs mit diesem, während vor
der Thüre ein Zwerg wartet. In der Reihe darunter ist das Bild: der Riese
Av;xI;s;YLV0D Christophorus von Kriegern verehrt, nach der Inschrift ein Werk des x47zF2zzi7zo
und ist den vorigen Darstellungen überlegen, zwar hart in der Form, doch
nicht ohne statuarische Würde und in Perspective und architektonischem Beis
werk wohlstudirt. Das schwächste Bild von allen ist das daneben, nach der
BF;:o von Bezeichnung von Besen: Christophorus, der das Christuskind durch den Fluss
NR. trägt, von äusserster Plumpheit und widerwartigsten Missverhältnissen in den
Körpertheilen.
Pizzolo. Im Chöre tritt uns gleich ein ganz anderes Talent, ZVicmZz Pz2575oZoJ, ents
gegen, welcher hier am Gewölbe den thronenden Gott Vater in der Mandorla
zwischen Petrus und Paulus, Jacobus dem Aelteren und Christophorus gemalt
hat. Die vier kleinen Rundbilder der sitzenden Kirchenväter darunter sind
derber, doch perspectivisch effectvoll.2J Dann folgt die Himmelfahrt Maria7s
an der Altarwand, von Vasari nicht genannt, nach dem Anonymus des Mos
relli von Pizzolo. Ohne diese Nachricht würde man kaum anstehen, hier Mans
tegna zu erkennen, und hat der Berichteritatter Recht, so ergiebt sich eben,
dass vieles, was man für persönliche Eigenschaft des Mantegna hielt, vielmehr
ihm mit seinem talentvollen Schulgenossen gemeinsam war. In der obern
Gruppe der Maria zwischen Engeln waltet die edelste Feierlichkeit, die Apostel
unten, die leider sehr gelitten haben, sind frei und empfindungsvoll; Form
und Gewandung sind von grosser Reinheit der Durchbildung.
Endlich glauben wir Pizzolo. auch in den zwei obersten Bildern aus der
Jacobuslegende an der Wand links im Hauptraum zu erkennen: der Berufung
von Johannes und Jacobus in wilder Felsenlandschaft und der Austreibung
von Teufeln durch Jacobus. Freilich stimmen sie nicht so sehr mit der Hims
melfahrt lVlaria7s wie vielmehr mit den Gewölbebildern des Chors überein.
Auch hier haben wir noch den einseitig plastischen Zug der Schule, aber cors
rectere Behandlung der Theile, geringere Starrheit, ein offeneres Auge für
die Wirklichkeit, das zur Darstellung lebendiger Handlung befähigt.
387 Anm. 2.
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