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Drittes Buch.
Zweiter Abfchnitt.
der Predella fleht man zwei scenen aus der Legende beider Heiligen, durch
die Bilder der Evangelisten eingefchloffen. Trotz des reichen Renaiffances
thrones ift das Werk ziemlich befangen in den Motiven und dem fanften, ans
ziehenden Ausdrucke fehlt doch Perugino7s Vertiefung.
Im Jahre I50I vollendete er, nach der Infchrift, ein Werk der Wands
malerei in einem kleineren Orte, eine Capelle in Santa Maria Maggiore zu
sps11o. Spello bei Foligno II. Dargefiellt find: Mariae Verkündigung, Christi Geburt,
der Christusknabe im Tempel; an der Decke die Sibyllen; tüchtige Arbeiten,
wenn auch in Charakteren und Motiven ohne tieferen Gehalt, in der Compos
f1tion wie im landfchaftlichen und architektonifchen Hintergrunde durch Ein.
zelheiten und Beiwerk überladen. Auch fonst kommt in Spello noch Manches
von feiner Hand und aus feiner Schule vor.
Es scheint, dass er nunmehr die Absicht hatte, in feiner Vaterstadt zu
bleiben, wo er im Jahre I50I in die Behörde der Decemvirn gewählt worden
war; aber fchon im nächsten Jahre erging ein Ruf an ihn, der ihn für den
LjJj;FF;s am Rest feines Lebens wesentlich an Siena knüpfte. Der Cardinal Francesco
D0MOs Piccolomini, der in feiner Heimath Siena das Andenken feines berühmten
Oheims Papst Pius II. durch verfchiedene Stiftungen zu feiern suchte, hatte
seit I495 am Dome einen Bibliothekfaal für Chorbücher erbaut und übertrug
am 29. Juni 1502 die Ausmalung diefes präcl1tigen Raumes dem Pinturicchio,
deffen künstlerisches Geschick ihm, durch feine Arbeiten in Rom bekannt fein
mochte. Der Besteller, der als Papst Pius III. am l8. October nach einem
Pontisicate von wenigen Wochen starb, hatte in feinem Testamente für die
Fortführung diefer Arbeit Sorge getragen, die rüstig gefördert wurde, bis endlich
die letzte Zahlung von Seiten der Erben im Jahre I508 erfolgte.
Die Libreria mit ihren Bronzethüren in marn1orner Umrahmung, der
fchönen Holztäfelung nebst Büchergeftel1en und den woh1erhaltenen Malereien
Gew0lIIes ist einer der anmuthigsien Prachträume der Renaiffance 2J. Am Spiege1gewölbe,
das zierlich in Felder getheilt ist, breiten f1ch mythologische Darsiellungen
zwifchen reizenden 0rnamenten aus; der Meister erfüllte fein Versprechen im
Contract, ssdie Wölbung mit denjenigen Phantaf1en, Farben und Eintheilungen,
die er für die anmuthigsten, fchönPcen und stattlichPcen erachten würde, und
mit den Zeicl1nungen, die man heute Grottesken nennt, zu fchmücken.c: Unten
Wände. ziehen f1ch, durch Gruppen von PilaPcern getrennt, zehn Bilder aus dem Leben
Papst Pius, II. hin: II Aeneas Sylvius Piccolomini, im Hafen von Genua ges
landet, fetzt die Reife zum Bafeler Concil im Gefolge des cardinals Capranica
zu Pferde fort; ihn erkennt man in dem f1ch keck umwendenden Jüngling auf
dem Schimmel. 2J Aeneas Sylvius als Gefandter vor dem König von Schotts
land. 3J Seine Dichterkrönung durch Friedrich III. sFig. 213J. 4J Er kijfst als
Abgefandter Friedrichs Papst Eugen IV. den Fuss. 5J Das Zufammentreffen
Friedrichs III. und feiner Gemahlin Eleonora von Portugal, deren Bund Aeneas
Sylvius fegnet. 6J Er empfängt von Calixt III. den Cardinalshut. D Seine
Ausrufung zum Papst. 8J Er präfidirt auf dem Congrefs Zu Mantua. 9J Er
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