Schulen.
Der Süden.
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gut in der Farbe, nur im Detail der Zeichnung schwächer, sind die I52I das
tirten Fresken, in Santa Maria Maggiore zu Spello, eine Pietä und ihr Gegens
ftück, die Madonna mit zwei Heiligen. Die sechs Heiligen, die er im selben
Jahre unter Raphael7s I505 geschaffene Freske in S. Severo zu Perugia malte,
kommen uns wie ein seltsamer Anachronismus vor, aber sind in solchem Zus Ema
stande, dass sie kaum ein Urtheil zulassen. Nur als Ruine, von der Mauer auf
Leinwand übertragen, wird endlich Perugin07s letztes Werk, die Geburt Christi I.g:33;i,
aus der Kirche zu Fontignan0, wo er starb, im South Kensington Museum zu i;1Klrg,FlJ2H
London bewahrt.
Den grössten Schüler Perugino7s, Raffael, werden wir auch in denjenigen 3ck,H1s,,
Arbeiten, die noch unter dem Einflusse des Meisters stehen, erst später zu würs
digen haben. Von den übrigen Schülern, die grösstentheils dem Kunstleben
von Florenz, wo doch der Meister seinen Wohnsitz hatte, sremd blieben, in
den Heimathsprovinzen lebten und arbeiteten und bis weit in das I6. Jahrs
hundert hinein noch wesentlich den Stil Perugino7s festhielten, ist der liebenss
würdigste Giozimzi2ZI zZi lIzZsZw, genannt sj2:zg;zcz Cder SpanierJ. Zum Wohnsitz ro Spazier.
hatte er sich Sp0leto erwählt, wo er, nachdem er schon lange dort ansässig
gewesen war und sich daselbst auch verheirathet hatte, im Jahre I5I6 das
Bürgerrecht erlangte. Er starb zwischen I528 und I5331J. Bilder seiner frühem
Zeit sind die Geburt Christi aus dem Kloster Spineta bei Todi in der Galerie des
Vaticans, dann ein ganz ähnliches Bild im Louvre sowie die Anbetung der Kös
nige im Berliner Museum, aus dem Kloster Ferentillo bei Spoleto und nach dem b;3l:irke1ili;.:
Wappen Stiftung des Domenico Ancaiani, der I478 bis I503 dort Abt war 2J.
sFig. 2I2.J Das auf Leinwand gemalte Bild, das sehr gelitten hat, war offenbar
ein Processionsbanner; reizendes Renaissances0rnament in Steinfarbe mit Tris
toneii und Flügelknaben bildet die Umrahmung; die Compos1tion, ganz den
beiden erwähnten Darstellungen von Christi Geburt entsprechend, wiederholt
das bekannte Motiv der Schule. Das auf dem Boden liegende Kind wird von
der knieenden Maria zwischen zwei Engeln verehrt, Joseph steht sinnend das
neben, andererseits knieen und stehen die drei Könige mit ihrem Gefolge, die
man aus dem Bilde in Rom nur fern in der Landschaft sieht. Ausdruck, Mos
tive, Faltenwurf, die Neigung des Kopfes, die mitunter conventionellen Fusss
stellungen, Alles ist von Perugino beeinflusst, ebenso die Gemessenheit, Milde
und Innigkeit des Ausdrucks, der dabei immer schlicht und wahr bleibt. Im
liebevollen Durchbilden des Einzelnen nach der Natur ist Spagna seinen meis
sten Schulgenossen überlegen; hierin, wie in der Naivetät und Echtheit der
Empfindung sind seine Arbeiten den Jugendwerken Raphaels verwandt. Nicht
auf dem Berliner Bilde, seines Zustandes wegen, wohl aber auf den andern
muss man auch sein Heissiges, lichtes Colorit, das freilich von Perugino7s Farbens
pracht weit entfernt ist, bewundern. Die Freske im Communalpalast zu Spos
leto, früher in der Burg: Maria mit dem stehenden Kinde im Schosse zwischen p2i2si.
Franciscus und Hieronymus, Katharina und BriZius, ist ebenso schlicht und
1I Nach den Rechnungen von S. Jac0p0 in Spoleto, bei cm20z2 und ciz2uzJtaJeZZe,
340 Anm.
2J Unter dem Namen l6czz72:eZ erworben und von Es. Eiclzm.k gelkochen.
deutfch, IV,