Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abtheilun g. 
Zweiter Abschnitt. 
Figuren eigentlich nicht Perugino7s Sache sei; und als die Fürstin endlich das 
ungeduldig erwartete Bild erhielt, konnte sie doch dem Maler nicht verhehlen, 
dass es an Durchführung gegen Mantegna7s Arbeiten zurückstehe, und bei 
dauerte, dass er es mit Rücksicht auf die Technik jener Bilder in Tempera, 
P.2kis, nicht in Oel, was mehr Pietro7s Sache war, gemalt habe. Das im Louvre bei 
Laune. befindliche, auf Leinwand gemalte Bild, der Sieg der Keuschheit über die 
Sinnenlust, macht diese Enttäuschung begreiflich; es enthält gute Motive und 
ist zart behandelt, man merkt aber leicht, dass der Meister, der hier nach 
einem genau festgestellten gelehrten Programm arbeiten mufste, sich in diesem 
Stosfgebiet, diesem Mafsstabe und dieser Technik nicht ganz in feinem Eies 
mente gefühlt hatte. 
Nicht blofs in diesem Falle hatte der noch eben hochgefeierte Meister 
einen Riickfchlag im Urtheil über feine Leistungen zu empfinden, auch durch 
immer fabrikmäfsigere Production gab er selbst Veranlassung dazu. In einem 
der Briefe an die Markgräf1n von Mantua in Sachen ihres Auftrages liest man, 
dass Perugino nur von feinen täglichen Arbeiten lebe und gezwungen sei, dem 
zu dienen, der ihn von Stunde zu Stunde bezahle. Vasari dagegen meint, 
dass es ihm nur auf Geldgewinn angekommen fei, und weist darauf hin, dass 
er in Florenz Häuser, in Perugia und Citta della Pieve Grundeigenthum besass, 
wofür sich in der That urkundliche Bestätigungen finden. VVir wissen nicht, 
ob Vasari,s Behauptung, dass Pietro ein Mensch von wenig Religion gewesen 
fei, richtig ist, wonach es also mit der Echtheit der in feinen Bildern ausges 
sprochenen Frömmigkeit bedenklich stände. Aber vollkommen trifft die Bei 
merkung zu, ihm fei die Arbeit immer in solchem Ueberflufs zugestrcimt, dass 
er in feinen Werken fchliefslich stets die nämlichen Motive wiederholte, den 
Gestalten immer wieder dieselben Gesichter gab und so in Manier verfiel. 
Gerade das, was im Ausdruck fein Element ist: Innigkeit, Weichheit, Gesijh1ss 
warme, wird durch Handwerksmässigkeit unerträglich. 
Unter Papst Julius Il., der ihn vor Jahren als Cardinal beschäftigt hatte, 
kam er nochmals nach Rom und wurde jetzt Cvor I508J im Vatican beschäfs 
tigt. Ihm ging es besser als manchen anderen Malern, die der Papst zuerst 
Rom. in den neu eingerichteten Gemächern des Vaticans malen liess: feine Decken. 
FiiZ1ez.TdiH2c.P malerei in der Camera del, 1ncendio wurde nicht heruntergeschlagen, um den 
Bildern Raffaels Platz zu machen, sondern durch die Pietät seines grossen 
Schülers conservirt. Sie ist immer noch schön im 0rnamentalen, aber die vier 
Runde mit Gott Vater zwischen Engeln und Heiligen oder symbolifchen 
Figuren find doch nur noch ein schwacher Nachklang frijherer.Zeit. 
So war er fchliefslich wie Signorelli darauf angewiesen, wesentlich sur 
seine Heimatprovinz zu malen. Es genügt, auf wenige dieser späten Productios 
neu hinzuweisen: das Martyrium Sebastians von I5I8 und die Verklärung Christi 
P:kugi2., von 1522 in der Pinakothek zu Perugia, Christi Geburt und seine Taufe eben. 
Pma1Mheki daselbst, die Hauptbilder eines für Sant7 Agostino in Perugia noch I5I2 ges 
malten, aber bei dem Tode des Meisters noch nicht ganz fertigen Altars, von 
dem verschiedene andere Theile seit der Zeit des gallischen Bilderraubes in 
französischen Provinzialgalerien zerstreut sind. Es fehlt hier nicht an edlen, 
freieren Motiven, was namentlich von der Taufe gilt, aber Modellirung, Farbe 
und Durchführung haben nachgelassen. Immerhin achtenswerth, ausdrucksvoll, 
Rom. 
Stanza del 
Incek1clio.
	        
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