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Drittes Buch.
Abthei1ung.
Zweiter Abschnitt.
Von nun an gaben die coloristischen Vorzüge den Bildern Perugino7s
einen neuen Reiz. Ihre umbrische Gefühlsinniglceit wurde durch den Schmelz,
die Leuchtkraft und das Stimmungsleben der Farbe gehoben. Das gilt bes
F10kcp2, fonders von der Beweinung Christi aus Santa Chiara, jetzt im Palazzo Pitti zu
M. Hm Florenz. Auf dieses Werk, für das mehrere treffliche Studien unter den
Zeichnungen der Uff1zien vorhanden sind, wandte der Meister feine ganze
Kraft. Der Leichnam in s1tzende Lage gebracht, von Joseph von Arimathia
am 0berkörper aufrecht erhalten, ist von elf knieenden und stehenden Ges
stalten umgeben, bei denen das Gleichgewicht der Massen wirkungsvoll ges
wahrt ist. Hier waltet keine Leidenschaft, kein Aufschrei des Jammers; feiner
malerischen Natur gemäss hat der Meister die innige Ergriffenheit und milde
Wehmuth durchgehen lassen, und die stimmungsvolle Wirkung wird noch durch
die malerische und reizvo1le Behandlung der Landschast mit zarter Luftpers
spective unterstützt.
Ungefähr derselben Zeit O mag das bezeichnete, aber nicht datirte Altars
.bild aus S. Giovanni in Monte zu Bologna, jetzt in der Pinak0thek, anges
hören: die Madonna mit dem Kinde in der Glorie, unten der Erzengel
Michael und die Heiligen Katharina, Apollonia und Johannes als Greis; an
Gluth und Kraft der Farbe aus Pietro7s voller Höhe. Am 6. März I496 übers
nahm der Meister zum zweiten Male einen Auftrag, den er schon zwölf Jahre
früher erhalten, aber damals unberücks1chtigt gelassen hatte: den zu einem
für die Capelle des Communalpalastes in Perugia. Es stellt die
thronende Madonna unter stattlicher Bogenhalle dar, umgeben von den schutzs
patronen der Stadt, den Bischöfen Ludovicus und Herculanus und den Heiligen
Laurentius und Constantius, und befindet sich jetzt in der Pinakothek des
Vaticans. Zwei Tage später erfolgte der Austrag zu der grossen Him1nelfahrt
1Yz::ea. Christi für S. Pietro fuori le mura zu Perugia, jetzt im Museum zu Lyon,
PIJugiä. während sich die Predellenbilder, Anbetung der Könige, Taufe und Aufers
am. stehung Christi, im Museum zu Rouen und die Halbsiguren von Heiligen von
den Pilastern theils in der 5acristei der Kirche zu Perugia, theils in der Pinas
kothek des Vaticans befinden. 1497 ist die Madonna zwischen sechs Heiligen
s.FFFacir.ia in Santa Maria Nuova zu Fano bezeichnet; in der Lünette die Halbsigur Christi,
m20v2. an der Predella Scenen aus dem Marienleben.
Von nicht datirten Werken, die wahrscheinlich in dieselbe Zeit gehören,
nennen wir den heiligen Bernhard, dem die Madonna erscheint, in. der Müns
chener Pinakothek, früher in santo Spirito zu Florenz; hinter den Heiligen
stehen Barth0lomäus und ein Jüngling; zart tritt die von Engeln geleitete
Madonna auf ihn zu. Aus der Halle blickt man auf eine schöne Gebirgslancls
schaft mit Wasser und Gebäuden. Dann der Altar für die Cert0sa bei
Pavia, von dem nur die ehemalige Krönung, Gott Vater zwischen Engeln,
erN.a11 Ort und Stelle geblieben ist. Es bezog sich auf die mittelste der drei
unteren, in die Nationalgalerie zu London gelangten Tafeln, die knieende
;;,iTFjT, Maria in Verehrung des Kindes, das ein Engel ihr entgegen hält, ein in Perus
gino7s Schule immer wiederkehrendes Motiv. Aus den seitentafeln stehen der
II Wir wiffen nicht,
worden, beruht.
Ga1erjekata10g ,
auf welcher Grundlage die Angabe im
dass es
gemalt
1495