Die toscanifchsumbrifchen Schulen.
Der Süden.
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bildern schon vor den van Eyck häufig war. Ein indirecter Einfluss von dorts
her kommt also nicht in Frage, wenn Dw7szeJ2im 7mZZzZ1J2u und XlZZJJcl Y4ZÄEs
7Jzi7c8zZzi bei Wandgemälden Oel in Anwendung bringen. Auch die Experimente
in der Maltechnik bei Tafelbildern, welche die PoZZxzjoZo, ÄmZ7sZrz IXr;sJswxJ22t2
und PzZsw zic;gZi Fisz1JetzsJcJzi einstellten, blieben bei einem Mischverfahren stehen.
Den Uebergang zu der Vortragsweise und dem ganz neuen colorisiischen Ges
fühl der van Eyckischen 0elmalerei hat keiner von ihnen vollzogen, obgleich
es ihnen an MuPcern nicht fehlte, da flandrifche Bilder in ganz Italien verbreitet
waren, Florenz selbst das Altarwerk von Enge Time Les, 67z2eF besass. Die
Studien der Vorbilder und das Experimentiren reichten also nicht aus; nur
durch persönliche Unterweisung in der Mischung und im Auftrage der Farben
konnte die 0elmalerei erlernt werden.
Perugino hatte sich zunächst, wie in dem Bilde der UsHzien, nur den Vers
suchen der genannten Horentinischen und umbrischen Künstler angeschlossen.
Aber unmittelbar darauf sehen wir ihn im Bes1tze der wirklichen Oelmalerei,
die er mit vollkommener Sicherheit und Meisterschaft handhabt, und zwar
unseres Wissens früher, als irgend ein anderer Meister Mittelitaliens.
Es fragt sich nun, wie und wo er diese Technik erlernt hatP Eine Vers
lcnüpfung bestimmter Thatsachen macht es uns wahrscheinlich, dass dies
in Venedig geschehen ist, wo Antonello da Mess1na seinen VVohns1tz ausges
schlagen hatte und bald darauf die neue Technik nicht mehr eine Geheimlehre,
sondern das allgemeine Eigenthum der ganzen Schule war, an deren spitze
die beiden Brüder BesZZziJzzi standen.
Durch urkundliche Nachrichten wissen wir, dass Perugino Venedig betreten izli;uF;1;L13i1;
hat; am I4. August I494 wird nämlich mit ismaistro piero peroxini depentorsc
der Vertrag über ein Bild für den Saal des Grossen Rathes im Dogenpalafie
abgeschlossen, das freilich dann, wie so manche andere von Perugino übers
nommene Arbeiten, nicht zur Ausführung kam II.
Die Anwendung eigentlicher 0elmalerei, zu der es Perugino I49I und
I493 noch nicht gebracht hatte, scheint uns nun aber nicht zweifelhaft bei
dem inschriftlich vom Juli I494 datirten Brustbilde eines Mannes mit kleinen
Augen und vollem Untergesicht vor landschastlichem Hintergrunde, in den
Ussizien, wo es als eigenes Porträt Perugino7s den Malerbildnissen eingereiht
ist. Eine neuere Untersuchung der Inschrift hat aber dargethan, dass es den UMZMi
1496 in Venedig gestorbenen Florentiner Francesco dell7 0pere darstellt.
Hält man das Datum dieses Gemäldes mit dem des erwähnten Contractes zus
sammen, so spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es in Venedig entPcans
den ist. Crowe und Cavalcaselle haben trefsend hervorgehoben, dass es durch
die Präcis1on des Umrisses, die vorzügliche Modellirung und die Kühnheit der
Pinselführung einen Platz neben Bildnissen von Antonello da Messina behaup.
tet. Ebenso unverkennbar ist die 0elmalerei in der I494 bezeichneten Madonna
aus dem Throne zwischen Jacobus und Auguslinus in Sant7 Agoftino zu Cres ck2m022.
mona, also halbwegs von Venedig nach Florenz, einem nicht nur in der
EChlLhCIt des Empkindungsausdrucks, sondern auch in der Wärme und Kraft
der Farbe v0rtrefslichem Werke.
II FULL: Hi Si 69. Unf1cherer lind die Nachrichten über ein Bild Perugino7s von
SCL10IEL III san Evange1jfia; vgl. Cizmgmz, Iscrizi0ni Veneziane I, 47.
Gefchichte d. Malerei. l1. 16
1494 in der