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Drittes Buch.
Abtheilung.
Zweiter
AbfclmiI.t.
Heiligen, die einander entsprechen; Magdalena, Clara und der knieende Hies
ronymus, Augustinus, Katharina und der knieende Antonius von Padua; grofss
artig in den Charakteren, wirkungsvol1 im Aufbau und in Farbe und Auss
führung zu den besten Arbeiten Signorelli,s gehörig.
Fkeskek1. Während aller dieser Jahre war aber Luca auch als Frescomalcr thätig. Sein
sY:3:1; Werk ist das letzte Bild aus der Geschichte des Moses in der sixtinischen Cas
.pelle zu Rom II. Luca folgte einem festgestellten Programme, wenn er ebenso
wie FamZm Bz2ZZix.eZZ2i und Co.5zZJw Ro.veZZz. mehrere Momente in Einem Rahmen
vereinigte. Links übergibt der greife Moses dem Josua als seinem Nachfolger
den Stab, rechts f1tzt er, die Bundeslade zu seinen Füssen, vor dem vers
fammelten Volke und liest seinen Lobgesang. Unter den Umstehenden sehen
wir stattliche bildnissartige Männergesta1ten, schöne Frauen, ihre Kinder aus
der Schulter oder an der Brust, in der Stellung fast zu gewählt und mit studirtcm
antikif1rendem Faltenwurf, während sonst das Zeitcostüm vorwiegt, Rückens
tiguren modisch gek1eideter Jünglinge, vnackt in Kleidernu, da ihre knappe
Tracht die Körperformen scharf heraushebt, ein f1tzender jugendlicher Heros,
fast nackt, offenbar von dem in kleinen Bronzen und Gemmen oft vorkommen.
den antiken Motive des ruhenden Hermes inspirirt. Moses, dem der Engel
vom Berge das Gelobte Land zeigt, sein Herabsteigen und seine Bestattung
sieht man fern in der schönen Felsenlandschaft mit dem Blick auf Gewäffer
und ein friedliches Thal. Das Bild ist das beste in dieser ganzen Reihe.
Weit origineller erscheint der Meister aber in einer anderen Schöpfung,
deren Bestellung von dem Auftrage für die Sistina offenbar nicht weit abs
liegt: in der Ausmalung der kleinen achteckigen Sacristei am südlichen Quers
saWM schiffe der Kirche zu Loreto. Der Besteller war der junge Nepote Sixtu87 IV.
Cardinal Giuliano Rovere, defsen Wappen mit dem Cardinalshut den Mittels
Punkt des Gewölbes einnimmt 2J. Zu oberst in den acht Gewölbeseldern ebensos
viele schlanke Engelgestalten, einer mit nacktem 0berkörper, alle elegant bewegt,
voll Reiz und Anmuth, nur in der Gewandung manchmal gekünstelt, in einigen
Motiven, z. B. in den Fingern, fast geziert. Unter ihnen, miteinander alternirend,
die vier Evangelisten und die vier Kirchenväter. Von den sieben Wandfels
dem das achte wird durch das Fenster eingenommen zeigt das über der
Thüre die Bekehrung des Saulus, die übrigen Thomas vor dem auferstandenen
Heiland und fünf Paare von Aposteln in bewegter Haltung als Zeugen dieses
Vorgangs, lauter grofsartige Charaktere. Feine Renaiffancepilaster mit Ges
bälk in Unterf1cht trennen die einzelnen Wandslächen, den Hintergrund bildet
blaue Luft. Auch in Farbe und Ausführung steht dieser Cyclus unter den
besten Leistungen signorelli7s da, der hier zugleich in der Compof1tionsweise,
der perspectivifchen Kühnheit, der Darstellung erregter Begeisterung einen
EinHuss Me1ozzo7s verräth.
An den Aufenthalt zu Siena im Jahre I498, der durch den Altar für
S. Agostino nachgewiesen ist, knüpfen f1ch auch mehrere Unternehmungen
II Farbendruck der Arundel society.
2J IJzzJ:zJsi nennt sixtus IV. zwar nicht als Beltellek, doch als Bezahlen seiner Behauptung,
dass die Deckenmalereien fchon von Davxei2fm 7me277:zJw nnd P77Iw iZkJz7sZi Fyzmce.rxlzi gemeinfcl1af1lieh
begonnen, dann unterbrochen und erst durch Lag; vollendet worden seien, steht der einheitliche chas
rakter des Ganzen und das modernen: Gepräge gerade der Engel am Gewölbe entgegen.