Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abt11ei1ung. 
Zweiter Abfchnitt. 
Berlin, 
Museum. 
Florenz, 
Uktiziek1. 
doch erheblich jüngeren Künstlers, sondern vielmehr daher, dass beide von 
Verrocchio gelernt hatten. 
In Florenz war Luca wohl schon ziemlich früh als selbständiger Meister 
thätig. Einige hervorragende Bilder sind nachweislich hier entstanden, so 
dasjenige, das am klarsten zeigt, was er in der Darstellung des Nackten zu 
Z2:k1ik2, leisten vermochte, der Pan unter den Hirten im Berliner Museum, identisch 
Mureum. mit einer für Lorenzo de7 Medici gemalten vLeinwand mit einigen nackten 
Götternc:, die Vasari erwähnt. R. Vischer hat glücklich hervorgehoben, dass 
die Compos1tion ganz derjenigen repräsentirender Kirchengemälde, Bilder der 
thronenden Madonna mit Heiligen, entspricht. Obwohl selbst ein feines Liniens 
gefühl in der Anordnung mitspricht, fehlt dennoch der lebendige Zusammens 
hang, die rechte Flüssigkeit der Composition; die einzelnen Gestalten präsens 
tiren nur sich selbst; aber diese Studien nach dem lebenden Modell, der vor 
Pan hingeworfene Jüngling, der die Rohrflöte bläst, die herrliche Rückenfigur 
zur Linken des Gottes, die beiden Alten, die sich auf ihre Stabe stützen, das 
schone jugendliche Weib dem vorletzten von diesen gegenüber, sind in Bau 
und Muskeln so fein der Natur abgelauscht, wie das noch kein anderer Maler 
vermocht hatte CFig. 2o5J. 
 Für Lorenzo von Medici war auch ein Madonnenbi1d, in den Uffizien, 
UkH74EDs gemalt worden, welches gleichfalls das gründlichste Studium der Form vers 
räth; aber die Bewegung, in der sich Maria zu dem auf dem Boden stehens 
den Kinde herabbeugt, hat trotz eines grossen Zuges auch etwas Gezwungenes. 
Die nackten Hirten im Hintergrunde danken nur der Lust des Malers am uns 
verhüllten Körper ihre Entstehung; in der Umrahmung, die das Rundbild 
zum Rechteck abschliesst, sind zwei grau in grau gemalte Medaillons mit Pr0s 
pheten angebracht. Noch drei andere häusliche Andachtsbilder, sämmt1ich 
rund, sind in Florenz zu sehen. In den Ufsizien die heilige Familie mit Joseph, 
durch die Trefilichkeit der Compos1ti0n im gegebenen Raume und durch die 
Ost. Pius. Gr0ssartigkeit des Madonnentypus bedeutend; im Palazzo Pitti die Madonna 
mit Joseph und der heiligen Katharina, ausgezeichnet durch feinen geistigen Zus 
sammenhang, ausdrucksvolle Sprache der Hände und tiefe, doch gedämpfte 
.c0krmi. Empfindung; im Palazz0 Cors1ni die sitzende Madonna zwischen den Heiligen 
Bernhard und Hieronymus in ganzen Figuren, formvollendet im Kinderkörper 
wie im Büsserleibe des Hieronymus, voll edler melancholischer Milde in den 
Zügen Maria,S. Ein Meisterwerk ist das Porträt eines rothgekleideten Mannes 
  in der Galerie Torrigiani daselbst; auch hier sieht man, wie auf dem zuerst 
0mgWL erwähnten Madonnenbilde, nackte Hirten und, wie auf dem Pansbilde, einen 
Triumphbogen im Hintergrunde. Dieses Bild ist bei der Einfachheit der Aufs 
gabe auch in der Farbe harmonisch, während die übrigen deutlich erkennen 
lassen, dass Signorelli mehr Zeichner als Maler war. Stets gediegen und 
 kräftig im bräunlichen Gesammtton seiner Bilder, ist er doch oft hart in der 
Zusammenstellung der Farben bei röthlichen Schattentönen im Fleisch und zu 
schroffen Lichts und Schattengegensätzen in der Modelliru11g. 
Die bisher gewürdigten Bilder, von denen keines eine Jahrzahl aufweist, 
gehören wohl noch alle der früheren Zeit Luca7s an. I484 ist ein grosSartiges 
Pskugi2,Kirchenbild im Dome zu Perugia datirt: die von dem ehemaligen Bischofe 
Dom. der Stadt Jacopo Vannucci, aus edlem Cortonens1schem Geschlechte, bei 
Pal. 
Torkigiani.
	        
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