224
Buch.
Drittes
Abt11ei1ung.
Zweiter
Abschnitt.
cipvsp21i Anziehender ist sc2JzZzi, der Vater lZz1xzJJzr:rZ7r, des grössten neueren
dann. Malers, geboren zu Colbordolo im Herzogthum Urbino, aber seit I45o mit
feinem Grossvater Peruzzolo und feinem Vater, dem Krämer Sante, in Urbino
anfällig, wo er am I. August I494 starb. Seine künstlerische Richtung wurde
gleichfalls durch Pziem zZxj;sZziFJ7:72xZFcJ2zi, mit dem er I469 in Urbino persönlich
zusammenkam1J, und Mc2ZoZ,5o, feinen persönlichen Freund CvMelozzo a me Si
Hinz. caroci nennt er ihn in feiner ReimchronikJ, bestimmt. Aber fein Horizont reichte
Chronik. noch weiter; in eben dieser Reimchronik, in der er gegen Ende feines Lebens
die Thaten feines geliebten Herzogs Federigo in Terzinen besang, flicht er dem
Abschnitt, der von der Reife des Fürsten nach Mailand handelt, einen Excurs
über die Künste und besonders über die Malerei ein. Für feine ganze künsts
lerische Stellung ist bezeichnend, dass er den Adel der Malerei darin sieht,
dass sie auf wissenschaftlicher Voraussetzung beruht, und dass er in der Pers
spective, der neuen Erfindung des Jahrhunderts, ihre wesentliche Grundlage
erkennt. Auch die Namen der Künstler, die er dann folgen lässt, zeigen in
Auswahl und Gruppirung, wie gut und wie allgemein er orientirt war. Die
Veranlassung zu dem ganzen Excurse gibt ihm aber Federigo7s Aufenthalt in
Mantua, bei welchem er den Fürsten die Schöpfungen Jlssm2z7,g7zx:7.r im markgräfs
lichen Palaste bewundern lässt und diesen Meister dann in zahlreichen strophen
feiert. War Giovanni Santi bei diefer Reise, die an das Lebensende des
Fürsten fällt2J, mit in feinem GefolgeP denn nicht nur Grafen und Cavaliere,
sondern auch Männer von Geist, Gelehrte, Architekten befanden sich unter
denselben, wie Giovanni selbst sagt. Ist er selbständig bei einer andern Ge.s
legenheit nach Mantua gekommenP Jedenfalls mufs man aus dem Gedichte
schliessen, dass er den hinreissenden Eindruck von Mantegna7s Werken, den
er seinen Fürsten erfahren lässt, selbst erlebt und empfunden hatte, und dass
er, was ihm bei seiner von Piero degli Franceschi und Melozzo bestimmten
Richtung als Ideal vorgefchwebt, erst in Mantegna, der für ihn der grösste
neuere Meister war, vollkommen erreicht fah.
Die Art, wie Giovanni über Malerei dachte und schrieb, erweckt vielleicht
Erwartungen, die feine Werke nicht ganz erfüllen. Ein origineller Künstler
war er jedenfalls nicht. Zu seinen frühesten malerifchen Werken gehören die
C3gH, Fresken in S. Domenico zu Cagli: über dem Grabe der I481 gestorbenen
FmkensGattin von Pietro Tiranni, einem aus Cagli stammenden Hofbeamten zu
Urbino, eine aus dem Grabe ragende Halbsjgur Christi zwischen Hieronymus
und Bonaventura; in einer anstossenden Capelle die Madonna zwischen zwei
Engeln und den Heiligen FranciScus und Petrus, Dominicus und Johannes dem
Täufer II. Der Thron und seine Seitenrnauern setzen die schöne Renaissances
architektur der Capelle fort, und über ihnen, in der Lünette, blickt man in
eine Landschaft mit Christi Auferstehung hinaus CFig. 2o4J. Wir sehen, dass der
II Vgl. oben S. 219 Anm. 2. Hauptwerk über ihn Panz L2zfgi P2mgfZew2iLv citikte Schrift:
El0gFi0 storic0 di Giov. santi, Urbin0 1822; ferner D. Pz;Jkz7JemZ: Raphae1 d7Urbin et son preise
Gi0v. santi, 2 Bde., Paris 186o Cdie französ. Ausgabe ist der deutfcl1en gegenüber eine neue Aufs
lageJ; in 1ciinsklerifcl1er Kritik CJMcsc und cez7JczZmJeJZe CIll, S. 3s4I, die ihn indefs iiberfc1iätzen.
2J .P2mzsiZewzi, S. 73, versetzt f1e irrthiimlich in das Jahr l4.68.
3J l7arbe11drucli der Arunc1e1 society. E. Fi27JZws, Denl;1n. d. M., 1Il Tf. 23.