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Drjttes Buch.
1thei1ung.
Zweiter
Abfch11i1t.
als ob He f1ch an der Stelle; wo Ae erfcheinen,V als p1afiifche Körper befäns
den. Falk gleichzeitig, in einem: I474 zu Mantua vol1endeteten Gemache, hatte
Mantegna dasfelbe pcrfpeetivifche Problem gelöPc. Ob ein schu1zufammens
bang zwifchen beiden Meil7cern bePcand, ob von denfe1ben theoretifc11en
Vorausfetzungen aus jeder auf feinem Wege Zum Ziele kam, iPc kaum zu
entfcheiden.
Mag in der ChriftusHgur durch das zu gewagte Motiv und die etwas eckige
Gewandung auch die erftrebte Idealität nicht erreicht fein, so find die übrigen
Refte in der Stanza Capitolarc der SacriPcei von St. Peter, drei Köpfe von
untenftehenden, emporblickenden Apofteln und elf Halbf1guren muiicirender
Engel O, desto fchöncr CFig.202J. In himmlifcher Begeifterung, hingeriffen durch
die Muf1k, die he felbPc den Instrumenten entlocken, f1nnig niederfchauend oder
befeligt emp0rblickcnd, in übcrrafchenden und momentanen Motiven der Bei
wegung, bei meifterhafter Verkürzung der Köpfe, find dicke Engel von solchem
Adel und von f0 reiner Schönheit, wie kaum eine zweite Schöpfung der
Epoche. Nicht religiofe, fondern rein p0etifche Empfindung hat He infpirirt.
Was Piero degli Franceschi nicht vermochte, vollbringt Melozzo: den kunfts
voll conPcruirten Gestalten haucht er Schwung und Seele ein.
In den Jahren 1477ss1480 schuf Mel0zzo das Frescobi1d in der Bibliotl1ek
des Vaticans, das sich heute, auf Leinwand übertragen, in der vaticanischen
Pinak0thek befindet: ein Denkmal des unter Sixtus IV. ausgeführten Bibli0s
thekbaues CFig. 203J. In einer Pfeilerl1alle von vollendeter Perspective sitzt der
Papst im Prof1l, vor dem der Bibli0thekar Platina kniet, und hinter beiden
flehen vier Nepoten Sixtus7 IV., die Cardinäle Riario und Rovere sder
spätere Julius II.J und die weltlichen Herren Gir0lamo Riari0 und Gios
vanni della Rovere2J. 1n der Behandlung des Architekt0nischen wie in
der strengen Plastik der Gestalten kommt Mel0zz0 hier dem Piero deglj Frans
cesc11i am näcl1sken; auch das erinnert an den Meister, dass der volle Zusammens
bang geistiger Stimmung dieser P0rträtgruppe fehlt, in der nur je Zwei und
Zwei in Beziehung zu einander sieben; aber Mel0zzo7s Bildnisse sind denn
doch bei aller Gemessen11eit seiner belebt.
Tafelbjlder.
Berlin,
Museum.
London.
Nation:sls
galerie.
So fchwer die Vergleichung auch fällt, da wir als beglaubigte WVerke nur
Fresken haben, darf man Mel0zz0 doch wohl eine Folge von Tafelbildern
zufchreiben, die für Federigo von Montefeltre, Herzog von Urbin0, auss
geführt wurde. UrfprüngIicl1 mögen es lieben gewefen fein; heute find nur
drei, eins im Berliner Mufeum, Zwei in der Nati0nalgalerie zu London, nachs
weisbar. Jedesmal f1tzt auf fiattlichern Throne eine reichgekleidete Frauens
gePca1t, unter denen nur eine CLondonJ deutlich als Musik gekennzeichnet ift,
die andern aber ebenfalls Freie Künste perf0nif1ciren, und vor ihr 1cniet eine
Bildnifsf1gur, ein Buch in Empfang nehmend; auf dem Berliner Bilde ifi das
Federig0 felbPc in höheren Jahren; fein Name und feine Titel laufen am Friefe
II Einzelne Farbendrucke der Arunde1 society.
2J Farbendruc1c der Arunde1 society. Pietro
des Girolam0, Karl; bereits am s. Ja11uar 1574, a1fo
1477 mit 17 Jahren Carc1in:11 ward, zu denken.
Ria.rio, der lsIauplsgänkX1ing des Paplies, Bruder
M km cleffen SchwePcerf01111 Rap11ae1 Riario, der