Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Der Süden. 
galerie Zu London hervorzuheben sind, zeigen die Hinneigung zu jener hers L0szd0k2, 
ben asketifchen Richtung, die wir damals in der Schule von Foligno finden. lYiiYkiiT.1. 
Hier hatte ein weit bedeutenderer, fehr productiver Maler feinen Sitz, 
den Vafari mit einem falfchen Familiennamen als vNiccolo Alunnocc in 
die Kunstgefchichte eingeführt hat, weil er in der verf1f1cirten Infchrift eines 
Bildes in S. Niccolo zu Foligno die VVorte pNicholaus alumnus Fulginiecc, d. h. daNik,0;;sIJm 
Zogling oder Sohn Foligno7s, mifsverstand, den wir aber JVicmZiJ cis; FoZz;;s7zo S 
oder nach feinem Vater JVZxwZz3 Eli LzZc27sczZrJJszs zu nennen haben II. Von I458 
an find Arbeiten von feiner Hand nachweisbar; er wurde I467 zum Gemeindes 
rath, I472 zu einem der Prioren in Foligno gewählt und starb I502. Die zahls 
reichen von ihm erhaltenen Werke bestehen, abgefehen von einigen Procefs 
Honsfahnen, aus grofsen, in viele Einzeltafeln zerfallenden Altarwerken von 
gothifcher Form mit spitzbogigem Schlufs der einzelnen Abtheilungen, kleis 
neren Bildern in den Giebeln und an den Pilaftern und starker Anwendung 
von Gold namentlich in den maff1ven Heiligenfcheinen. Auch die Auffaffung 
der Figuren ist alterthümlich; sie sind nicht ohne Charakter, aber fteif und 
hölzern, in der Bewegung ungeschickt oder fehlerhaft, dagegen in den Gewäns 
dem oft glücklich stilif1rt. Realiftifcher landfchaftlicher Grund ist felten, die 
Modellirung ist tüchtig, aber oft fchwer in den Schatten, die Farbe kräftig, 
aber meist einförmig braun, und es fehlt die Einheit des Lichtes. Aber im 
Ausdruck ist Nicco1o tiefer und selbständiger als die Senefen; feine echt 
umbrifche Gefühlswärme kann f1ch in Engeln und Madonnenköpfen oft zu 
hoher Schönheit und Lieblichkeit steigern, während er zugleich ebenfofehr 
des düster Schwärmerifchen und ASketifchen Herr ist, bei der Darstellung von 
Schmerz und Klage heftig erschüttert, manchmal allerdings auch in das Fratzens 
hafte verfällt. Gerade in Werken diefer Art zeigt er den unverkennbaren 
Einflufs eines merkwürdigen venezianifchen Malers, der seit I468 in den Mars 
ken und in den Abruzzen, besonders zu Ascoli thätig war, den wir aber erft 
fpäter be1sijckfichtigen können, des CmsZz2 6i7sfwsJZi. 
Unter Niccolols wichtigeren, meist mit dem Namen und der Jahrzahl bei 
zeichneten Werken sei zunächst das Bild mit dem frühesten Datum, I458, 
einer Madonna mit Heiligen im PaIazz0 Municipale, früher in S. Franccsco, 
zu Deruta bei Todi genannt. I465 ist eine Madonna mit musicirenden und Dckuk2k. 
verehrenden Engeln in der Brera zu Mailand, aus S. Francesco in cag1i, datirt. 1v1;.i12.2si, 
Das grofsartigste erhaltene Altarwerk Niccolo7s ist eine I466 bezeichnete, von Mem. 
zahlreichen Nebensiguren umgebcne Krönung Marias aus S. Ange1o in Montels 
pare in der Vaticansgalerie; feitwärts fechs ganze und fechs halbe Figuren von JFJ.m. 
Heiligen, an der Predella die Apostel, fchon recht realistifche Köpfe, kleinere Fis J TM 
guten an den Pilaltern, Brustbilder von Cherubim und Heiligen an den Giebeln. 
Von gleichem Jahre ift eine Proceff1onssStanclarte auf Leinwand in der Pinakos 
thek zu Perugia CFig. 200J, angefertigt für die Bruderfchaft der AnnunZiata, lFi:;1I1c2IFhsek 
datirt2J. Die Mitte nimmt Marias Verkündigung vor einer Gartenmauer ein, 
unter derselben werden Vertreter der Bruderfchaft durch die Heiligen Franciss 
cus und Clara empfohlen, in der Höhe thront Gott Vater, von anbetenden 
II .4cZe7s7;zo JiDoJi a. a. O. I. 
2J E. FäMc7s :1. a. O. I1l, 
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