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auch Zahlungen an feinen Bruder Davide für Arbeiten an derselben Stelle
eingetragen O. Heute ist von Domenico in Rom aus der Zeit dieses oder
eines späterenAusenthaltes nur ein Bild in der Sixtinisch en Capelle, das siskik.2.
dritte der ChristussSerie, vorhanden: die Berufung von Petrus und Andreas.
Trotz der dichten Gruppen zuschauenden Volkes mit zahlreichen Porträts1guren
sind die drei Hauptpersonen genügend hervorgehoben. Zwei Episoden, die
Berufung von Johannes und Jacobus, sowie Christus, der Aufnahme in das Boot
des Petrus und Andreas fordert, ordnen sich hinreichend unter, um die Einheit
der Handlung nicht zu verletzen, die Seelandschaft mit bergigen Ufern ist
malerisch und mit grossem Verständniss der Perspective behandelt. Die Farbe
Ist im Gegensatze zu den meisten anderen Florentinern hart, die Auffassung
vielleicht nüchtern, aber einfach, tüchtig und klar, so dass dieses Bild zu den
besten der Sistina zählt.
In Florenz malte Domenico zunächst einige Wandbilder in 0gnisanti, 1710kw,
die mit der Jahrzahl 1480 bezeichnet sind: den studirenden Hieronymus, eine 03MWj.
strenge, würdevolle Charaktersigur, mit vortrefflich ausgeführtem Beiwerk,
Büchern, Teppich, allerlei Geräth, als Gegenstück zum Augustinus von Sandro
B0tticelli; sowie das sehr schlicht aufgefasste Abendmahl im Refectorium. Ein
Bild gleichen Gegenstandes im kleinen Resectorium ,von S. Marco 2J ist im s.1v1akc0.
wesentlichen eine Wiederholung derselben Compos1tion: jedesmal die traditionelle
Anordnung an der langen Tafel, Johannes im Schosse Christi, vorn Judas
allein. In den Jahren 1481 bis 1485 malte er eine Wand in der Sala dell70ros
l0gio im oberen Stock des Palazzo Vecchio: eine reiche, perspectiviscl1 Wohls
gelungene Architektur von drei Triumphbögen; in dem mittleren der thr0s vMMi
nende Stadtpatron Zenobius zwischen zwei anderen Heiligen und in der Lünette
die Madonna mit Engeln; seitwärts Durchblicke in das Freie und im oberen
B0genfelde je drei römische Helden 3J.
Unmittelbar nachher entstand eine noch bedeutendere Schöpfung: die
Ausmalung von Francesco Sassetti,s Familiencapelle in santa Trinita, s2z22.k2z
inschriftlich vom 15. December 1485 datirt 4J. Zu den Seiten des Altars knieen TEII,1JJss
die charaktervo1len Porträtsiguren des Stifters und seiner Gattin Nera. Die Zweck
florentiner Kunst des 15. Jahrhunderts hat nichts hervorgebracht, was den
Stifterf1guren auf dem Genter Altar so nahe kommt; nicht in der Technik,
wohl aber in der Grossartigkeit des Realismus ist Domenico der slandrischen
Kunst verwandt. Darüber sieht man an den drei Wänden sechs Bilder aus der
Legende des heiligen Franz von Ass1s1: den Bruch mit dem Vater, die Bestätis
gung der 0rdensregeln durch den Papst, das Erbieten der Feuerprobe vor dem
Sultan, die Stigmatisation, die Erweckung eines todten Kindes, die Beweinung
des Heiligen CFig. 195J. Giotto7s Bilder in santa Croce hatten sich Domenico
eingeprägt, aber dessen Motive sind in den Stil einer neuen Zeit übertragen.
Die Vorgänge spielen sich in ruhiger Schlichtheit ab bei einer Fülle von Nebens
siguren mit ausgesprochenem Porträtcharakter der vornehmste Bürger von
II E. JWZ7xiz in der Gazette des beauxsarts, Ums periode, T. XII, CI875I: Ss 372s
2J Farbendruc1c der Arunde1 society.
3I N0tizen über Za111unge11 in den Florentiner Regelien bei Cczye, I, Si 577 Hi
4J Stiche von CczJ2Zo LczJi7zio; Z. Th. Farbendrucke der Arunde1 society.
Geschichte d. Malerei. II. IS