Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Äbtheilung. 
Erster Abfch11itt. 
blieb, die aber daneben auch die Malerei betrieben und in dieser sogar eine 
ganz eigenthiimliche Behandlungsweise und Technik ausbildeten, übrigens nur 
in der Tafelmalerei, da die Frescomalerei ihnen immer fremd blieb. 
Axxk0s3i0 und Dies gilt zunächst von .s4y2fwzio PoZZrzjoZo, geboren zu Florenz im Jahre I429, 
IJx1lTJZ10. gestorben I498 in Rom, wohin er durch grossartige Aufträge, die Grabdenks 
mäler der Papste Sixtus IV. und Innocenz VlII., geführt worden war; mit 
ihm ist sein jungerer Bruder Pz2sw, von Hause aus Maler, geboren I443, ges 
storben gegen I496, zusammen zu nennen. Wie beide Brüder in S. Pietro 
in Vincoli zu Rom ihr gemeinsames Grabmonument haben, so werden f1e auch 
als Maler meist gemeinsam behandelt, ohne dass versucht wird, die Arbeiten 
des Einen von denen des Andern.zu sondern. Zu bemerken ist, dass Albers 
tini7s Mernoriale von I5I0, jene kurze Aufzählung von Kunstwerken in Florenz, 
nur s:Piero Pullaroa als Maler kennt und diesem auch das Martyrium des Sebastian 
in dem 0ratorium S. Sebastiano de, Pucci bei der Annunziata, heute in der 
Londoner Nationalgalerie, zuschreibt, das Vasari, nachdem er alle vorher ers 
wähnten Gemälde als gemeinschaftliche Arbeiten der Bruder genannt hat, 
A1i10oio. ausdrücklich dem Ant0nio zuschreibt. Nun giebt es freilich fürAntonio7s Thätigs 
keit als Maler, abgesehen von Vasari7s Bericht, keinen weiteren Beleg in Urs 
kunden oder gef1cherten 1nschriften. Was aber veranlassen kann, ihn mit Vas 
sari als Urheber jenes I475 vollendeten Sebastiansbildes anzusehen, ist dessen 
Kupksr1Iicbs Uebereinstimmung in der Zeichnung und Formgebung mit den Kupferstichen 
von Antonio Pollajolo, unter denen ein Blatt, der Kampf zwischen zehn nacks 
Loi3d0o, ten Männern sBartsch 2J, mit seinem vollen Namen bezeichnet ist. Auf den 
dl;JiFkliTl. ziemlich hoch an den Baum gefesselten Heiligen schnellen vier Männer ihre 
Pfeile ab, während zwei andere Vorn ihren Bogen spannen; fern in der reich 
ausgebildeten Landschast zahlreiche Krieger zu Fuss und zu Ross und ein 
antikes Gebäude sFig. I9IJ1J. Eine in den Linien fest und glücklich gefügte Coms 
pof1tion mangelt dem Ganzen, doch die sieben fast nackten oder halb bekleides 
ten Gestalten zeigen das Ausgehen auf äusserste realistische Bestimmtheit der 
Form, ein sorgsältiges Modellstudium, aber zugleich ein ungewöhnlich gründs 
liches Studium der Anatomie und dabei die Fähigkeit, durch Kenntniss 
der Perspective der schwierigsten Verkürzung Herr zu werden. Wie in 
der Modellirung des Nackten, so lässt sich auch in dem scharf gezeichneten 
Gefält die Gewöhnung an die Metalltechnik erkennen. Das Eigenthiimliche 
der Behandlung besteht in der Schärfe des Umrisfes, der straffen Führung der 
Linien, dem Herausarbeiten der Flächen zu einer metallenen Glätte und Politur, 
endlich in der bis zur Illusion des Plastischen gesteigerten Modellirung. Das 
Mittel, diese Zu erreichen, ist eine besondere Maltechnik, die Anwendung von 
Lasuren, durchsichtigen Tönen, die eine untere Farbenschicht durchschimmern 
lassen, besonders in der Gewandung, bei starkem Impasto, das heisst fettem 
 Vortrage, in den Fleischpartieen. 1n1 wesentlichen ist die Technik noch die 
alte Temperamalerei, aber bei den.Lasuren ist Oel als Bindemittel vorauss 
zusetzen. Von Verständniss und Anwendung dersOelmalerei, wie sie in Flans 
dern ausgebildet worden, ist dabei noch keine Rede. Der Vortrag ist spröde, 
und dem starken Relief ist die Verschmelzung oft Zu sehr geopfert. 
T f. LIlI. 
JPqJiyzi,
	        
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