Die
Florentiner Schule.
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eines wunderthätigen Ke1ches aus dieser Kirche nach dem bifchoHichen Palaste.
Im Vorhofe der Annunziata endlich malte er die Einkleidung des heiligen
Filippo Benizzi, das erste Bild eines Cyclus, den fpät:er f.l2m77sm rZx2Z FcmY mit
ganz anderer Begabung fortfetzte.
Ein Schüler von ihm war PZkm zZz. J,zws722se2, bekannter als P222w
wie man ihn nach feinem Meister nannte, der ihn wie einen Sohn hielt, ges
boren 1462, gestorben 152 I. Er war eine phantasiifche, träumerifche Natur und
führte namentlich fpäterhin, als er sich auch künsilerifch in die verwandelte
Zeit nicht mehr zu schicken wufste, das Dafein eines Sonderlings. Ein bei
f0nderes Talent offenbarte er für die Landfchaft; Vasari berichtet, dass er
feinem Meister bereits in der Sixtinifchen Capelle geholfen und die fchöne
Landfchaft im Hintergrunde der Bergpredigt gemalt habe. In der Folge wurde
er aber auch von anderen feinem Meister überlegenen Künstlern in Florenz,
Z. B. von FzZzPPi72o LzZbJJz. berührt II. Sein Hauptwerk kirchlicher Malerei iPc die
Empfängnifs Maria aus der Annunziata, jetzt in den Ufiizien: die einzeln auf F10k;:22,
einem Postamente stehende begeiskerte Jungfrau, über ihr der heilige Geist, UMmni
feitwärts vier männliche Heilige, vorn Katharina und Margaretha auf den
Knieen. Das ist eine trefflich aufgebaute Compof1tion, kräftig im Colorit, viels
leicht etwas fchwer in den Schatten. Aber der phantastifche Piero di Cof1mo,
der fein Talent gern an Carnevalsaufzüge verfchwendete und aufser manchen
heiteren auch jenen furchtbar ernsten Aufzug mit dem Wagen des Todes
infcenirte, den Vafari weitläuHg beschreibt, hatte eine befondere Vorliebe für
pr0fane, aus antiker Mythologie und Dichtung gefch6pfte Gegenstände; manche
f0lche Bilder breiten Formates, meist mit kleinen Figuren, dienten einst zum GegeUüäades
Schmuck von Truhen und Möbeln, wie die drei Bilder aus der Gefchichte von
Perfeus und Andromeda in den Uffizien, und die noch fchönere, für Filipp0 r10k;:22,
Strozzi gemalte Befreiung der Andromeda ebenda, mit einer Fülle von Figuren, UmMni
Oft flüchtig und nicht immer glücklich in den Proportionen, aber poetifch in
der Auffaffung und fast fchon von moderner Breite der Behandlung. Noch
höher stehen der Tod der Prokris in der Londoner Nationalgalerie und Mars London,
Und Venus im Berliner Mufeum. Das ist das Bild, das im Belitze von Vafari b;TilFJiT.14
felbsi war: Die unter Myrthen ruhencle Venus macht der ,schalkhafte Amor iPFF21Fi2ä.
auf den gegenüber schlummernden Mars aufmerkfam; rings hocken Kaninchen,
Tauben fchnäbe1n sich, Eroten fpielen mit den Waffen des Gottes, eine heitere
Landfchaft mit felf1ger Küste in glücklicher Perfpective wirkt zur Gefammts
Plimmung mit. .Im Nackten ist einzelnes ungeschickt, aber die Modellirung ist
Von überrafchender Weichheit. Vom Eindruck antiker Denkmäle.r ifi weit
weniger als bei Sandro B0tticelli zu spüren, rein poetifch war Piero vom Alters
khum infpirirt, und dies ist hier etwa wie in Shakfpeare7s Sommernachtstraum
In die Sphäre des Märchenhaften gezogen.
Zahlreiche iiorentiner Maler jener Epoche waren aus Goldfchmiedsfamilien Die c;01d.
hervorgegangen oder felbsl am Anfange ihrer Laufbahn Goldfchmiede gewesen. schmiedet
Wir haben aber damals auch Beispiele von einigen hochbedeutenden Meisiern,
deren Hauptberuf Zeit ihres Lebens die Goldschmiedekunst und die Erzplaskik
m
II Lemzi;Zf.ezf in der Zeitfc11rift für bildende Kunst, lX, S. I73.
Unserer Anf1cht nach richtige Bemerkung, c1afs Piero, trotz P7:jkzyiIs
nicht in Oel gemalt habe.
Ebenda S. 75, Anm. die
Behauptung, in Tempera und