Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
Abthei1ung. 
Erster Abfchnitt. 
des Florentiner oder des pisaner Domes, lachende Gegenden mit Bergen im 
Charakter von Toscana. 
In diesen Friedhofshallen, wo ein Jahrhundert früher so ergreisende Bilder 
wie der Triumph des Todes, das Jüngste Gericht gemalt worden waren, schafft 
Benozzo Gemälde, in denen nichts an die ernste Bedeutung des Ortes erinnert, 
und zaubert das blühendste Leben an der Stätte des Todes hervor. Freilich 
 hat auch diese, durchgängig idyllische Haltung etwas Weitschweif1ges, Ermüs 
dendes; bei den Hauptm0menten fehlt es überall an selbständigen, eindruckss 
vollen Motiven, die Geberdensprache ist einförmig, der liebenswürdige Benozzo 
ist kein origineller Geist. Auch lehnt er sich gern an, besonders an LwwzZo 
GJz2ZzsJsZzT5 Compos1tionen auf der ehernen Hauptthüre des Baptisteriums. Wo er 
den gleichen Gegenstand behandelt, beim Opfer Abrahams, bei dem Davids 
bilde, bei der Königin von Saba, ist das Aufnehmen von Hauptmotiven wie 
das Eingehen aus Ghiberti7s Comp0s1tionsprincipien, aus dessen Aufbieten des 
grössten malerischen Apparates wahrzunehmen. 
 Auch im Einzelnen spürt man das Unzureichende von Benozzo7s Formens 
kenntniss. Es ist ihm in allen feinen Schöpfungen anzumerken, dass er aus 
der Schule FzkJoZxsIs, in der der Körper immer noch nach einem bestimmten 
Schema aufgefasst wurde, nicht aus der realistischen fl0rentiner Richtung, die 
unmittelbares Naturstudium mit wissenschaftlicher Ergründung der Form vers 
band, hervorgegangen war. Er versucht lich mit Vorliebe in graziösen Stels 
lungen, selbst in kühnen Verkürzungen; aber diese gerathen nicht immer cors 
rect, die Proportionen sind unsicher, die einzelnen Körpertheile und namentlich 
die Gelenke mangelhaft durchgebildet. Auch in der Linienpcrspective ist er 
schwach, und bei dem reichen arcl1itektonischen Beiwerk versteht er es nicht, 
einen einheitlichen Augenpunkt festzuhalten. Bei solchen Schranken seiner 
Begabung und seines Wissens  kann er sich mit den zuvor behandelten Meistern, 
den beiden FzZzJFo LzjJpj und Fmm77so Bz2z7zixeZZzi, nicht messen. 
c0r.mcz CoX577zo lZoJJcsZZi, geboren zu Florenz I439, gestorben am 7. Januar I5o7, 
RoMh. war der Schüler des mittelmässigen Nachzüglers lVrsyi di Extra. gewesen, und 
neigte sich, als er selbständig ward, zwar der realistischen Richtung zu, aber 
ohne volle Sicherheit und Schulung. Die stehende heilige Barbara zwischen 
Johannes dem Täufer und Matthias, einst in der Annunziata, jetzt in der 
 Akademie zu Florenz, zeigt noch alterthümliche Züge. Bedeutender, sein 
.bestes Tafelbild, ist die Krönung Marias mit zahlreichen Engeln und Heilis 
bjsäd1ä1;i1kei;:a gen in Santa Maria Maclclalena dei Pazzi, in den Köpfen charaktervoll, doch 
d2sp222i. ohne seineres Leben, in der Farbe kräftig, aber hart. Als Frescomaler hat 
3Y:31;1ä. er unter Sixtus IV. in der sixtinischen Capelle gewirkt, ist aber unter denen, 
die hier gemalt haben, vielleicht die am wenigsten hervorstechende Individus 
alität. Das dritte und das vierte M0sesbild: Her Untergang Pharaos im rothen 
Meere und Moses auf Sinai nebst der Zertrümmerung der Gesetzestafeln, dann 
 das vierte und das sechste Bild gegenüber, die Bergpredigt und das Abends 
mahl, rühren von ihm her. Die Hauptmotive der Handlung sind meist unbes 
deutend und ausdruckslos, aber ähnlich wie bei Benozzo sind manche Episoden, 
besonders auf der Bergpredigt, anmuthig und einzelne Nebensiguren, besonders 
Fkeske22 is weibliche, recht gefällig. Das Gleiche gilt von seinem 1486 gemalten Frescos 
s.AFkiii:iJZk0. bilde in der capella del mjracol0 zu S. Ambrogio in Florenz: der Uebertragung
	        
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