Iy6
Buch.
Drittes
Abthei1ung.
Ekfier Abschnitt.
fein Vorbild, aber er ging an Vertiefung des Ausdrucks und an Schönheit der
Behandlung über dasselbe hinaus. Dem Heiligen, der auf einem Felsblock vor
seinem auf einem Baumstrunk aufgeschlagenen Lesepulte sitzt, tritt die Madonna,
von vier Engeln geleitet, milde gegenüber. In der Landschaft das Kloster
und ein paar Cistercienser als Stafsage; vorn rechts das charaktervolle Brusts
bild des Stifters. Schwärmerei, Huld, Verehrung find psychologisch meisters
haft ausgedrückt, und schon Vafari bewunderte die Vollendung, mit der das
Beiwerk, Felsen, Gras, Bücher, gemalt sind. Die TemperasTechnils: ist hier so
behandelt, dass sie an Solidität und Leuchtkraft mit der Oelfarbe wetteifert13.
UkH2ie11. In den UfHzien befindet sich ein grosses Gemälde Filippino7s, das einst den
Saal der Acht im Palazzo della Signoria schmückte: die thronende Madonna
mit dem Kinde zwischen den Heiligen Victor und Johannes dem Täufer, Berns
hard und Zenobius; in der Höhe Engel mit einer Blumenguir1ande und das
Wappen von Florenz. Dieses Werk, das in den Typen und Zum Theil in den
Gewandmotiven dem Sandro Botticelli befonders nal1ekommt, ist inschriftlich
ssa,ks,co vom 2o. Februar I485, nach unsrer Zeitrechnung I486, datirt.2J In S. Spirito
Dirne. befindet sich noch ein Madonnenbild, das der Künstler im Auftrage von Tanesi
de, Nerli gemalt hatte. Das Kind im Schosse der thronenden Mutter beugt
sich zu dem Johannesknaben herab; unten knieen der Stifter und seine
Gattin, durch St. Martin und die heilige Katharina empfohlen. selten ist der
Meister so edel in den Motiven und so. fein in der Empfindung wie hier. Eine
Madonna in landschaftlicl1er Umgebung zwischen den knieenden Heiligen Dos
minicus und Franciscus, auf der Predella der todte Christus mit Joseph von
Arimathia, Magdalena und FranciscuS, früher in S. Pancrazio zu Florenz, mit
dem Wappen der Familie Ruce1lai, belindet sich in der NationalsGalerie zu
gBaL:Y;:. London. Mehrere Madonnenbilder im Berliner Museum, eins mit der Stadt
iMsuks1. Florenz und dem Palazzo Vecchio im Hintergrunde, find von mässiger Bei
deutung, desto wichtiger aber ist ein Bild aus S. Procolo in Florenz ebendort:
der Gekreuzigte, dessen Blut drei Engel in Kelchen auffangen, nebst Maria und
Franciscus auf den Knieen, aus Goldgrund. Hier kommen, bei dürren, ascetis
schen Formen Christi peinvolles Leiden, die Fassung im innigsten Schmerz bei
Maria, die verzijc1cte Schwärmerei bei dem heiligen 0rdensstifter zur Geltung.
Wochen, In der Münchener Pinakothek befindet sich ein Bild aus der Barfiisserkirche
Pmakmheki bei Prato: Der auferstandene Christus seiner Mutter erscheinend. Beide knieen
in der Landschaft einander gegenüber, in der Höhe erscheint Gott Vater
zwischen Engeln, auf der Predella ist die Auferstehung zwischen sechs Heiligen
zu sehen.3J
11;1fczF;s;. Mit diesem Bilde und noch mehr mit der für S. Donato degli Scopetani
ibei Florenz gemalten, in der Inschrift vom 29. März 1496 datirten Anbetung
der Könige in den UfHzien beginnt der spätere Stil des Künstlers. Die feine,
vollendete Durchführung, wie auf dem Bilde der Badia, hat einer breiteren
Behandlung Platz gemacht, die Compos1tion ist mit überlegter Kunst aufges
baut, das Ganze reich an trefHichen Einzelzügen und an lebensvollen Porträts
lJ Farbenc1ruck der Ar11ndel society. E. FäJjJfws.s Den1cm. it. Ma1., II, Taf. 43.
2J N0tizen über die Zah1ungen am 27. Sept. 1485 und am 7. Juni I486 bei Gxz;ws,
3J Gegen 1495 vollendet. Vgl. J1JfZxzJzefIs Vafari, III, S. 465, Anm.
582 f.