Die Florentiner Schule.
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JesZZiizo, geboren um I422, gestorben I457, war in seiner Werkstatt aufges
wachsen und wurde später deren Leiter, und wir dürfen wahrscheinlich auf
ihn allein beziehen, was Vasari beiden an noch erhaltenen Arbeiten zuschreibt
und was er überhaupt über beide in künstlerischer Hinsicht aussagt. Anfangs
war er von Andrea del Castagno bestimmt. Sein schwerfälliger Rea1ismus
tritt uns in der für den Palast der Signoria gema1ten Anbetung der Könige,
jetzt in den Uffizien, entgegen. Wir finden hier sorgsamste Behandlung iFi0k7ii2,
der Thiere und der Einzelheiten in der Landschaft sowie vortrefHiche Pors U6Yeni
trätköpfe, aber desto unerfreulicher sind die Hauptsiguren; Maria, das Kind,
Joseph, sogar die Könige haben mürrische Gesichter mit grosser Nase und halb
geöffneten Augen, und das Ganze ist ein Gedränge, aber keine C0mposition.
In der Farbentechnik des im Grundton ziemlich dunklen, im Auftrag rauhen Fski29H.
und ungleichartigen Gemäldes ist ein Experiment gemacht worden; ob das Mhmk.
einer primitiven und noch wenig verstandenen Anwendung von Oel als .Bindes
mittel, lässt sich schwer entscheiden.
In der für S. Jacopo zu Pistoja gemalten Dreifaltigkeit, jetzt in der Nati0s
nalgalerie zu London, zeigt Francesco dagegen eine Hinneigung zur Richtung gTlYY1T.
des Pisa FiZzZJpo LzZJJJzi, und in der späteren Zeit feiner kurzen Laufbahn schloss
er sich diesem mehr und mehr an, ja er hat sogar, was durch ältere Zeugs
nisse beglaubigt ilt1J, für dessen jetzt im Lateran befindliches Altarbild aus
S. Croce die Predella gemalt, die Christi Geburt und vier Scenen aus den ,,HjZZZJ,j;c,
Legenden der oben dargestellten Heiligen enthielt, und von der sich drei Stücke P2kis,
jetzt in der Akademie zu Florenz, zwei im Louvre befinden. Louvre,
Zu den eigentlichen Schülern Fra Filippo7s gehörte nach Vasari Sandro BZi;3;1;FH
ZZz2ZZiwZZi, geboren 1447, gestorben am I7. Mai I510, ursprünglich Zum Golds
schmiedshandwerk erzogen. In der Tafelmalerei wetteifert er mit seinem
Meister; auch als Frescomaler hat er Tüchtiges geleistet. In dieser Eigenschaft
lernt man ihn wesentlich in Rom kennen, wohin Papst sixtus IV.
mehrere hervorragende toscanische und umbrische Maler berufen hatte, um
in der I473 im Bau begonnenen Sixtinischen Capel1e im Vatican zwei fortlaus sj,JJjs;sjsFzhe
fende Bilderreihen aus der Geschichte Mosis und Christi zu malen, Werke, auf CspsUOi
die wir in der Folge mehrfach zurückzukommen haben 2J. Nach Vasari hätte
Sandro Botticelli die 0berleitung des ganzen Unternehmens gehabt, was jedoch
nicht wahrscheinlich ist; wohl aber rühren drei Bilder von seiner Hand her:
das zweite Bild der Mosesreihe, dessen Jugendgeschichte, das fünfte Bild ders
selben, die Strafe der Söhne Aarons und der Untergang der Rotte Korah,
das zweite Bild gegenüber, die Versuchung Christi.
Masaccio und selbst Filippo Lippi gegenüber sind Sandro7s Wandbilder
unruhiger, schon dadurch, dass meist eine Fülle einzelner Momente, der ganze
Vek1auf eines Ekzäh1uk1g, in derselben Composition vereinigt ist. Siebenmal
kommt Moses auf den ersten Bilde vor: Rechts erschlägt er den Aegypter;
im Hintergrunde entflieht er; er vertreibt die Hirten vom Brunnen, die den
Töchtern Jethros das Schöpfen gewehrt hatten; er giesst vorn in der Mitte
und
Abdruck bei Orange
U Aufsek durch IZzzJezyf fchon durch XlZ5eyJfJci1.v Mem0riale C151oJ; vgl. den
CrzwZmJeZle, deutsch, II, s. 44o.
2J Stiche aller dieser Bilder find von der römischen Calc0graiia publicirt.