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Drittes Buch.
Abtheilung.
Erster Abschnitt.
Gewölbe find die Evange1iPcen, an den beiden Hauptwänden DarPcellungen aus
den Legenden von Johannes dem Täufer und St. Stephanus zu fehen; jeders
feits drei Hauptmomente: die Geburt des Johannes; der Abschied des Knaben,
der in die Wüste Zieht, von feinen Eltern; Herodjas tanzend und mit dem
Haupte. des Johannes. Gegenüber die Geburt des Stephanus; feine Weihe
zum Diakonen; die Todtenfeier an feinem Leichnam. Aufserden1 find jedess
mal andere Epifoden der Legende, die noch auf die Fenfierwand übergreifen,
zur Vervollständigung angereiht.
Die Nachf0lge Mafacci07s zeigt lich bef0nders in der trefflichen Modellis
rung und Abrundung der Gestalten, der fchönen Gruppenbi1dung, der fatten
Farbe und durchgehenden malerifchen Haltung. Die Vorzüge in der Auffafs
fung liegen aber überwiegend in den Einzelheiten, den würdigen männlichen,
den reizenden weiblichen Charakteren, dem gefällig behandelten Zeitcofiüm.
Doch die porträtartigen NebenHguren und Zufchauer, fo lebensvo1l sie an lich
find, hat Fra Fi1ippo falI fchon im Uebermafs angewendet, und damit hat er
lich von der edlen Vereinfachung Mafaccio1s entfernt. Die C0mp0f1tion felbPc
geht oft zu fehr in das Einförmige und Reif Symmetrifche; und fpricht auch
im Ganzen malerifcher Sinn aus dem Verhältnifs der Figuren zur räumlichen
Umgebung, fo nimmt der Maler doch gern zur Erleichterung des Problems
die architektonifchen Perfpectiven, wie bei der Beweinung des stephanuS, ganz
von vorn.
Die Apf1S des Domes zu Spoleto, Filippo7s letzte Arbeit, erPc nach feinem
Tode von feinem Gehilfen Pia Dzkz7;zmzz2s vollendet, fleht vielleicht in der Auss
führung nicht durchweg auf gleicher Höhe, hat aber auch ihre befonderen
Vorzüge U. Ein Fries, der die Wand abfchliefst, enthält den Tod Marias
zwischen Verkündigung und Cl1riPci Geburt, getrennt durch PilaPcer aber mit
gemeinfame1n Hintergrund, einer phantaftifchen Landfchaft, die hier eine Hütte
unter Trümmern, dort elegante Renaiffancegebäude begrenzen; die Halbs
kuppel enthält den thronenden Gott Vater, der im Kranze von Engeln, Pros
pheten und sibyl1en Maria krönt. Zur ElciIafe und andächtigen Feierlichs
keit, wie Fra Giovanni da Fiefo1e, erhebt Filippo Lippi lich nicht, aber das
Ganze ist hinreifsend freudig und festlich.
Noch anziehender und eigenthü1nlicher find feine Tafelbi1der. In diefen
eröffnet Fra Filippo die Reihe der Meister, die vom modernen Geist erfüllt
find. Das statt1ichPce unter feinen gröfseren A1tarbildern ist die Krönung
F10kex27,, Marias in der Akademie zu Florenz, im Jahre I441 für die Kirche S. Ambr0gi0
Mademle. auf Bestellung des Priors Francesco Maringhi gemalt 2j CFig. 183J. Das Bild,
das in drei Runclbögen, deren mitt1erer höher ist, fchliefst, erinnert noch an
die Form des Triptychons, nur dass die trennenden Pilafter fortgeblieben find,
und das Ganze Eine C0mpof1ti0n bildet. Der knieenden Maria fetzt der thros
nende Gott Vater die Krone auf; scharen holder Engel mit Li1ienPcengeln
drängen lich auf beiden Seiten. Vorn am Rande stehen zwei grofsartige Ges
II Jkof72i, Taf. 73.
2J Nach ver10rengegangener Inschrift;
FXMeJs, Den1in1. ital. Malerei, H, Taf. 32,
vgl.
33.
JkJ:7m7eJicr
6I5s
Anm.
bei E.
Stich