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Dritte; Buch.
Abt11eilung.
ErlIer
Abschnitt.
Kreuzgewölbes über dem Altar von feiner Hand vollendet: Christus zwifchen
Engeln und der Chor der Propheten, Bilder mit ausdruckSvollen charakteren
und in grofsartiger Anordnung.
1ik2m, In Rom ist eine Capelle Eugens IV. im Vatican, die er gemalt hatte,
wUWi untergegangen, die 1447 beg0nnene Capelle Nico1aus7 V. daselbst, in den Recl1s
nungen als vstudiou bezeichnet, erhalten. Sie zeigt in zwei Reihen Bilder aus
den Legenden von Stephanus und Laurentius, an den Pilastern einzelne
Heilige, an der Decke die Evangelisten1j. Diese Darstellungen befitzen Giovanniis
alte 1nnigkeit, feinen fc11lichten Adel der Linien, feine weihevolle Gkemeffens
heit, aber die Einwirkungen des realistifchen und modernen Stils sind in der
Arbeit des mehr als fechzigjährigen Meisters unverkennbar. Als Stephanus
zum Tode geführt wird, könnte zwar die Acti0n noch ungezwungener fein,
aber bei feinem Verhör vor dem Rath ist das dramatische Leben in allen
Charakteren vortrefflich. Vielfach sprechen fein empfundene Episoden aus
dem täglichen Leben unmittelbar zum Herzen, fo die andächtige Mutter mit
dem Kinde bei der Predigt des Heiligen, dann auf den beiden Bildern des
Almofenfpendens der Blinde, der f1ch herantastet, die vertrauensv0ll nahenden
Kinder, das Mitleid, die Verfchämtheit, die Dankbarkeit in den Anwefenden
sFig. I8IJ. Mit Interieurs im Renaifsancestil weifs er fertig zu werden, indem
er den perfpectivifchen Einblick ganz von vorn nimmt. Diefe Capelle liegt
dicht neben den Gemächern, in denen Raphael gemalt hat, aber auch nach
dem Anblick der gröfsten Meisterwerke der Renaiffance wird man noch durch
die Einfalt, den holden Frieden und die Gefühlswärme in den Schöpfungen
Ente. des Fra Giovanni Ange1ico ergriffen. 1m Jahre I455 starb der Meister in Rom
und wurde in der Kirche feines Ordens, santa Maria sopra Minerva, begraben.
Während uns feine Werke. das Nach1eben einer älteren Richtung zeigen,
bricht bei einigen anderen gleichzeitigen Malern die neue realistifche Richtung
desto gewaltsamer aber zugleich fo einfeitig hervor, dafs f1e es nicht zu einem
P2010 wahrhaft harmonischen Stil zu bringen vermögen. Pack di Dwzc;, genannt sJts
UMHOi ceZZc2, geboren I397, gestorben am 1l. December I475, ging bei ausgefproches
nem Naturalismus darauf aus, nicht nur die Menschen, fondern auch die
Thiere nach dem Leben zu studiren; feine Vorliebe für die Darstellung von
Vögeln fcheint die Ursache feines Beinamens zu fein. Zugleich war er aber
eine Natur von ausgefprochen wiffenfchaftlicher Richtung und hatte f1ch unter
dem Einfluffe Brunelleschi7s und des Mathematikers Manetti vorzugsweise dem
Studium der Perfpective zugewendet, fowohl was die Linienperfpective in
architektonifchen Ansichten als auch was die richtigen Stellungen und Vers
kürzungen in den Figuren betrifft. Nur verlor er sich dabei zu fehr in das
Experimentiren, die Motive wurden oft zu gesucht, und ihm, dem Naturalisten,
ging gerade die ungezwungene Natürlichkeit oft verloren. Nur wenig ist von
feinen Werken erhalten; unter den Wandbildern find fechs einfarbig grün ges
Florenz, malte Bogenfelder im Kreuzgange von Santa Maria Novella das Wichtigste:
Fj..,1FHfZ Momente aus der Genef1s von der Erfchaffung der Thiere bis zur Verfpottung
KkW3Mgs des trunkenen Noah. Das interessanteste ist die SintHuth2J sFig. 182J. Unges
O Stiche der Arunde1 society.
2J J6zWzi, Atlas, Taf. 3o.