Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

158 
Dritte; Buch. 
Abt11eilung. 
ErlIer 
Abschnitt. 
Kreuzgewölbes über dem Altar von feiner Hand vollendet: Christus zwifchen 
Engeln und der Chor der Propheten, Bilder mit ausdruckSvollen charakteren 
und in grofsartiger Anordnung. 
1ik2m, In Rom ist eine Capelle Eugens IV. im Vatican, die er gemalt hatte, 
wUWi untergegangen, die 1447 beg0nnene Capelle Nico1aus7 V. daselbst, in den Recl1s 
nungen als vstudiou bezeichnet, erhalten. Sie zeigt in zwei Reihen Bilder aus 
den Legenden von Stephanus und Laurentius, an den Pilastern einzelne 
Heilige, an der Decke die Evangelisten1j. Diese Darstellungen befitzen Giovanniis 
alte 1nnigkeit, feinen fc11lichten Adel der Linien, feine weihevolle Gkemeffens 
heit, aber die Einwirkungen des realistifchen und modernen Stils sind in der 
Arbeit des mehr als fechzigjährigen Meisters unverkennbar. Als Stephanus 
zum Tode geführt wird, könnte zwar die Acti0n noch ungezwungener fein, 
aber bei feinem Verhör vor dem Rath ist das dramatische Leben in allen 
Charakteren vortrefflich. Vielfach sprechen fein empfundene Episoden aus 
dem täglichen Leben unmittelbar zum Herzen, fo die andächtige Mutter mit 
dem Kinde bei der Predigt des Heiligen, dann auf den beiden Bildern des 
Almofenfpendens der Blinde, der f1ch herantastet, die vertrauensv0ll nahenden 
Kinder, das Mitleid, die Verfchämtheit, die Dankbarkeit in den Anwefenden 
sFig. I8IJ. Mit Interieurs im Renaifsancestil weifs er fertig zu werden, indem 
er den perfpectivifchen Einblick ganz von vorn nimmt. Diefe Capelle liegt 
dicht neben den Gemächern, in denen Raphael gemalt hat, aber auch nach 
dem Anblick der gröfsten Meisterwerke der Renaiffance wird man noch durch 
die Einfalt, den holden Frieden und die Gefühlswärme in den Schöpfungen 
Ente. des Fra Giovanni Ange1ico ergriffen. 1m Jahre I455 starb der Meister in Rom 
und wurde in der Kirche feines Ordens, santa Maria sopra Minerva, begraben. 
Während uns feine Werke. das Nach1eben einer älteren Richtung zeigen, 
bricht bei einigen anderen gleichzeitigen Malern die neue realistifche Richtung 
desto gewaltsamer aber zugleich fo einfeitig hervor, dafs f1e es nicht zu einem 
P2010 wahrhaft harmonischen Stil zu bringen vermögen. Pack di Dwzc;, genannt sJts 
UMHOi ceZZc2, geboren I397, gestorben am 1l. December I475, ging bei ausgefproches 
nem Naturalismus darauf aus, nicht nur die Menschen, fondern auch die 
Thiere nach dem Leben zu studiren; feine Vorliebe für die Darstellung von 
Vögeln fcheint die Ursache feines Beinamens zu fein. Zugleich war er aber 
eine Natur von ausgefprochen wiffenfchaftlicher Richtung und hatte f1ch unter 
dem Einfluffe Brunelleschi7s und des Mathematikers Manetti vorzugsweise dem 
Studium der Perfpective zugewendet, fowohl was die Linienperfpective in 
architektonifchen Ansichten als auch was die richtigen Stellungen und Vers 
kürzungen in den Figuren betrifft. Nur verlor er sich dabei zu fehr in das 
Experimentiren, die Motive wurden oft zu gesucht, und ihm, dem Naturalisten, 
ging gerade die ungezwungene Natürlichkeit oft verloren. Nur wenig ist von 
 feinen Werken erhalten; unter den Wandbildern find fechs einfarbig grün ges 
Florenz, malte Bogenfelder im Kreuzgange von Santa Maria Novella das Wichtigste: 
Fj..,1FHfZ Momente aus der Genef1s von der Erfchaffung der Thiere bis zur Verfpottung 
KkW3Mgs des trunkenen Noah. Das interessanteste ist die SintHuth2J sFig. 182J. Unges 
O Stiche der Arunde1 society. 
2J J6zWzi, Atlas, Taf. 3o.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.